Corona-Krise: Warum tragen Verkäufer keinen Mundschutz?

1.4.2020, 07:59 Uhr
Corona-Krise: Warum tragen Verkäufer keinen Mundschutz?

© Foto: Andre De Geare

Günter Baumann war am Samstag Brötchen einkaufen und stellte dabei verwundert fest, dass die Verkäuferinnen beim Eintüten der Backwaren zwar alle Handschuhe trugen, aber keinen Mundschutz. Da die Hauptübertragung des Corona-Virus über Tröpfcheninfektion erfolgt, sei die Gefahr einer Übertragung des Virus auf die Lebensmittel doch sehr groß, findet er.

"Wäre es daher nicht angebracht, dass zumindest bei der aktuellen Situation beim Umgang mit offenen Lebensmitteln wie in Bäckereien und Metzgereien ein Mundschutz getragen werden sollte?", fragte er in einer E-Mail an die Neumarkter Nachrichten.

Mundschutz wegen Corona: "Es gibt keine Vorschriften"

Roland Ehrnsberger, seit 18 Jahren Lebensmittelüberwacher im Landkreis Neumarkt, winkt hier allerdings ab: "Es gab und gibt keine Vorschrift, dass das Tragen eines Mundschutzes bei uns verpflichtend ist."

Auch in Zeiten von Corona gebe es keine verschärften Vorschriften, auch nicht im Umgang mit offenen Lebensmitteln wie zum Beispiel Brot, Fleisch oder Fisch. "Es gelten hier die allgemeinen Hygienevorschriften, die es schon immer gibt", sagt er. Das heißt, Verkäufer, die Brötchen oder Wurst einpacken, müssen saubere Hände haben und sollten regelmäßig Hände waschen.

Händewaschen ist sinnvoller als Mundschutz

Das gelte vor allem, wenn Verkäufer beim Kassieren Bargeld anfassen und das Wechselgeld überreichen. "Danach müssen Sie sich die Hände gründlich waschen, das ist aber nicht neu, sondern schon immer so", sagt Roland Ehrnsberger.

Für Läden, die offene Lebensmittel verkaufen wie Bäckereien, Metzgereien und Fischläden sei daher vorgeschrieben, dass ein Handwaschbecken vorhanden sein muss, damit sich die Mitarbeiter eben regelmäßig die Hände waschen können. Handschuhe müssen die Verkäufer in diesem Lebensmittelbereich ebenfalls nicht tragen, erklärt Ehrnsberger weiter. Denn werden Plastikhandschuhe längere Zeit getragen, sei das schlecht für die Haut.

Lebensmittelkontrolleur über Coronavirus: "Das ist alles gar nicht so einfach"

Außerdem mache es wenig Sinn, wenn ein Mitarbeiter beispielsweise von früh um 7 Uhr bis nachmittags um 15 Uhr die gleichen Handschuhe trage, da sei regelmäßig Händewaschen viel sinnvoller. Und wer Handschuhe trage, der müsste sie regelmäßig wechseln. "Aber was heißt schon regelmäßig?", macht Ehrnsberger die Problematik deutlich. "Das ist alles gar nicht so einfach."

Das Verwenden von Desinfektionsmittel sei ebenfalls nicht vorgeschrieben. Hände sollten nur desinfiziert werden, wenn es nötig ist. "Das entscheidet jeder selbst", stellt Ehrnsberger klar. "Wenn ich mit rohem Geflügelfleisch gearbeitet habe, dann würde ich danach meine Hände desinfizieren", nennt er ein Beispiel.

Kunden sind momentan sensibler

Letztlich aber liege es in der Verantwortung des Ladenbesitzers, der Ladenbesitzerin dafür zu sorgen, dass die Mitarbeiter hygienisch einwandfrei und sauber arbeiten. "Er oder sie muss bewerten und entscheiden, wann was nötig ist", erläutert der Lebensmittelkontrolleur.

Das gelte für die allgemeine Hygiene, aber auch zum Beispiel dafür, wie Verkäuferinnen ihre Haare tragen. "Lange Haare sollten vernünftig zusammengebunden sein, dass es eben sauber und hygienisch ist."

Auch darauf müsse der Chef oder die Chefin achten und die Mitarbeiter entsprechend belehren. Ein Häubchen, wie es in manch anderen Ländern üblich ist, sei in Bayern aber nicht notwendig. "Momentan reagieren viele Leute viel sensibler. Viele schauen jetzt einfach verschärft drauf", weiß Roland Ehrnsberger.

Deutlich mehr Hygiene-Anfragen an Behörden

Auch in seiner Behörde würden deutlich mehr Anfragen und Beschwerden zum Thema Hygiene eingehen als vor Corona-Zeiten. Doch wer mit Lebensmittel hantiert, der müsse schon immer die allgemeinen Hygieneregeln beachten.