Neun Tote nach Corona-Infektion in Langenzenner Seniorenheim

Sabine Dietz

Lokalredaktion Fürth

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6.4.2020, 19:34 Uhr
Der Eingangsbereich der Awo-Seniorenbetreuung in Langenzenn.

© Foto: Thomas Scherer Der Eingangsbereich der Awo-Seniorenbetreuung in Langenzenn.

Bis Sonntag starben in dem Seniorenheim an der Nürnberger Straße acht Menschen, bei denen das Coronavirus nachgewiesen wurde. Am Montagmorgen kam eine über 80-Jährige hinzu, die allerdings wie die anderen Verstorbenen stark vorerkrankt war, erklärte Robert Schneider, Geschäftsführer der Awo Neustadt/Aisch-Bad Windheim als Betreiber der Betreuungseinrichtung, auf FN-Nachfrage.

"Dass Leute bei uns sterben, ist nichts Ungewöhnliches", sagt er, würden doch schwerst Pflegebedürftige in dem Haus mit 113 Plätzen betreut. Das liege an dem Allgemeinbefinden der Bewohner "und sie sind in Pflegeheimen in der Regel hochbetagt und sehr hinfällig; da muss man damit rechnen, dass sich Todesfälle konzentrieren, wenn so ein Virus grassiert".

Erschwerend kommt im Langenzenner Fall nach Schneiders Einschätzung das dort praktizierte offene Betreuungskonzept hinzu. Das ist – auch baulich – auf Sozialkontakte ausgelegt, so dass insbesondere an Demenz Erkrankte in den Gemeinschaftsräumen Gesellschaft erfahren können. "In unserem Heim in Neustadt, das älteren Baujahres ist und wie ein Krankenhaus mit von einem Flur abgehenden Zimmern angelegt ist, ist es in der Corona-Krise einfacher, die Menschen voneinander fernzuhalten", so Schneider.

Von aktuell 100 Bewohnern seien in dem Langenzenner Heim mittlerweile 66 mit dem Coronavirus infiziert. Getestet seien alle, "doch die letzten Ergebnisse stehen selbst nach sieben Tagen noch immer aus", bemängelt er. Und die Menschen befänden sich während dieser Phase der Ungewissheit weiter im Haus. Insoweit "ist überhaupt nicht absehbar, wie sich die Situation weiterentwickelt", sagt Schneider. "Fakt ist, dass wir derzeit sehr viele betreuen, denen es relativ schlecht geht."

"Das ist die eigentliche Tragik"

Die "eigentliche Tragik" aber für ihn ist, "dass wir Sterbende nicht adäquat begleiten können, weil wir uns wegen Personalengpässen auf die grundpflegerische Versorgung konzentrieren müssen. Das ist emotional sehr belastend, auch für die Mitarbeiter". Und von der 85 Personen zählenden Stammbelegschaft fallen ebenfalls etliche aus: 32, Stand gestern Abend, sind mit dem Virus infiziert.

Fast Glück im Unglück habe er, so Schneider, jetzt allerdings mit einem Personaldienstleister gehabt. Über ihn konnte er 23 Zeitarbeiter akquirieren, die kurzfristig einsetzbar waren. Und zu Schneiders Überraschung "sind da extrem gute und belastbare Leute dabei, die sogar Doppelschichten machen. Das ist für uns derzeit Gold wert." Über Ostern sei die Versorgung der Bewohner damit sichergestellt, meint Schneider.

Schon am Freitag hatte sich die Heimaufsicht eine Übersicht über die Lage in dem Heim verschafft. Nach Angaben eines Sprechers des Landratsamts wurde vereinbart, dass die positiv getesteten Pflegekräfte weiterhin die positiv getesteten Senioren versorgen dürften, sofern sie keine Krankheitsanzeichen haben.


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