Einmal testen, bitte: So läuft es im Corona-Testzentrum in Gunzenhausen ab

5.11.2020, 06:02 Uhr
Einmal testen, bitte: So läuft es im Corona-Testzentrum in Gunzenhausen ab

© Foto: Isabel-Marie Köppel

Maske runter, Mund weit aufmachen und "vorsichtig in die Nase", warnt Dr. Manfred Kreß den Mann hinter dem Lenkrad vor, kurz bevor er das Teststäbchen dort hineinsteckt. Trotzdem ist ein Röcheln, Schniefen und Räuspern zu hören. Es ist eben nicht angenehm, wenn jemand mit einem großen Wattestäbchen in Mund und Nasenloch umherkreist – egal wie vorsichtig und freundlich derjenige ist.

Denn das ist Manfred Kreß. Stets mit einem munteren "Guten Morgen" begrüßt er jeden, der in der Corona-Teststation in Gunzenhausen vorfährt. Kreß ist Allgemeinarzt und seit Januar im Ruhestand. Zuvor hat er zusammen mit seiner Frau eine Hausarztpraxis in Treuchtlingen betrieben. Im Frühjahr war er bereits zwei Wochen im Einsatz und nun testet er bereits seit dem 7. September.

Denn jede kreisfreie Stadt und jeder Landkreis muss laut der Bayerischen Staatsregierung seit Anfang September ein solches Testzentrum in Betrieb haben. Die Kosten dafür trägt der Freistaat. Langweilig wäre dem 67-jährigen Arzt zwar nicht, vielmehr hat er sich aus seinem Pflichtbewusstsein heraus gemeldet. Die Arbeit müsse gemacht werden und dafür käme nicht jeder in Frage. Niedergelassene Ärzte müssten sich schließlich um ihre Praxen kümmern und von denen im Ruhestand habe nicht jeder die Zulassung.

Ein Team aus vier Personen kümmert sich um die Tests

Hilfe bekommt Kreß von Mitarbeitern des Landratsamts Weißenburg-Gunzenhausen. Das Amt ist für die Teststation zuständig. Zusammen mit dem Allgemeinmediziner besteht das Team an der Teststrecke aus vier Personen. Ein Dienstplan regelt, wann wer dort aushilft. Immer vor Ort ist einer der Koordinatoren: Cindy Künne, Jürgen Pawlicki, Axel Spata oder Sandra Kleemann.

Eingerichtet ist das Testzentrum auf dem ehemaligen Gelände der Firma "Huber & Riedel", welches das Landratsamt erworben hat, um den neuen Recyclinghof zu errichten. Dort gibt es genügend Platz und es ist überdacht, erklärt Markus Gläser, der verantwortlich dafür ist. Mit dem Drive-In-Konzept soll das Infektionsrisiko vermindert werden. Während des Tests muss niemand das Auto verlassen, der Abstrich erfolgt mit großem Abstand durch das Fenster. Nur wenn jemand gar keine Möglichkeit hat, mit einem Auto zu kommen, lässt sich eine Testung auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad arrangieren, informiert Gläser.

Zu finden ist die Teststation gut: An der Einfahrt zum Gelände weist ein Schild darauf hin. Mit Hütchen ist der Weg wie auf einem Verkehrsübungsplatz ausgewiesen, der zum Pavillon führt, wo die Basis der Station aufgeschlagen ist. Noch mal etwa 50 Meter davor fordert ein Schild die Einfahrenden auf, die Fenster dort schon zu öffnen. "Damit die Autos gelüftet sind und uns keine Wolke entgegen schlägt", sagt Kreß.

Ihm und dem ganzen Team sei bewusst, dass sie an vorderster Front stünden. Angst hätten sie nicht, aber "Respekt vor dem Virus". Daher arbeiten sie sehr vorsichtig und versuchen Gefahrenquellen zu reduzieren. Das Fensteröffnen vor dem Pavillon sehen sie als solche, weshalb vergangene Woche die Schilder aufgestellt wurden. "Und das klappt gut", sagt der Allgemeinmediziner, der die vielen Tests für sinnvoll hält: "Wir haben keine andere Methode."

Anzahl der Corona-Tests pro Tag variieren stark

Im Zeitraum vom 7. September bis 1. November wurden 1270 Personen an der Gunzenhäuser Corona-Station getestet. "An manchen Tagen führen wir 40 Tests durch und an anderen 120. Das variiert sehr stark. Wenn es etwa an einer Schule einen Infektionsfall gibt, kommen natürlich mehr Menschen", weiß Gläser. Wer Symptome verspürt, die auf eine Covid-19-Erkrankung hinweisen, sollte aber nicht eigenmächtig zur Teststation kommen, sondern seinen Hausarzt oder den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter der 116 117 anrufen.

Möchte sich jemand freiwillig auf Sars-Cov-2 untersuchen lassen, muss er vorher einen Termin vereinbaren – am besten online. Das geht auf der Seite des Landratsamts. Danach bekommt er telefonisch einen Termin für den Folgetag zugewiesen. Wer keinen Internetzugang hat, kann auch unter der 09141/902-555 anrufen. Die Hotline ist Montag bis Donnerstag von 8 bis 16 Uhr und Freitag bis 12 Uhr besetzt. Die Kosten für einen Test übernimmt der Freistaat, sofern dies die gesetzliche Krankenversicherung nicht tut.

Wichtig ist, dass sich jeder an seinen Termin hält. Denn die Mitarbeiter des Landratsamts und die Studenten, die zu ihrer Unterstützung eingesetzt sind, versuchen die Zeiten so zu takten, dass möglichst kein Rückstau entsteht. Und das gelingt ihnen größtenteils. In regelmäßigen Abständen von wenigen Minuten fahren die Autos vor. Wenn gleichzeitig drei Fahrzeuge da stehen, sind es viele. Läuft alles nach Plan, braucht niemand länger als zwei Minuten vor dem Pavillon.

Routinierter Ablauf im Gunzenhäuser Testzentrum

Das Team arbeitet routiniert. Sobald ein Auto vorfährt, zieht sich Manfred Kreß neue Einweghandschuhe über. Zudem trägt er einen Schutzanzug mit Kapuze und eine FFP2-Maske. Zuerst nimmt er die Krankenkassenkarte entgegen. Diese kommt in ein Lesegerät. Während die Daten übernommen werden, hält ein Assistent, heute der Koordinator Jürgen Pawlicki, schon den Abstrichtupfer bereit. Mit diesem fährt Kreß zunächst kurz durch den Mund, dann durch die Nase. Anschließend steckt er den wattestabähnlichen Tupfer in ein Probenröhrchen, das ihm ebenfalls Pawlicki hin hält. In dem Röhrchen ist eine Flüssigkeit enthalten, damit die Probe nicht austrocknet. Das erleichtert dem Labor die Auswertung, weiß Kreß.


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Währenddessen arbeiten zwei Mitarbeiter im Hintergrund an Laptop und Drucker – in diesem Fall Koordinatorin Cindy Künne und Angela Katheder. Anhand der eingelesenen Daten generiert eine Software einen Barcode mit Namen und Geburtstag, der auf das Röhrchen kommt. Zudem gibt der Drucker einen QR-Code aus. Den kleben die Frauen auf ein Info-Kärtchen, das schildert, wie die getesteten Personen anhand des Codes zu ihrem Ergebnis kommen. Außerdem erklärt es Kreß kurz, während er die Informationen übergibt.

Etwas länger dauert das Prozedere, wenn Personen kommen, die privat versichert sind. Dann muss das Team die Daten händisch aufnehmen. Das kann eine Fehlerquelle sein. "Wir machen die Präanalytik. Die ist auch ganz wichtig", sagt Kreß. Denn wenn etwa ein Geburtsdatum falsch notiert wird, "kann das Labor machen, was es will". Um das Ergebnis übermittelt zu bekommen, müssen die Daten übereinstimmen. So eine Panne ist ihnen bisher nur einmal bei zwei privat versicherten Personen passiert, die sich gemeinsam testen ließen. Das sei ärgerlich und unangenehm, aber passiere.

Per QR-Code und App kommt das Ergebnis aufs Handy

Zu Beginn gab es auch Probleme in der Kommunikation mit einem Labor. "Das war ärgerlich, ist aber normal, wenn zwei Systeme in kurzer Zeit unter laufendem Betrieb zusammenspielen müssen. Jetzt läuft alles wie am Schnürchen", sagt Kreß. Die Computer-Software und die App für den QR-Code stammen von "Synlab", einem Labor aus Nürnberg, das die freiwilligen Tests auswertet. "99 Prozent nutzen die App – selbst die älteren Personen", sagt der Teststations-Verantwortliche Gläser.

Wer kein Smartphone hat, könne auch bei "Synlab" anrufen. Aufgrund der Wartezeiten empfiehlt Gläser aber eindeutig die App. Und wer positiv sei, werde ohnehin vom Gesundheitsamt benachrichtigt. Das Ergebnis bekomme man frühestens 24 Stunden nach dem Test. Das halte Gläser derzeit aber für unrealistisch: "Es kann bis zu drei Tage dauern." Das sei nicht optimal, doch laut des Labors, verdopple es diese Woche noch seine Testkapazität. "Das sind aufwendige Untersuchungen und die Labore erbringen derzeit eine große Leistung", wendet Kreß ein: "Da kann ich es verstehen, wenn manche an ihre Grenzen kommen."

Um der Eintönigkeit entgegen zu wirken, unterhält sich der Arzt immer mit den Personen, die zum Corona-Testzentrum kommen. Warum sie hier sind und wie es den Covid-19-Fällen in deren Umfeld geht. "Das ist natürlich interessant, weil man keine Zahlen bekommt, wie stark die Krankheitsverläufe bei den positiv Getesteten sind. Mein subjektiver Eindruck ist, dass es wenig schlimme Verläufe gibt. Trifft es jemanden aus einer Risikogruppe, ist es natürlich etwas anderes", sagt Kreß.

Neben den Freiwilligen, schickt auch das Gesundheitsamt Personen zu dem Zentrum, die sich testen lassen müssen. Dazu zählen etwa Kontaktpersonen der Kategorie I oder Reiserückkehrer aus einem Risikogebiet. Sie werden en bloc nach den Freiwilligen einbestellt. Die Daten stellt das Gesundheitsamt dem Team bereit, das diese eingeben und ans Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) nach Erlangen übermitteln muss.

Das wertet die Pflichttests aus und arbeitet mit einem anderen System als "Synlab". "Die Übermittlung geht aber schnell", versichert Pawlicki. Sind alle Termine erledigt, fährt die Hilfskraft – heute Angela Katheder – die Proben nach Nürnberg beziehungsweise Erlangen. Bis sie dort ankommt, habe das LGL die Daten bereits.


Neuer Betreiber ab Dezember

Weil das Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen auf Dauer den Betrieb des Corona-Testzentrums nicht stemmen kann, soll ab Dezember ein externer Dienstleister den Betrieb übernehmen. Wer diesen übernimmt, steht noch nicht fest, da die offizielle Ausschreibung noch bis gestern lief.

Es ist damit zu rechnen, dass die Gunzenhäuser Teststation bis Mitte nächsten Jahres weiter besteht, da der Freistaat die Kostenfreiheit weiter zugesichert hat, informiert Markus Gläser, der Verantwortliche des Landtratsamts für das Testzentrum.

Lediglich eine Umstrukturierung könnte auf dem Gelände in der Alemannenstraße 26 erfolgen, weil der Umbau zum Recyclinghof startet. Der Standort bleibt aber erhalten, es ist genügend Platz vorhanden, so Gläser.

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