Mehrheit der Nürnberger ist für Frankenschnellweg-Ausbau
2.3.2020, 17:23 UhrDer Frankenschnellweg ist ein Aufreger in Nürnberg und der Region. Für viele Pendler und Autofahrer, weil sie häufig im Stau stehen. Für Anwohner, weil sie durch Lärm und Schadstoffe belastet werden. Und für Umweltschützer, weil sie gegen den geplanten Ausbau des Projekts für mittlerweile bald geschätzte 600 Millionen Euro sind.
Doch wie denken die Nürnberger über das Großprojekt, das immerhin für zehn bis zwölf Jahre Baustellen rund um die Verkehrsachse nach sich ziehen und selbst Staus produzieren wird? Wie stehen sie generell zum Autoverkehr? Wollen sie, dass umweltfreundlichere Verkehrsmittel wie der öffentliche Personennahverkehr oder Radfahrer künftig stärker gefördert werden?
Die exklusive Umfrage "Nürnberg Trend 2020" im Auftrag der Nürnberger Nachrichten gibt hierzu einige aufschlussreiche Antworten. Und beginnt gleich mit einer in ihrer Deutlichkeit überraschenden Aussage zum Frankenschnellweg. Die repräsentative Erhebung stützt sich auf Telefoninterviews mit 384 Wahlberechtigten.
Klares Votum für Ausbau
"Der Frankenschnellweg ist eines der umstrittensten Verkehrsprojekte in Nürnberg. Sind Sie persönlich für einen Ausbau des Frankenschnellwegs?" wollten wir von den Bürgern wissen. Die Antwort fällt eindeutig aus: Gut zwei Drittel der Befragten (68 Prozent) beantworten diese Frage mit einem Ja.
Das ist ein klares Votum für den geplanten Ausbau der Strecke auf Nürnberger Gebiet mit einem 1,8 Kilometer langen Tunnel zwischen der Rothenburger Straße und der Otto-Brenner-Brücke, neuen Lärmschutzwänden und begrünten Flächen auf dem Tunneldeckel, die bisher getrennte Stadtteile verbinden, sowie neuen Stadtteilausfahrten.
Gegen das Projekt – für das die Stadt Nürnberg und der Bund Naturschutz (BN) seit geraumer Zeit eine außergerichtliche Einigung suchen – sprechen sich in der Umfrage 21 Prozent aus. Sie sind damit auch auf Linie eines Einzelklägers und Anwohners, der – wie der BN – den Klageweg gegen den Ausbau des Frankenschnellwegs beschritten hatte und bisher eine Einigung mit der Stadt ablehnt. Er hält vielmehr an seiner Klage vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof fest. Elf Prozent gaben an, dass sie nicht wüssten, wie sie zu dem Projekt stünden. Noch ist völlig offen, wann es einen Baustart geben wird.
Generell hat das Thema Verkehrspolitik bei den Bewohnern der zweitgrößten Stadt Bayerns einen sehr hohen Stellenwert, wie weitere Fragen und Antworten belegen. So wollten wir wissen, wie wichtig es den Nürnbergern ist, dass bestimmte Aufgaben in der Stadtpolitik zeitnah umgesetzt werden.
Zieht man die beiden Antwortmöglichkeiten "sehr wichtig" und "wichtig" zusammen, steht das Lösen der Verkehrsprobleme in Nürnberg mit rund 95 Prozent auf einer Stufe mit dem Thema Umwelt, das ja auch aufs engste mit der Mobilitätsdebatte verknüpft ist.
Förderung für Bus und Bahn
Rund 84 Prozent gaben zudem an, dass sie es für notwendig halten, den Verkehrsraum in Nürnberg fahrradfreundlicher zu gestalten. An anderer Stelle der Umfrage ("Wenn Sie entscheiden könnten, welche Mobilitätsform künftig in der Stadt Nürnberg bevorzugt gefördert wird, welche wäre das?") sprachen sich 21 Prozent für eine klare Priorisierung des Radverkehrs aus. Darunter sind überdurchschnittlich viele Männer.
Auch wenn zwei Drittel den Ausbau des Frankenschnellwegs befürworten: Nur acht Prozent halten es für sinnvoll, den Autoverkehr in Nürnberg in Zukunft bevorzugt zu fördern. Die Priorität liegt woanders – und ist eindeutig.
68 Prozent fordern, Busse und Bahnen des öffentlichen Nahverkehrs den Vorzug in der Förderung zu geben. Hier sehen sie die größte Möglichkeit, umweltfreundliche Verkehrsmittel in ihrer Stadt zu nutzen. Nimmt man noch die Fahrrad-Fans hinzu, dann gibt es ein klares Votum von fast 89 Prozent der Nürnberger für einen Ausbau der ökologisch orientierten Mobilität. Das ist ein eindeutiger Handlungsauftrag an die Stadtpolitik in Nürnberg.
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