Nähen gegen Corona: Schnaittachs Turnhalle wird zur Maskenfabrik
8.4.2020, 10:50 UhrDoch seit der Verbreitung des Coronavirus hat sich der Bedarf der Kunden geändert: Mund-Nasen-Masken und Arztkittel stehen jetzt hoch im Kurs. Deswegen hat sich Dominik Berger, Geschäftsführer von Sutura und ausgebildeter Rettungsassistent, vor einigen Wochen entschieden, die Produktion vorübergehend zu erweitern.
Fast 2000 Corona-Tote in den USA an einem Tag
Seine zehn Mitarbeiter in der Firma nähen nun die begehrten Masken und Kittel. Als Schnaittachs Bürgermeister Frank Pitterlein von der Umstellung erfuhr, bot er Berger die Unterstützung der Gemeinde an.
Unterstützung aus der Gemeinde
Pitterlein ist Berufsoffizier im Sanitätsdienst der Bundeswehr und für seine Amtszeit als Bürgermeister temporär freigestellt. Er schlug Berger die zurzeit ungenutzte Turnhalle als zusätzlichen Standort vor. „Wir haben die Erweiterung mit dem Landratsamt geklärt und die gelagerten Nähmaschinen ausgepackt. Auf unseren Aufruf in der lokalen Facebook-Gruppe haben sich nach kurzer Zeit so viele Interessenten gemeldet, dass wir theoretisch zwei Schichten besetzen könnten“, sagt Berger.
Vergangene Woche ging das Projekt an den Start. Nach einer Einweisung sitzen nun die Freiwilligen in der Turnhalle und nähen Mehrweg-Masken. Ihre Tische haben mehrere Meter Abstand, der Nähbereich ist mit Flatterband abgesperrt. Es riecht nach Textilien und Turnhalle. Im Moment ist Platz für sechs Näherinnen, die von neun bis 15 Uhr an den Maschinen sitzen. Ihr Lohn muss noch mit den Behörden geklärt werden, vermutlich wird pro Stück bezahlt. Die spontanen Helfer, bisher mit einer Ausnahme Frauen, haben jedoch keinen vorbestimmten Arbeitsplan. „Jeder Helfer näht, soviel er schafft und geht, wann er möchte“, sagt Berger.
Näher müssen Erfahrung haben
Unter ihnen ist Reyhane Mustafa aus Schnaittach. Die 57-Jährige zog vor fünf Jahren von Bulgarien nach Mittelfranken und nähte in ihrer Heimat bereits in den großen Fabriken von Sportartikelproduzenten. Dass die Frauen Erfahrung mit industriellen Nähmaschinen haben, ist eine Voraussetzung für ihre Teilnahme am Projekt. „Wegen Corona habe ich meine Stelle verloren und jetzt will ich nicht daheim auf dem Sofa sitzen“, sagt Mustafa. Während ihrer Suche nach einer neuen Arbeit will sich die 57-Jährige mit dem Masken nähen ein paar Euro dazu verdienen.
Blut für Virus-Forschung: Münchner Studie zu Corona-Dunkelziffer
Stefanie Thiel aus Schnaittach zählt mit ihren 38 Jahren zu den jungen Näherinnen. Sie arbeitet sonst als Designerin bei Création Gross in Hersbruck und hat für ihren Beruf das Nähen an der professionellen Maschine gelernt. Die Firma hat ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. „Ich hätte es auch ehrenamtlich gemacht“, sagt Thiel.