Das neue Jüdische Museum kommt sehr gut an

8.6.2015, 09:32 Uhr
Das neue Jüdische Museum kommt sehr gut an

© Foto: Wilhelm

Offiziell eingeweiht worden war das Jüdische Museum Franken in Schwabach bereits am 2. Juni 2015. Am Samstag hatte ein zweiter Termin für geladene Gäste stattgefunden — nach den Politikern und Sponsoren diesmal für Persönlichkeiten, die in der Kulturarbeit besonders engagiert sind.

Moderne Konzepte können erstaunen. Mancher Museumsbesucher hat sich gewundert, neben den Ausstellungsstücken nur eine Zahl, aber keine Informationstafel zu finden.

„Wir wollen ja Erklärungen in Deutsch und Englisch. Dazu hat einfach der Platz gefehlt“, erläutert Museumsleiterin Daniela Eisenstein am Samstag beim Gang durch die kleinen Räume im Obergeschoss der Synagogengasse 10.

Audio-Guide und Filme

Stattdessen bietet das Jüdische Museum einen Audioguide, der in beiden Sprachen alle Exponate ausführlich erläutert.

Besonders gut kommen zwei Filme an, die in jeweils einem der beiden oberen Stockwerke gezeigt werden. Das Potsdamer Kreativteam mit dem herrlich selbstironischen Namen „Buchstabenschubser“ hat zwei animierte Streifen erstellt, die eine der schwersten Herausforderungen musealer Vermittlung mit eleganter Leichtigkeit meistern: Kompliziertes einfach darzustellen, ohne zu vereinfachen.

Die beiden Filme erläutern die Geschichte des Hauses und seiner Bewohner, die religiöse Bedeutung einer Laubhütte für das jüdische Sukkot-Fest, und sie erzählen kurz die Lebensgeschichte von Moses Löw Koppel, jenem jüdischen Kaufmann, der das Haus gekauft und 1795 im Obergeschoss die ungewöhnliche Laubhütte mit den einzigartigen Wandmalereien hat einbauen lassen. Eine unterhaltsame Kurzeinführung in jüdische Lebenswelt und die Geschichte der jüdischen Gemeinde Schwabachs.

Erforschung von Lebenswegen

Auch für deren weitere Erforschung ist das neue Jüdische Museum ein neuer Anfang. Das wurde am Samstag beim Empfang in der Alten Synagoge eindrucksvoll klar. Wie berichtet, war es ein jahrelanger und keineswegs einfacher Weg, dieses Kulturdenkmal als Museum angemessen zu präsentieren.

Daran erinnerten Bezirksheimatpflegerin Dr. Andrea Kluxen und Schwabachs Kulturamtsleiterin Sandra Hoffmann-Rivero in ihren Grußworten nochmals ausdrücklich. Umso größer aber ist nun deren Freude über das gelungene Projekt.

Doch Daniela Eisenstein und ihr Team vom Jüdischen Museum Franken lehnen sich nicht zurück. Im Gegenteil: „Die eigentliche Arbeit fängt jetzt erst an.“ Und die besteht vor allem in Forschung. In ihrem Vortrag schildert Eisenstein Schwabachs jüdische Gemeinde im 19. Jahrhundert, als „die Reformierung des Judentums“ in ständigem Spannungsverhältnis zur Gegenbewegung der traditionellen Orthodoxie gestanden hatte.

Daniela Eisenstein, ihre Stellvertreterin Verena Erbersdobler und die wissenschaftliche Mitarbeiterin Monika Berthold-Hilpert zeichnen aber auch die Lebensgeschichten der Schwabacher Juden nach.

Die Broschüre „Nicht vergessen“ von Stadtarchivar Wolfgang Dippert und des damaligen Stadtheimatpflegers Reinhold Mari aus dem Jahr 2001 bildet dafür bereits eine sehr gute Grundlage. So ist es zum Beispiel bereits gelungen, Neues über den Lebensweg von Abraham Mannes zu erfahren, eines Sohns von Schwabachs letztem Rabbiner Dr. Salomon Mannes. Bisher war nur bekannt gewesen, dass er vor den Nazis fliehen konnte und es in die USA geschafft hatte. Inzwischen konnte das Jüdische Museum Franken recherchieren, dass er mit seiner Familie viele Jahre in Cleveland gelebt hat und 1999 in New Jersey verstorben ist. Wissenschaftliche Arbeit, die so nur ein kompetentes Team leisten kann. Auch darin zeigt sich, wie richtig Schwabachs Beitritt zum Trägerverein Jüdischen Museum Franken war.

Jüdisches Museum Franken in Schwabach, Synagogengasse 10. Geöffnet sonntags von 12 bis 17 Uhr. Führungen um 14 und 15 sowie nach Vereinbarung. Eintritt: 5 Euro. Gruppenführung 8 Euro. Anmeldung: Tel. (09 11) 77 05 77 (Montag bis Donnerstag 9.30 bis 13 Uhr) sowie per Mail unter fuehrungen@juedisches-museum.org

www.juedisches-museum.org

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