Dependance des Jüdischen Museums Franken in der Laubhütte

21.1.2015, 07:38 Uhr
Dependance des Jüdischen Museums Franken in der Laubhütte

© Archivfoto: oh

Filmpremiere im Schwabacher Bildungs- und Kulturausschuss: Daniela Eisenstein, die Leiterin des Jüdischen Museums Franken, hat den Stadträten am Montag einen kurzen Film vorgestellt, der ein gelungenes Beispiel für moderne Museumspädagogik ist. Anschaulich wird die Geschichte der Schwabacher „Laubhütte“ in der Synagogengasse 10 erzählt. Die richtige Einstimmung auf das neue jüdische Museum, das am 7. Juni eröffnet wird.

„Das ist ein europaweit einzigartiges Kulturdenkmal jüdischen Lebens“, sagt Daniela Eisenstein. Deshalb errichtet das Jüdische Museum Franken mit Hauptsitz in Fürth eine zweite Dependance: neben der Synagoge in Schnaittach nun die „Laubhütte“ in Schwabach.

Der jüdische Begriff für Laubhütte ist „Sukka“. Das Laubhüttenfest ist zum einen ein Erntedankfest, zum anderen aber erinnert es an die 40-jährige Wüstenwanderung der Israeliten von Ägypten nach Kanaan.

Einzigartige Hasenjagd

So wie Juden damals in Laubhütten lebten, so wird das Fest auch heute in nachempfundenen Laubhütten gefeiert, die ganz unterschiedliche Formen haben können. Entscheidend aber ist: Eine Laubhütte hat kein festes Dach.

Moses Löw Koppel hat deshalb 1795, als er das Haus in der Nachbarschaft der Synagoge gekauft hatte, eine besondere Konstruktion einbauen lassen: ein abnehmbares Kassettendach. So wurde aus einem normalen Wohnraum während des achttägigen Laubhüttenfestes eine Sukka, von der aus abends der Sternenhimmel zu sehen war.

Wirklich außergewöhnlich machen die Schwabacher Laubhütte die Wandmalereien. Sie zeigen unter anderem Moses mit der Gesetzestafel.

Einzigartig aber ist die Szene einer Hasenjagd. Das hebräische Wort „Jaknehas“ ist eine „simple Eselsbrücke“, wie es im Film heißt, für die Reihenfolge von Gebeten.

Die Laubhütte war 2001 bei Sanierungsarbeiten von einem aufmerksamen Handwerker entdeckt worden. Sie bildet die erste Säule des Museumskonzepts.

Die zweite Säule ist das ehemalige Schwabacher Judenviertel um die Alte Synagoge. „Dieses Ensemble ist auch etwas Einmaliges“, betont Daniela Eisenstein. Schließlich war Schwabach Sitz eines eigenen Rabbinatsbezirks und hatte eine Schule für die Rabbinerausbildung.

Rundgang mit „App“

Für einen informativen Rundgang hat das Jüdische Museum eine „App“ entwickelt, die die Gebäude und deren Geschichte erläutert. „Wir haben eine gute Mischung aus traditioneller Ausstellung und modernen Medien gefunden“, ist Daniela Eisenstein überzeugt.

Da die Laubhütte sehr klein ist, wird die Eröffnung in mehreren Etappen gefeiert. Zunächst will Eisenstein die Nachbarn ins Museum einladen: „Das ist mir ein Anliegen.“ Am 7. Juni folgt die Eröffnung mit Politikern und Sponsoren. Außerdem soll es einen Termin mit Kulturschaffenden und eine Bildungsveranstaltung für Lehrer geben.

„Wir hoffen, dass viele Schulklassen ins Museum kommen“, sagt Daniela Eisenstein. Leider wird es aber nicht möglich sein, gleichzeitig die Alte Synagoge zu besichtigen, da dort ganztägig VHS-Kurse laufen.

Öffnen wird das neue Museum voraussichtlich sonntags sowie bei Gruppenführungen nach Vereinbarung.

Zur Eröffnung wird auch der Ur-Urenkel das letzten Schwabacher Rabbiners Dr. Salomon Mannes erwartet.

Vorfreude im Stadtrat

„Ich bin wirklich begeistert“, brachte Schulreferent Frank Klingenberg die Stimmung unter den Stadträten auf den Punkt. Sprecher aller Fraktionen machten deutlich, dass die Stadt ihr jüdisches Erbe schätzt und pflegen will.

Klaus Neunhoeffer (Grüne) warf einen kritischen Blick zurück: „1990 hieß die Synagogengasse noch Schlötzergasse, die Synagoge war ein Brauereilager und dahinter kam die Gasstraße. Das war bis dahin der Umgang mit dem jüdischen Erbe. Seither aber hat sich Enormes entwickelt.“

www.juedisches-museum.org

Text aktualisiert am 17. Mai 2015

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