Der Hitzesommer 2015 hat den Wäldern zugesetzt

16.2.2016, 08:21 Uhr
Der Hitzesommer 2015 hat den Wäldern zugesetzt

© Foto: oh

Wenn man in diesen ausgehenden Wintertagen auf den Straßen in den Wäldern südlich Nürnbergs unterwegs ist, kann einem das merkwürdige Aussehen der Kiefernbäume schon auffallen. Am markantesten sind einzelne abgestorbene Bäume, die mit rotbraun verfärbten Nadeln wie Laternen an den Waldrändern stehen.

Auf den zweiten Blick erkennt das geübte Auge überall die gelbgrünen Mistelbüsche, die den Kiefernkronen einen eigenartigen Farbakzent verleihen. „Die Mistel ist ein nicht zu unterschätzender Schmarotzer, der die Kiefern als Unterlage verwendet und deren Wasserleitungssystem anzapft“ erklärt Dr. Christian Kölling, Leiter der Forstverwaltung am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Roth.

Trügerisches Grün

Die massenhafte Verbreitung der Mistel wird mit der Schwächung der Kiefer durch die enormen Hitzewellen des letztjährigen Sommers in Verbindung gebracht. Milde Winter, wie sie seit einiger Zeit die Regel sind, fördern laut Amt die Mistel, denn sie behält als immergrüne Pflanze ihre Blätter auch in der kalten Jahreszeit. „Das Grün mancher Kiefern ist trügerisch. Es sind oft die Mistelbüsche, die dem eiligen Betrachter den Anblick voller Kronen vortäuschen.“

Neben den roten Kiefern und den Mistelbüschen gibt es eine weitere Auffälligkeit. Es erscheinen die Kronen vieler Kiefern in einem untypischen gelb- oder graugrünen Ton, oft haben sie Nadeln verloren und man kann durch die Kronen hindurch den Himmel sehen. „Hitzewellen, wie wir sie im Rekordsommer 2015 erlebt haben, sind unsere Kiefern nicht gewohnt. Kiefern sind in den Kältegebieten unseres Kontinents, wie in Skandinavien und in Russland heimisch. Unter einem Mittelmeersommer wie 2015 leiden sie, weil ihnen dafür die Anpassung fehlt“ erläutert Kölling.

So neu wie die extreme Hitze sind nun auch die Reaktionen der Kiefern, die auch altgediente und mit den Wäldern der Region vertraute Förster überraschen. Es ist zu befürchten, dass durch den Klimawandel solche bisher noch seltenen und neuartigen Jahrhundertsommer wie 2003 und 2015 häufiger werden. Damit steigt auch das Risiko von späteren Schäden. „Wir wissen noch nicht, ob und wie schnell sich die Kiefern von der Belastung aus 2015 erholen werden. Vom Amt verfolgen wir aufmerksam die weitere Entwicklung, ohne Panik zu schüren“.

Wenn 2015 erst den Anfang der Entwicklung darstellt, dann seien Anpassungsmaßnahmen in den Wäldern der Region das Gebot der Stunde. Die klimaangepassten Zukunftswälder werden nicht mehr aus reinen Kiefern bestehen, sondern gemischt sein. Man sollte die Wälder daher schon jetzt mit Baumarten wie Eichen oder Buchen, die mehr Wärme aushalten, anreichern. Kölling: „Mit dem Waldumbau hin zum angepassten Mischwald reagieren wir auf die Herausforderungen des Klimawandels.“ Die Bayerische Forstverwaltung helfe gern mit Diagnose, Beratung und finanzieller Förderung.“

Private Waldbesitzer, die ihren Wald umbauen wollen, können Kontakt zu den Beratungsförstern aufnehmen und einen Termin im Wald vereinbaren. „Die Folgen des Klimawandels sind absehbar, jetzt kommt es darauf an, den Schäden zuvorzukommen und die Wälder risikofest zu machen“.

Waldbesitzer, auf deren Grundstück sich dürre Kiefern befinden, sollten diese schnellstmöglich aus dem Wald entfernen. Sie beherbergen oft die Larven des Prachtkäfers und man sollte vermeiden, dass sich dieses Insekt verbreitet und weiteren Schaden anrichtet.

Kontaktdaten:

Beratungsförsterin: Iris Weininger, Telefon (0 91 29) 2 96 92 37, zuständig für Allersberg, Schwanstetten, Wendelstein und Rednitzhembach.

Karl Engelhardt, Telefon (0 91 75) 4 55, zuständig für Spalt und Abenberg.

Erwin Galsterer, Telefonnummer (0 91 71) 8 42 67, zuständig für Roth.

Peter Helmstetter, Telefon (0 91 78) 9 07 10, zuständig für Schwabach, Kammerstein, Rohr und Büchenbach.

Herbert Meyer, Telefon (0 91 72) 4 94, zuständig für Georgensgmünd und Hilpoltstein.

Dietmar Schuster, Telefon (0 91 77) 2 55, zuständig für Heideck, Röttenbach und Thalmässing.

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