Haus weg, Bäume weg: Vom Krankenhaus bleibt nur das Tor
3.2.2021, 17:02 UhrDer steinerne Torbogen mit dem Stadtwappen über dem Schlussstein aus der Anfangszeit um 1876 ist das Einzige, das in zwei bis drei Jahren vom einstigen Treuchtlinger Stadtkrankenhaus übrig sein wird. Der Abriss des bis zu 145 Jahre alten Gebäudekomplexes zu Gunsten der geplanten psychosomatischen Fachklinik des Bezirks Mittefranken steht schon seit vergangenem Sommer fest. Nun haben die Bezirkskliniken bekanntgegeben, wie es mit dem Projekt weitergeht – und mit dem Eingangstor, das als Erinnerung an alte Tage zu erhalten die Klinikleitung versprochen hatte.
Planung, Kostenberechnung und Vorbereitung der Grundstücksübergabe an die Bezirkskliniken fanden schon im vergangenen Jahr statt. In zwei Wochen geht es auf dem Gelände jetzt zunächst mit den Baumfällarbeiten los. Angesichts der schönen alten Bäume vor dem Haupteingang des ehemaligen Gesundheitszentrums stellen sich die Bezirkskliniken hier bereits auf den Unmut mancher Bürger ein: "Diese Maßnahme ist nicht schön, aber notwendig, da die neue Klinik in ihrer Form und Größe anders sein wird als die bisherige", erklärt Bezirkskliniken-Vorstand Matthias Keilen. "Wir sind jedoch bestrebt, nur so wenige Bäume wie möglich zu fällen."
Bis Ende Februar soll die für den problemlosen Abriss des Stadtkrankenhauses erforderliche Teilrodung abgeschlossen sein, einige weitere Bäume werden nach Auskunft von Pressesprecherin Ariane Peine auch noch vor Beginn der Bauarbeiten für die neue Klinik weichen müssen. Als Ausgleich sollen an anderer Stelle auf dem Gelände neue Bäume gepflanzt werden – und zwar laut Peine "vor allem heimische Arten und sogar mehr als gefordert".
"Im Einklang mit der Natur"
Den Bezirkskliniken sei selbst daran gelegen, für ihre künftigen Gäste eine angenehme, natürliche Atmosphäre zu schaffen, weshalb man nicht mehr Bäume fällen werde als nötig. "Eine Klinik im Einklang mit der Natur ist für die Genesung unserer Patientinnen und Patienten elementar, deshalb machen wir uns bereits jetzt viele Gedanken über die Gestaltung der Außenanlagen", erläutert Klinikenchef Matthias Keilen.
Im Außenbereich soll später auch das historische Eingangstor des alten Krankenhauses seinen neuen Platz finden und im Grünen an vergangene Zeiten erinnern. Das freut vor allem Treuchtlingens Bürgermeisterin Kristina Becker: "Viele Treuchtlingerinnen und Treuchtlinger verbinden persönliche Erinnerungen mit dem Stadtkrankenhaus und bedauern es sehr, dass das Gebäude nicht erhalten werden kann. Das historische Eingangstor soll aber in die neue Klinik integriert werden. Das spricht für das Bestreben der Bezirkskliniken, sich mit der lokalen Geschichte auseinanderzusetzten."
Das Treuchtlinger Krankenhaus ist nun Geschichte
Deren Leitung hat nach Bekunden von Pressesprecherin Peine für den Wehmut der Treuchtlinger ebenfalls "viel Verständnis". Zu etlichen Bürgern stehe man deshalb schriftlich in Kontakt. Zwar sind die Reste des Ursprungs-Krankenhauses von 1876, das später mit der ehemaligen Mädchen-Mittelschule verbunden und sukzessive erweitert wurde, nur noch an wenigen Stellen im Innern zu erkennen - das Vermächtnis des einstigen Stifters und Treuchtlinger Ehrenbürgers Elkan Naumburg ist aber allein schon ein gewichtiger Faktor. Dennoch führt laut Peine am Abriss des alten Krankenhauses kein Weg vorbei. Wann genau er beginnen soll, stehe noch nicht fest – geplant sei der Startschuss für die bevorstehenden Sommermonate.
Die Psychosomatische Fachklinik:
Von Burn Out bis Zwangshandlungen
Burn out, Depressionen, Ängste und Zwänge: psychosomatische Erkrankungen haben viele Gesichter. Betroffenen hilft eine Therapie, wie es sie auch in der künftigen Fachklinik auf dem Gelände des früheren Treuchtlinger Gesundheitszentrums geben soll.
Mit der neuen Klinik bauen die Bezirkskliniken Mittelfranken ihr Versorgungsangebot im psychosomatischen Bereich aus. „Die Lage im Grünen, die angrenzende Infrastruktur sowie ergänzende Angebote in der Stadt, wie beispielsweise die Altmühltherme, machen Treuchtlingen für Betroffene zum idealen Standort, um zu sich zu finden und zu gesunden“, heißt es von Seiten des Bauherren.
Treuchtlingen: Stadtkrankenhaus wird abgerissen
Die Bezirkskliniken Mittelfranken sind mit mehr als 3000 Beschäftigten eines der größten Klinikunternehmen in der Region. Jährlich erhalten in ihren Einrichtungen über 16.000 Patientinnen und Patienten stationäre sowie rund 35.000 Menschen ambulante Hilfe bei psychischen oder neurologischen Erkrankungen. Begleitet werden sie dabei von einem Team aus Pflegekräften, Therapeuten und Ärzten, das genau auf die Bedürfnisse, Sorgen und Probleme der Betroffenen ausgerichtet ist.
Neben dem Bezirksklinikum in Ansbach, der Frankenalb-Klinik in Engelthal, dem Klinikum am Europakanal in Erlangen und der derzeit in Bau befindlichen Psychiatrischen Klinik in Fürth wird die Fachklinik in Treuchtlingen nach ihrer Fertigstellung in zwei bis drei Jahren der fünfte Standort der Bezirkskliniken sein.
Die Bezirkskliniken veröffentlichen auf ihrer Internetseite laufend Antworten auf die Fragen der Bürger. Diese sind abrufbar unter www.bezirkskliniken-mfr.de/neubau-treuchtlingen.
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