Lockdown am Staatstheater Nürnberg - und jetzt?

30.10.2020, 14:18 Uhr
So ein Mist: November, Lockdown, zu Hause bleiben und nicht mal ins Theater können! Da bleiben nur etwas Alkohol und schöne Erinnerungen wie Monteverdis „L’Orfeo“ im Oktober im Opernhaus – hier eine Szene mit Almerija Delic (vorn) und Julia Grüter.

© LUDWIG OLAH, NNZ So ein Mist: November, Lockdown, zu Hause bleiben und nicht mal ins Theater können! Da bleiben nur etwas Alkohol und schöne Erinnerungen wie Monteverdis „L’Orfeo“ im Oktober im Opernhaus – hier eine Szene mit Almerija Delic (vorn) und Julia Grüter.

Die Maßnahme ist so hart wie die Mitteilung des Staatstheaters Nürnberg klingt. "Alle November-Vorstellungen ab dem 2. November müssen aufgrund der bundesweiten Beschränkungen zum Infektionsschutz abgesagt werden."

Das bedeutet viel Arbeit für Staatsintendant Jens-Daniel Herzog und die Mitarbeiter des größten Mehrspartenhauses in Bayern. Herzog ist seit Bekanntgabe der neuen Coronaschutzmaßnahmen nun vollauf damit beschäftigt, "einen guten Spielplan" für den Dezember zu entwickeln.

Seinen Emotionen wegen der Schließung kann und will er deshalb keinen Raum geben: "Ich habe diese Maßnahmen nicht zu bewerten", sagt er: "Die Politik hat so entschieden." Trotz eines erfolgreichen Hygienekonzepts und Besuchermanagements und keiner einzigen dokumentierten im Theater erfolgten Ansteckung, wie Herzog betont.

Als Theatermacher habe man allerdings damit rechnen müssen, dass im Herbst oder Winter nochmals eine kritische Corona-Situation eintreten wird – mit entsprechenden Folgen.

Unabhängig von solch einem Fall von "höherer Gewalt" sieht Herzog in der Krise seine Hauptaufgabe darin, einen kontinuierlichen Spielbetrieb zu sichern. Vor dem neuen Lockdown sei das zu 100 Prozent gelungen, es habe keine einzige Absage einer Vorstellung aus Corona-Gründen gegeben.


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Die in Kooperation mit der Infektambulanz der Cnopfschen Kinderklinik durchgeführten Schnelltests seien bei der schnellen Abklärung von Verdachtsfällen dabei extrem hilfreich gewesen.

Hinter den Kulissen wird weitergearbeitet

"Wir haben solche Notausgänge für Situationen wie diese eingeplant", sagt Herzog. Man habe die letzten Monate genutzt, um differenzierte Konzepte zu entwickeln: etwa wie hinter den Kulissen weitergearbeitet werden könne, um das Haus flexibel und spielfähig zu halten – oder wie Produktionen zur Premierenreife gebracht werden können. "Im März, bei der ersten Schließung, hatten wir solche Konzepte noch nicht", erklärt Herzog die Unterschiedlichkeit der jetzigen Situation.

Die für den November terminierten Premieren, etwa "Bajazet" und "Der Vetter aus Dingsda" im Opernhaus, sollen nun auf Anfang Dezember verschoben werden. Bei diesen Stücken als Doppelpremiere an kurz aufeinanderfolgenden Terminen.


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Vordringlich sei es für das Staatstheater, in diesen schwierigen Zeiten klug zu wirtschaften. Sehr wichtig sei dabei das Instrument der Kurzarbeit. Als erstes Staatstheater im Freistaat habe man bereits im Sommer im Einvernehmen mit der Personalvertretung eine Kurzarbeit-Regelung in Kraft gesetzt, die auch das künstlerische Personal mit einschließt.

"Als Staatstheater haben wir eine besondere Verantwortung, was die Verwendung von Geldern der öffentlichen Hand betrifft", betont Herzog. "Wir wollen nachhaltig wirtschaften, Defizite vermeiden und so Gestaltungsspielräume für die Kunst langfristig erhalten."


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Ob man deshalb dauerhaft vor 50 Leuten pro Vorstellung gespielt hätte, wie es wegen der dunkelroten Stufe von Söders Corona-Warnampel ab Ende Oktober vorgeschrieben gewesen wäre, habe man noch gar nicht entschieden, so Herzog. Da habe der aktuelle Lockdown nun erst mal andere Fakten geschaffen.

Damit das Staatstheater kurzfristig den Spielbetrieb wieder aufnehmen kann, ist es freilich unerlässlich, dass der nun beschlossene Lockdown auch Wirkung zeigt und die Infektionszahlen wieder zurückgehen.

"Wir sehen uns im Dezember!"

Sonst? Diese Eventualität will Herzog im Moment noch gar nicht denken. Er und sein Haus setzen auf Optimismus und lassen gerade ein Banner fürs Opernhaus drucken – Titel: "Wir sehen uns im Dezember!"

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