Nach Aus für Konzertsaal: Nürnberg setzt jetzt auf Kongresshalle

18.11.2020, 14:18 Uhr
Die Kongresshalle soll für Kunst und Kultur geöffnet werden.

© Roland Fengler Die Kongresshalle soll für Kunst und Kultur geöffnet werden.

Jetzt erst recht - trotz Corona-Haushalt und auch ohne Kulturhauptstadttitel. Das ist das Motto von Kulturbürgermeisterin Julia Lehner, die kurz vor den Haushaltsberatungen ihre "Agenda Nürnberg 2030" vorgestellt hat. "Die Basis dafür sind die Ergebnisse unseres Kulturhauptstadt-Bewerbungsbuches", sagte sie und betonte: "Vieles, was in dem Buch entwickelt wurde, was an Themen entstanden ist, kann nicht zurückgenommen werden." Beispiel: Kongresshalle.

"Wir geben nicht klein bei"

"Wir halten an deren geplanter kulturellen Nutzung fest. Sie ist machbar und notwendig." Dafür führt Lehner derzeit erste Sondierungsgespräche mit dem Freistaat und hat den Eindruck: "Es sieht nicht schlecht aus."

Auch bei anderen Wunschprojekten will sie - wenn der Stadtrat ihr folgt - trotz schwieriger Finanzlage dranbleiben: "Wir geben nicht klein bei", sagt sie und nennt als Beispiele das Haus des Spielens im Pellerhaus ("Da gehen Inhalt und Immobilie ideal zusammen") oder das Museum Industriekultur. Den Brandschutz in einem für die Sanierung leer geräumten Haus zu erneuern und es danach wieder so einzurichten wie vorher, mache keinen Sinn, so Lehner.


Empörung über Aus für Konzerthaus.


Noch vor Weihnachten will Lehner mit allen 42 Orten und Gemeinden aus der Region, die sich (auch finanziell) am Kulturhauptstadtprogramm beteiligt hätten, reden und Projekte weiterentwickeln. "Viele erwarten das auch sehnsüchtig", sagt Lehner und betont: "Durch die Bewerbung haben wir zu einem völlig neuen Umgang mit der Metropolregion gefunden." Museumsleute und Kulturämter, Wissenschaftler, Soloselbstständige oder auch Touristiker hätten zu einer völlig neuen Qualität der Zusammenarbeit gefunden.

Kulturrat wird installiert

Auch einzelne Projektideen aus dem Bewerbungsbuch sollen weiterverfolgt werden. Die "Nürnberg Timemachine" zum Beispiel oder das "Memory Lab", also die engere Zusammenarbeit Nürnbergs als Stadt der Täter mit dem ehemaligen Konzentrationslager Flossenbürg als Ort der Opfer.

Ein großes Thema der Bewerbung war das Miteinander, also die Einbindung vieler gesellschaftlicher Gruppen in Entscheidungen. Um das zu gewährleisten wird die Stadt einen Kulturrat einsetzen, bestehend aus gewählten Vertretern aus der freien Kulturszene, der die Politik berät und ihr Themen vorschlägt.

Klar wurde im Bewerbungsprozess auch, dass die sehr unübersichtlichen Fördersysteme reformiert werden müssen. Dazu, so Lehner, laufe derzeit eine Online-Befragung unter Kulturschaffenden.

Raumnot der Künstler

Eines derer größten und viel beklagten Probleme ist der Mangel an bezahlbaren Ateliers, Werkstätten und Übungsräumen. Bald müssen bekanntlich die vielen Künstler "Auf AEG" ausziehen und wissen nicht wohin. "Künstler sind immer dann willkommen, Räume anzumieten, wenn sonst niemand etwas damit anfangen kann. Entwickelt sich dann ein gutes Geschäft, landet die Künstlerschaft vor der Türe", wettert Lehner.

Sie schlägt vor, bei der Entwicklung neuer Stadtgebiete nicht nur ökologische Vorgaben wie ausreichend Grünflächen zu machen, sondern auch "Ausgleichsflächen" für die Kultur zu schaffen. Konkret: Ateliers, die bezahlbar sind.

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