Corona: Trump wirft WHO Versäumnisse vor und droht mit Kürzungen

08.04.2020, 10:22 Uhr
US-Präsident Donald Trump hat sich in der Corona-Krise einen neuen Feind gesucht: Wegen angeblicher Versäumnisse will er der WHO die Beiträge kürzen.

© JIM LO SCALZO via www.imago-images.de, imago images/UPI Photo US-Präsident Donald Trump hat sich in der Corona-Krise einen neuen Feind gesucht: Wegen angeblicher Versäumnisse will er der WHO die Beiträge kürzen.

Mitten in der globalen Coronavirus-Krise hat US-Präsident Donald Trump der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit einem Stopp von Beitragszahlungen gedroht. "Ich sage nicht, dass wir es tun werden, wir werden es untersuchen und die Beendigung der Finanzierung prüfen", sagte Trump. Er revidierte damit eine nur wenige Minuten zuvor getroffene Aussage, wonach US-Gelder für die WHO auf Eis gelegt werden sollten - was nach einer bereits getroffenen Entscheidung klang. Trump war zurückgerudert, als eine Reporterin ihn fragte, ob eine Pandemie der Zeitpunkt sei, um Beitragszahlungen einzufrieren.

Was ist Trumps Problem?

Trump hatte der WHO bereits früher am Dienstag in einem Tweet vorgeworfen, es in der Coronavirus-Pandemie "wirklich vermasselt" zu haben. Bei der Pressekonferenz legte er nahe, dass die WHO "wahrscheinlich" zu Beginn der Pandemie mehr gewusst habe, als sie offenlegte. Zudem warf er der WHO vor, zu sehr auf China ausgerichtet zu sein - und das, obwohl die USA einen großen Teil des WHO-Budgets zahlten. Die WHO habe den USA zudem falsche Empfehlungen zu Beginn der Krise gegeben und Trump für Einreisebeschränkungen kritisiert. Die in Genf ansässige WHO ist die wichtigste Sonderorganisation der Vereinten Nationen im Gesundheitsbereich.

Angedrohte Beitragskürzungen oder -Stopps sind ein beliebtes Druckmittel von Trump. In der Vergangenheit hat er internationalen Organisationen immer wieder damit gedroht und diese Drohungen teilweise auch wahr gemacht. Beispielsweise legte er Anfang 2018 US-Hilfen für das Palästinenserhilfswerk der Vereinten Nationen UNRWA auf Eis.

Versäumnisse in der Corona-Krise

Mit Blick auf die WHO drängt sich der Eindruck auf, dass Trump mit seiner Kritik von eigenen Fehlern in der Krise ablenken will. Der Republikaner hatte die Gefahr des Coronavirus öffentlich lange heruntergespielt. Noch bis Anfang März beteuerte er, das Virus sei für die USA kein Grund zur Sorge. Trump wird vorgeworfen, dass die USA von dem Ausbruch unvorbereitet getroffen wurden. Seine Rechtfertigung lautet immer wieder: Niemand habe mit einer solchen Pandemie rechnen können.

Vor diesem Hintergrund sorgten am Dienstag Medienberichte für Aufsehen, denen zufolge ein ranghoher Berater des Präsidenten bereits Ende Januar vor einer Coronavirus-Pandemie gewarnt hatte, in deren Folge Hunderttausende Amerikaner ums Leben kommen könnten. Von den Warnungen seines Beraters will Trump nichts gewusst haben, wie er am Dienstagabend sagte. Er habe erst jetzt davon erfahren. Trump versicherte aber, er habe bereits damals aus eigenem Antrieb im Sinne dieser Warnungen gehandelt. Ende Januar hatte Trump einen Einreisestopp für ausländische Reisende verfügt, die in den 14 Tagen zuvor in China gewesen waren, wo die Pandemie ausgebrochen war.

Harte Woche - aber Hoffnungsschimmer

Trump stimmte die Amerikaner erneut auf schwere Tage in der Coronavirus-Krise ein. "Selbst in dieser schmerzhaften Woche sehen wir Schimmer sehr, sehr starker Hoffnung", sagte er. Die USA kämpften gegen ein "Monster", die Strategie gehe aber auf. Trump behauptete zudem, schon jetzt auf die nächste Krise - sollte es dazu kommen -, vorbereitet zu sein. Für den auch von Trumps Beratern geäußerten vorsichtigen Optimismus sorgt die Lage in New York. Sinkende Zahlen - vor allem bei den neu aufgenommenen Patienten - machen Hoffnung, sagte Gouverneur Andrew Cuomo. Die Krise erreichte in dem Bundesstaat zugleich ihren vorläufigen Höhepunkt in der Zahl der Todesopfer. An einem Tag starben dort allein 731 Menschen nach einer Infektion mit dem Erreger Sars-CoV-2.


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Die Zahl der in den USA nachgewiesenen Infektionen steuerte am Dienstagabend (Ortszeit) auf 400 000 zu, wie aus Daten der Universität Johns Hopkins hervorging. Mehr als 12 700 Menschen sind bereits gestorben. Die Arbeitslosenquote ist in die Höhe geschnellt, die Wirtschaft befindet sich im Sinkflug. Trump sagte, er werde den US-Kongress darum bitten, das riesige US-Konjunkturpaket nochmals um 250 Milliarden US-Dollar aufzustocken, was vor allem kleinen und mittleren Unternehmen zugute kommen soll.


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10 Kommentare

lol

... magermixer ... seit 11.2019 wusste Ihr Held von der Seuche ... JETZT beschuldigt der Führer des mächtigsten und bestinformiertesten, ausspioniersten Landes dieser Welt die WHO ihm nix gesagt zu haben ... besorgen Sie sich einen Zerrspiegel damit Ihnen nicht übel wird, wenn ....

Eggy

@magermixer: Es stimmt zwar, dass die WHO fälschlicherweise am 29. Februar noch davon abgeraten hatte, die Grenzen dicht zu machen: https://www.who.int/news-room/articles-detail/updated-who-recommendations-for-international-traffic-in-relation-to-covid-19-outbreak

Aber sie haben, auch für USA, die Pandemie rechtzeitig bekannt gegeben: https://www.marketwatch.com/story/world-health-organization-declares-that-the-coronavirus-is-a-pandemic-2020-03-11

Zumindest belegen das die gemeldeten Zahlen für die USA:
11. März: erst ca. 1300 Fälle. In Deutschland gab es ca. 1900 Fälle. Beide Länder hatten also Zeit noch Gegenmaßnahmen einzuleiten. Bayern hat kurz darauf mit einer Ausgangssperre reagiert. In den USA hat man weiterhin so getan, als wäre das nur eine Grippe und es gibt Medikamente dagegen... um das mal stark vereinfacht zu formulieren.

Wer sich umfassend informieren will, sollte eben nicht nur lokale Medien heranziehen.

Franke mit Rad und Auto

richtig pro Clubberer - Stänkern und wieder Stänkern, mit Drohgebärden andere einschüchtern, das hat Trump verinnerlicht und demonstriert es ob's paßt oder nicht.
Heute mittag kam in den Nachrichten heraus, daß es ihm offenbar (nach Umfragen) nicht schadet.
Der Unterschied zur Serie 'Ekel Alfred' ist der, daß man bei diesem wenigstens noch lachen konnte.

magermixer

@lol
Ich empfehle einen Blick in den Spiegel. ich meine das Teil, welches reflektiert.

Es ist eine interessante Parallele, daß sie meine Kritik an der Ablenkung von der Beschäftigung mit der Kritik an der WHO seitens dpa wiederum als Ablenkung diffamieren. Und dabei sich des selben Instrumentes bedienen, wie dpa. Nämlich ohne jegliche inhaltliche Bezugnahme mein Argument durch verweis auf meine "Gesinnung" (also die, welche sie mir unterstellen) diskreditieren wollen.

So hat man schon immer versucht, zu manipulieren: Wenn einem ein Thema nicht gefällt, greift man halt die Person an, um vom Thema abzulenken.
Billig. Effektiv. Aber einer aufgeklärten, bürgerlichen Gesellschaft unwürdig.

magermixer

@Pro Clubberer
Nichts anderes sage ich ja. Ich bejahe, daß Trumps Angriff auf die WHO Teil seiner Masche ist.

Ich sage aber auch, daß ich es für wünschenswert halte, wenn man auch den Vorwurf recherchiert hätte und entsprechend bewertet. Und es gibt ja gute Gründe für Kritik an der WHO (wie die späte Einordnung als Pandemie) oder einen China-Bias (wie das vollkommen ignorieren von Taiwan, und dessen Maßnahmen und Erfolge, von denen man lernen könnte).

Ich sehe das halt ganz prinzipiell: Ein Argument ist nicht automatisch deswegen falsch oder entkräftet, nur weil es "vom Falschen" oder " aus falschen Beweggründen" vorgebracht wird. Es ist zu prüfen und abzuwägen. Ich halte es für guten Journalismus, genau das zu tun - und für schlechten, wenn das unterbleibt, da letzteres gerne in Meinungsmache/Meinungsmanipulation mündet.
Der Artikel ist ein typisches Beispiel dafür. Man greift Trumps Einlassungen auf, geht ihn dafür (sicher zu recht an), geht aber auf die Inhalte null ein. Es wird kein Wort darüber verloren, ob seine Kritik berechtigt ist oder nicht - das wird schlicht unterschlagen. Damit wird die WHO aktiv aus der Schusslinie genommen. So etwas läuft bei mir unter Manipulation - aber nicht unter seriösem Journalismus.