"Das ist mehr als wir uns für die erste Woche vorgestellt haben", bilanziert Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) am Dienstag beim Radiosender Bayern 2. Ob bereits positive Infektionsmeldungen über die App eingegangen sind und somit Infektionsketten erfolgreich nachverfolgt wurden, ist noch nicht bekannt. Auf Nachfrage beim RKI antwortete dieses nur, dass zum jetzigen Zeitpunkt noch keine validen Erkenntnisse möglich seien, da die App noch nicht lange genug aktiv sei. Die Pressestelle will entsprechende Daten jedoch so bald wie möglich bereitstellen.
Einer Simulation der Oxford-Universität zufolge, sollte die App bei einer Beteiligung von 15 Prozent der Bevölkerung erste Wirkungen erzielen. Zumindest wenn sie Teil eines größeren Pandemiekonzeptes ist. Diese Marke ist mit der aktuellen Downloadzahl erreicht.
In der Nacht vom Dienstag auf Mittwoch sollen laut einem App-Entwickler nun die ersten Nutzer vor einem erhöhten Infektionsrisiko gewarnt worden sein. Wie viele Menschen eine solche Warnung erhalten haben, lässt sich jedoch nicht sagen.
Frust mit älteren Smartphones
Der positiv zu bewertende App-Start wird jedoch von ein paar Mängeln begleitet. Die App ist nach wie vor noch nicht für ältere Smartphone-Generationen vorhanden. User mit einem älteren Betriebssystem als iOS 13.5 oder Android 6 können die App immer noch nicht nutzen. Regierungssprecher Steffen Seibert ging am Montag auf die Kritik ein. "Natürlich würde man sich wünschen, dass (…) jeder mit jedem alten Smartphone damit arbeiten könnte, aber es gibt da technische Gründe, die durch ein politisches Wollen der Bundesregierung nicht wegzuwischen sind", so Seibert. Er hob hervor, dass die App auf mehr als 85 Prozent der in Deutschland vorhandenen Smartphones laufen würde. Man sei im Gespräch mit den Entwicklern, die zugesagt haben, eine mögliche Erweiterung auf ältere Betriebssysteme zu überprüfen.
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Die App läuft auch nicht auf allen Smartphones des chinesischen Herstellers Huawei. Aufgrund des Handelsstreites zwischen den USA und China und den bis 2021 verlängerten Sanktionen, darf Google seine Dienste für die neueren Modelle des chinesischen Konzerns nicht anbieten. Huawei-Handys die jedoch vor den Sanktionen auf den Markt gekommen sind, werden noch mit Google-Diensten und aktuellen Android-Versionen versorgt. Das Unternehmen arbeite derzeit jedoch an einer technischen Lösung.
Corona-Warn-App: Europaweite Nutzung?
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Einschränkung des Nutzerkreises auf inländische Smartphone-Nutzer beziehungsweise nur Muttersprachler. Die App gibt es nur in deutscher Sprache und kann nur von deutschen App-Stores heruntergeladen werden. Das schließt beispielsweise Studierende aus dem Ausland, ausländische Arbeitskräfte sowie Reisende von der Nutzung aus. Das RKI antwortete hierzu auf Nachfrage: "Es wird aktuell geprüft, wann bzw. unter welchen Voraussetzungen die Corona-Warn-App auch in anderen App Stores bzw. Play Stores zur Verfügung gestellt werden kann."
Download, Sicherheit, Nutzen: Antworten zur Corona-App
In Bezug auf die App in mehreren Sprachen äußerte sich Kanzleramtschef Braun dem BR gegenüber optimistisch. "Das kommt jetzt schrittweise. Englisch, Französisch, Türkisch und Arabisch. Die App wird sehr vielsprachig werden." Zudem rechnet er damit, dass die App noch vor der anstehenden Hauptreisezeit in anderen Ländern genutzt werden kann. Bereits seit zwei Wochen stehe man hier im Austausch vor allem mit Österreich, Schweiz und Italien. Die Nutzung der App in Frankreich gestalte sich aufgrund der stark unterschiedlichen Datenschutzvorgaben als schwieriger.
Smartphone sollte immer dabei sein
Wer die App bereits nutzt, wird relativ schnell einige Schwachstellen entdeckt haben. Abgesehen davon, dass die Risiko-Ermittlung dauerhaft aktiviert sein sollte, ist natürlich wichtig, dass auch Bluetooth am Handy eingeschaltet ist. Zumindest, wenn man sich außerhalb der Wohnung bewegt und somit potentiellen App-Nutzern begegnet. Andernfalls können sich die Smartphones nicht verbinden und die lückenlose Nachverfolgung der Infektionsketten wird unterbrochen.
Im Test: So funktioniert die Corona-Warn-App
Für eine erfolgreiche Rückverfolgung sollten App-Nutzer ihr Smartphone natürlich auch immer bei sich tragen, sobald sie das Haus verlassen. Andernfalls ist keine ganzheitliche Verfolgung der Kontakte im Fall einer Infektion möglich. Das Smartphone wird somit noch mehr zum ständigen Begleiter. So wie der Mund- und Nasenschutz.
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