Coronavirus: Experte fordert Investitionen in Antikörper-Tests

Erik Stecher

Politikredaktion NZ

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6.4.2020, 13:15 Uhr

In manchen Ländern sind keine oder nur wenige Testmöglichkeiten verfügbar, deshalb haben etwa die niedrigen Infiziertenzahlen in Afrika keinen Informationswert. Auch innerhalb Europas wird unterschiedlich getestet. Weshalb die hohe Todesrate in Ländern wie Italien ein Hinweis darauf sein kann, dass dort die Dunkelziffer bei den Infizierten größer sein dürfte als in Deutschland. Entsprechend kann eine hohe Zahl nachgewiesener Infektionen positive Aspekte haben: Es bedeutet eben, dass ein hoher Anteil der Bevölkerung nach einer überstandenen Infektion immun ist und das Virus nicht weiterverbreiten kann.

Interessant könnte hier ein Blick auf den Verlauf der Schweinegrippe 2009 sein. "Alle Versuche mit Medikamenten und Impfstoffen kamen viel zu spät und waren viel zu langsam", sagt Professor Bernhard Fleckenstein, emeritierter Direktor des Instituts für Virologie der Universität Erlangen-Nürnberg. "Was so erstaunlich war: So blitzschnell wie das Virus um die Welt ging, so blitzschnell war es auch wieder weg."

Verblüffender Nachweis

Verblüffend war ein Nachweis, den ein internationales Forscherteam Jahre später lieferte: Ein Fünftel, womöglich sogar ein Viertel der Weltbevölkerung wurde damals infiziert. "Es mag sein, dass auch das neue Coronavirus Sars-Co V-2 viel weiter verbreitet ist, als wir alle denken", so das Gedankenspiel Fleckensteins, "und dass bereits erste Saturationseffekte auftreten, also dass es durch eine weit gelaufene Durchseuchung schon wieder zurückgeht." Natürlich ist das nur eines von vielen denkbaren Szenarien, keiner kann die Lage derzeit klar einschätzen. In einer von Fleckenstein mitverfassten Stellungnahme fordert die Gesellschaft für Virologie daher rasche Investitionen in eine Antikörper- Diagnostik: "Damit wir lernen, wie viele Menschen insgesamt infiziert sind. Und dass wir auch diejenigen erfassen können, die gar keine Symptome gezeigt haben."

Fleckenstein zufolge basieren die aktuellen Infiziertenzahlen auf Nachweisen des Virus-Erbguts im Menschen. Dieses PCR-Verfahren ist nicht nur sehr aufwändig, "es ist ein punktuelles Bild", kritisiert Fleckenstein. Selbst Infizierte sind eine Woche später bereits wieder negativ. Um zu wissen, wie sich das Virus ausbreitet und wie viele Menschen immun sind, brauche es auch Antikörper-Tests. Gleichzeit wird intensiv an Schnelltests gearbeitet, die keine Immunreaktion, sondern das Virus selbst nachweisen; bayerische Firmen entwickeln mit der Staatsregierung einen Test. Zehntausende Tests, die eine Infektion in wenigen Minuten nachweisen sollen, will man pro Tag produzieren — und zwar schon ab der ersten Maihälfte.


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