Tödlicher Schuss in Lauf

Fall Mohammad: Staatsanwältin hofft, „dass es keine Ewigkeit mehr dauert“ - Familie engagiert Anwalt

Azeglio Elia Hupfer

nordbayern-Redaktion

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31.7.2024, 05:00 Uhr
Zwei Polizisten stehen am 30. Juni 2024 in Lauf an der Pegnitz am S-Bahnhof Lauf links.

© ToMa Zwei Polizisten stehen am 30. Juni 2024 in Lauf an der Pegnitz am S-Bahnhof Lauf links.

Über vier Wochen sind seit dem mutmaßlichen Messerangriff von Mohammad und dem tödlichen Schuss einer Bundespolizistin vergangen. Woche für Woche stellt die Redaktion Anfragen bei der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth, zu dem Stand der Ermittlungen und ob es neue Erkenntnisse gibt. "Die Ermittlungen sind noch nicht ganz abgeschlossen, wir hoffen, dass es keine Ewigkeit mehr dauert", sagte Oberstaatsanwältin Heike Klotzbücher im dieswöchigen Gespräch mit der Redaktion am Dienstag.

Neue Erkenntnisse und wie weit man genau bei den Ermittlungen ist, dazu gibt es seit Wochen keine neuen Angaben mehr von der Pressestelle der Staatsanwaltschaft. Anzeichen auf einen extremistischen Hintergrund gibt es also weiterhin nicht. Fest steht, dass ermittelt wird, ob der Schusswaffengebrauch der Polizistin rechtmäßig und angemessen war.

Normalerweise führt die Ermittlung bei einem Schusswaffengebrauch im Freistaat das Bayerische Landeskriminalamt, speziell die Abteilung für interne Ermittlungen. Dies gilt allerdings nur bei einer Beteiligung von Angehörigen der Bayerischen Polizei. Da es sich in Lauf bei der Schützin allerdings um eine Bundespolizistin handelt, ist die örtliche Kriminalpolizei, in diesem Fall Schwabach, zuständig. Was genau die Kripo Schwabach noch ermittelt, kann Klotzbücher nicht sagen.

Interesse an einer zügigen Aufarbeitung

Ein Monat Ermittlungszeit seien in so einem Fall nicht ungewöhnlich, sagt die Oberstaatsanwältin. Da der Fall die Öffentlichkeit beschäftige, versuche man, "zügig zu ermitteln".

Dass die Aufklärung keine Monate mehr dauert, ist auch im Interesse der Deutschen Polizeigewerkschaft. "Kommt es infolge eines polizeilichen Schusswaffengebrauchs zu einer Körperverletzung oder zum Tod einer Person, werden in den Medien mitunter Vorwürfe gegenüber der Polizei geäußert. Deshalb ist es auch in unserem Interesse als Polizeigewerkschaft, dass jeder solcher Sachverhalt sorgfältig und zügig aufgeklärt und jeder Beweisverlust vermieden wird", sagt Jürgen Köhnlein, Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft in Bayern, auf eine Nachfrage unserer Redaktion zu Schusswaffengebrauch durch Polizisten im Freistaat.

Auch im Fall Mohammad wurden kritische Fragen aufgeworfen. Familie, Freundinnen und Freunde sind fassungslos und fragen sich, warum Mohammad sterben musste. In Köln leben Schwester und Schwager von Mohammad. Die Familie soll nach Informationen unserer Redaktion mittlerweile einen Anwalt engagiert haben. Die Angehörigen fragen sich unter anderem: "Wieso können drei ausgebildete Polizisten die Situation nicht anders kontrollieren? Wieso haben sie Mohammad direkt erschossen?" Ähnliche Fragen stellt auch der Bayerische Flüchtlingsrat: "Wie sah der Angriff aus, war in dieser Situation ein Schuss wirklich unvermeidbar? Wie kann es sein, dass drei Polizist:innen diese Situation nur mit einem tödlichen Schuss klären konnten?"


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