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Rohe Kartoffeln: Gesundheitliche Risiken und mögliche Vorteile

Elias Thiel

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19.8.2024, 09:06 Uhr

Egal, ob gekocht zu Fisch oder Fleisch, gebacken als Ofenkartoffel, angebraten als Bratkartoffeln oder frittiert als Pommes – Kartoffeln schmecken einfach immer. Kein Wunder, dass Kartoffeln zu den beliebtesten Beilagen in Deutschland gehören.

Aber wie sieht es mit rohen Kartoffeln aus? Sind diese gesund oder sogar giftig? In diesem Beitrag gibt es alle Informationen zum Thema "rohe Kartoffeln".

Kann man Kartoffeln roh essen oder sind rohe Kartoffeln giftig?

Grundsätzlich ist es möglich, rohe Kartoffeln zu essen. Wer allerdings schon einmal rohe Kartoffeln probiert hat, wird gemerkt haben, dass das nicht wirklich ein Genuss ist. Dies liegt vor allem an der Stärke, sodass Kartoffeln ungekocht einen mehligen Geschmack haben und gleichzeitig nur schwer verdaulich sind.

Zudem schmecken Kartoffeln in rohem Zustand unangenehm bitter. Rohe Kartoffeln enthalten nämlich giftige Alkaloide. Bei der Kartoffel ist es vor allem der Giftstoff Solanin, der in höheren Konzentrationen vorkommt. Dieser Giftstoff ist ein natürlicher Schutz der Pflanze gegen Schädlinge, Fressfeinde oder Pilzbefall. Vor allem unter der Schale sowie an keimenden und grünen Stellen sammelt sich jede Menge Solanin. Demnach kann ein übermäßiger Verzehr von rohen Kartoffeln giftig sein.

Was passiert mit dem Körper, wenn man rohe Kartoffeln isst?

Wenn man rohe Kartoffeln isst, gelangt das in ihnen enthaltene Solanin in den Körper. Der Verzehr von rohen Kartoffeln, die einen höheren Solaningehalt aufweisen, kann negative Auswirkungen haben. Solanin kann im Magen-Darm-Trakt zu Übelkeit, Erbrechen, Magenschmerzen, Krämpfen und Durchfall führen. Einige Menschen reagieren empfindlicher auf Solanin als andere, sodass sich die Symptomatik unterscheidet.

In seltenen Fällen kann der Konsum großer Mengen roher Kartoffeln sogar zu schwerwiegenden Komplikationen wie Atembeschwerden oder Herzrhythmusstörungen führen. Dies ist jedoch eher die Ausnahme als die Regel. Schließlich müsste ein Erwachsener beispielsweise mehr als zehn Portionen Pellkartoffeln täglich essen, um eine Solaninvergiftung zu bekommen.

Vergiftungserscheinungen im Überblick:

  • Übelkeit
  • Magenbeschwerden
  • Erbrechen
  • Krämpfe
  • Durchfall
  • Atemprobleme
  • Herzrhythmusstörungen

Dabei ist es wichtig, dass die Konzentration von Solanin in der Regel kein Vergiftungsrisiko darstellt, solange Kartoffeln ordnungsgemäß gelagert und zubereitet werden.

So kann man die Solaninaufnahme geringhalten:

  • Kartoffel dunkel, trocken und kühl lagern (bei einer Temperatur zwischen vier und zehn Grad Celsius)
  • Vor dem Verzehr gründlich waschen
  • Frittierfett in regelmäßigen Abständen wechseln
  • Kartoffeln vor dem Verzehr schälen bzw. pellen
  • Grüne Stellen, Keime und Beschädigungen entfernen
  • Bitter schmeckende Kartoffeln nicht verzehren
  • Kochwasser nicht mitverwenden, da Solanin nicht wasserlöslich ist
  • Kleine Kinder sollten keine Kartoffeln mit Schale essen

Wie kann man Solanin vermeiden?

Um die Aufnahme großer Mengen Solanin zu verhindern, sollte man folgende Maßnahmen ergreifen:

  • Verzehr grüner Kartoffeln vermeiden
    Grüne Stellen auf der Schale deuten auf einen höheren Solaningehalt hin. Die grüne Farbe entsteht durch das Sonnenlicht, das Chlorophyll in den Kartoffeln bildet.
  • Keime und beschädigte Teile entfernen
    Wenn Kartoffeln lange lagern oder keimen, steigt der Solaningehalt. Daher sollte man alle Keime und beschädigte Teile entfernen, bevor man die Kartoffeln verwendet.

Achtung: Auch gekochte Kartoffeln können noch geringe Mengen an Solanin enthalten, wenn sie zuvor stark gekeimt waren.

Wer sollte auf rohe Kartoffeln verzichten?

Schwangere und stillende Frauen, Kinder und Menschen mit empfindlichem Magen sollten gänzlich auf den Verzehr von rohen Kartoffeln verzichten.

Können rohe Kartoffeln auch gesund sein?

Obwohl der Verzehr von rohen Kartoffeln im Allgemeinen nicht empfohlen wird, scheint der Verzehr eines kleinen geschälten Stücks roher Kartoffeln keine schädlichen Auswirkungen zu haben.

Tatsächlich gibt es sogar einige potenziell gesundheitsfördernde Vorteile beim Konsum von rohem Kartoffelsaft:

  • Magenbeschwerden
    Frisch gepresster Kartoffelsaft kann bei regelmäßiger Einnahme Linderung bei Magenbeschwerden wie Sodbrennen verschaffen.
  • Antioxidantien
    Roher Kartoffelsaft enthält eine hohe Konzentration an Antioxidantien, da die hitzeempfindlichen sekundären Pflanzenstoffe beim Pressen erhalten bleiben.

Was ist roher Kartoffelsaft?

Kartoffelsaft wird aus rohen Kartoffeln gewonnen. Dazu werden frische Kartoffeln geschält und in kleine Stücke geschnitten. Anschließend werden die Kartoffelstücke mithilfe einer Saftpresse oder eines Entsafters ausgepresst, um den Saft zu gewinnen. Roher Kartoffelsaft hat eine leicht trübe, milchige Konsistenz und natürliche Süße.

Kann Kartoffelsaft gesundheitsfördernd sein?

In der traditionellen Medizin wurde der Saft frischer Kartoffelknollen schon lange zur Behandlung von Magenbeschwerden eingesetzt. Doch wie sieht es mit dem Einsatz von Kartoffelsaft im 21. Jahrhundert aus?

Der Kartoffelsaft sollte ganz grundsätzlich sofort nach der Zubereitung getrunken werden, da er sich schnell verfärbt und die giftigen Bestandteile durch den Kontakt mit Sauerstoff freigesetzt werden. Frisch gepresster Kartoffelsaft kann nach einer Studie der Uniklinik Freiburg Oberbauchbeschwerden und Sodbrennen lindern.

Nach einer Woche konnte bei zwei Dritteln der Patienten eine Verbesserung der Beschwerden festgestellt werden. Zudem nahm das Beschwerdeprofil um mehr als 40 Prozent ab und die Lebensqualität stieg um mehr als 50 Prozent.

Kartoffeln: Nährwerte ungekocht

Folgende Nährwerte weist die Kartoffel auf 100 Gramm auf:

  • Energie: 70 kcal (297 kJ)
  • Wasser: 77,8 g
  • Kohlenhydrate: 14,8 g
  • Ballaststoffe: 2,1 g
  • Eiweiße: 2,0 g
  • Fette: 0,1 g
  • Mineralstoffe: 1,0 g

Kartoffeln sind nicht ganz durch – Ist das schlimm?

Wenn die Kartoffeln nicht ganz durch sind, ist dies in der Regel nicht gesundheitsschädlich. Einige Menschen bevorzugen es sogar, halbrohe Kartoffeln zu essen. Diese Methode kann den Kartoffeln nämlich eine knackige und knusprige Textur verleihen.

Demnach kann man Kartoffeln halb roh essen, allerdings sollte man beachten, dass halbrohe Kartoffeln nicht vollständig gegart sind und daher bestimmte Risiken bergen. In Deutschland besteht in der Regel aber keine Gefahr einer Vergiftung durch Kartoffeln.

Denn eine hohe Konzentration von Solanin findet sich nur in stark gekeimten oder grünlichen Kartoffeln, die unsachgemäß gelagert wurden. Zugleich kann man mit dem Kochen der Kartoffeln den größten Anteil Solanin zerstören.

Rohe Kartoffeln können in geringen Dosen eine gesundheitsfördernde Wirkung auf den Magen haben, bei übermäßigem Konsum aber auch Magenbeschwerden begünstigen.

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