Beziehung

Unglücklich verliebt: So kommen Sie aus dem Herzschmerz wieder heraus

Elias Thiel

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Simone Madre

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6.8.2024, 05:00 Uhr
Unglücklich verliebt zu sein kann sich auf vielerlei Weise äußern - beispielsweise mit Tränen.

© IMAGO/Westend61 Unglücklich verliebt zu sein kann sich auf vielerlei Weise äußern - beispielsweise mit Tränen.

In diesem Artikel:

Liebe gehört zweifelsfrei zu den schönsten Gefühlen der Welt – gleichzeitig gilt eine unglückliche Liebe aber auch zu den schmerzhaftesten Gefühlen. Aber was macht man, wenn die Lage aussichtslos erscheint? Und was heißt es, einseitig verliebt zu sein? In diesem Artikel gibt es alle Antworten.

Während gegenseitige Liebe für die meisten Menschen erstrebenswert ist, gibt es diese in der Realität leider nicht immer. Einige Menschen empfinden für ihr Gegenüber etwas, ohne dass daraus etwas werden kann.

Entweder erwidert diese Person die romantischen Gefühle nicht oder es gibt Gründe von außen, die eine Beziehung unmöglich machen. Vielleicht wissen wir auch selber, dass wir uns in den oder die Falsche verliebt haben und gehen dem Gefühl deshalb nicht weiter nach.

Fakt ist, dass wir unter unserer Verliebtheit leiden. Statt uns über die Schmetterlinge im Bauch zu freuen und optimistisch in die Zukunft zu blicken, scheint die Lage grau und trostlos.

Zudem leidet man oft unter nagenden Fragen. Hätte man etwas anders machen können oder müssen? Oder speziell dann, wenn die Liebe nicht erwidert wird: Bin ich überhaupt liebenswert? Werde ich je jemanden finden, der mich liebt und will? Oftmals leidet darunter auch das Selbstwertgefühl, man fühlt sich gedemütigt und unwürdig.

Formen von unerwiderter Liebe

Unglückliches Verliebtsein äußert sich entweder in einem Gefühl der Liebe, die nicht erwidert wird oder in einer Sehnsucht nach jemandem, der nicht verfügbar ist. Gleichzeitig gibt es auch gegenseitige Anziehung zwischen zwei Menschen, die beide in einer anderen Beziehung sind. Zuletzt gibt es auch die Sehnsucht nach einem Expartner, nachdem eine Beziehung beendet wurde. All dies sind Formen der unerwiderten Liebe.

Die Psychologie geht davon aus, dass bei Liebeskummer ähnliche Hirnareale aktiviert werden wie bei einem Entzug von Drogen. Die Intensität der verschiedenen Phasen des Liebeskummers kann stark variieren und wird auch davon beeinflusst, wie lange und intensiv die Zuneigung bereits bestanden hat.

Eine US-Studie ergab, dass eine Abweisung beiden Personen erhebliche emotionale Schmerzen verursacht - also auch demjenigen, der den Korb gibt. Eigentlich könnte man davon ausgehen, dass diese Person es besser hat. Immerhin kann sie aus einer Position der Überlegenheit handeln und bräuchte gefühlsmäßig nicht so stark betroffen zu sein. Tatsächlich fanden die Forscher heraus, dass die meisten "Herzensbrecher" sich unter starken Druck gesetzt fühlen. Sie müssen auf Gefühle reagieren, die sie nicht wollen, und wissen genau, dass sie dem anderen Schmerzen bereiten. Somit erleben sie häufig Schuldgefühle und grübeln darüber nach, wie sie den anderen so ablehnen können, dass die Botschaft klar wird, er oder sie aber nicht zu sehr verletzt wird.

Deshalb ist die Erinnerung an den verteilten Korb fast durchgehend mit negativen Emotionen behaftet, während selbst erlebter Liebeskummer auch einige bittersüße Erinnerungen enthielt.

Nun stellt sich die Frage, wie man selbst merken kann, dass die Verliebtheit in eine negative Richtung geht und einen letztlich unglücklich macht. Manchmal ist das natürlich klar - in anderen Fällen will man glauben, dass sich doch noch alles zum Guten wendet. Deshalb sollte man diese Anzeichen kennen:

1) Einseitiges Engagement

Wenn von einem Partner der Kontakt aufgebaut wird und sich dieser deutlich mehr Zeit nimmt und Mühe macht, kann dies auf eine nicht erwiderte Liebe hindeuten. Oftmals sieht man hier ein Ungleichgewicht. Denn häufig gibt es in einer unerwiderten Liebesdynamik nur auf einer Seite emotionale Investitionen. Eine Extremform ist das Ghosting - wenn der andere überhaupt nicht mehr auf Nachrichten reagiert. Von einem einseitigen Interesse kann man aber auch beim Benching sprechen. Hierbei will sich der andere den Kontakt nur für den Fall warmhalten, dass es mit anderen Datingpartnern doch nicht so gut läuft wie gedacht. Man sitzt quasi auf der Ersatzbank.

2) Sehnsucht nach körperlicher Berührung

Bei einer unglücklichen Liebe sehnen sich Betroffene häufig nach körperlichen Berührungen der Person wie Umarmungen, Küssen oder Händchen halten. Zudem hat man ständig ein starkes Bedürfnis nach Nähe und Aufmerksamkeit, das aber leider nicht erfüllt wird.

3) Häufiges Grübeln und Gedankenkreisen

Betroffene finden sich ständig in Gedankenkreisen wieder oder grübeln stundenlang über die Person, in die sie verliebt sind. Diese Gedanken bauen aber nicht auf, sondern ziehen sie herunter.

4) Anhimmeln der Person

Oftmals werden die Personen angehimmelt und auf ein sprichwörtliches Podest gestellt, obwohl sie die Liebe nicht einmal erwidern. Die Person wird als "die eine" Person dargestellt und als perfekt wahrgenommen. Raum für Fehler oder eine realistische Betrachtung gibt es hier nicht.

5) Stimmungsschwankungen

Unerwiderte Liebe kann von euphorischen Momenten der Hoffnung bis hin zu tiefen Phasen der Enttäuschung oder Verzweiflung gekennzeichnet sein. Das Resultat ist ein Gefühlschaos. Betroffene können außerdem ihre Freunde, Hobbys und Interessen aufgrund der fixierten Gedanken vernachlässigen.

6) Körperliche Symptome

Zuletzt können auch körperliche Symptome wie Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit oder Kopfschmerzen aufgrund von emotionaler Belastung und Stress auftreten.

Wer die Verliebtheit loswerden möchte, sollte sich an die folgenden Tipps halten: Denn glücklicherweise geht das Gefühl auch wieder vorbei.

Zeit nehmen

Wenn man sich in jemanden verliebt hat und das Gefühl hat, dass die Gefühle nicht erwidert werden, kann das zu tiefem Herzschmerz führen. Um den zu überwinden, braucht es einfach Zeit - und die sollte man sich nehmen.

Gefühle zu unterdrücken, könnte sich zwar anfangs einfacher anfühlen, ist aber langfristig keine gute Idee. Besser ist es, in sich hineinzuspüren und einfach zu benennen, wie genau man sich fühlt. Bin ich traurig, angespannt, wie ausgelaugt, enttäuscht, wütend, pessimistisch, fühle ich mich getäuscht oder verraten?

Dann geht es darum, diese Gefühle zu akzeptieren - und damit auch die unglückliche Liebe. Das ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass man loslassen und sich auf Neues fokussieren kann.

Man sollte sich zudem bewusst machen, dass man mit dieser Erfahrung nicht allein ist. Auch andere Menschen haben ähnliche Situationen erlebt und haben sie bewältigt - und sind heute vielleicht sogar glücklicher als jemals zuvor.

Wichtig ist auch: Wenn Liebe nicht erwidert wird, ist das keine Aussage über den eigenen Wert. Es heißt nur, dass diese eine Person sich keine Beziehung vorstellen kann.

Kontakt abbrechen

Das klingt simpel, ist aber manchmal ganz schön schwer. Wenn man unglücklich verliebt ist, gehört zu einem gesunden Umgang damit der Kontaktabbruch. Damit gibt man sich selbst den Abstand, den man braucht, um zu heilen. Man sollte auch alte Fotos und Nachrichten nicht mehr ansehen, denn das führt in der Regel zu einer negativen Gedankenspirale.

Selbst wenn der Kontaktabbruch aus irgendwelchen Gründen nicht möglich sein sollte, muss man zumindest so weit wie möglich auf Abstand gehen. Indem man seine Aufmerksamkeit auf andere Themen oder Personen richtet, gewinnt man auch emotional Abstand.

Me-Time

Um die unglückliche Verliebtheit zu überwinden, sollte man sich vor allem auf sich selbst konzentrieren und sich etwas Gutes tun. Der Liebeskummer kann auslaugend sein und Energie rauben, die man sich dringend zurückholen sollte - durch viel Schlaf und Ruhe, aber auch Sport und Bewegung.

Bestenfalls investiert man Zeit in sich selbst und in die persönlichen Ziele. Vielleicht fühlt sich anfangs nichts so richtig gut an. Dann sollte man trotzdem nach kleinen Dingen suchen, die sich ein bisschen besser anfühlen als der graue Alltag. Achtsamkeitsübungen können zudem helfen, das Hier und Jetzt bewusst zu erleben und das Gedankenkarussell abzustellen.

Ablenkung

Wenn die Gedanken ständig um den Liebeskummer kreisen, ist es schwer, den Schmerz der Zurückweisung zu bewältigen. Das heißt jedoch nicht, dass man das Geschehene verdrängen sollte. Vielmehr sollte man Wege finden, sich zu beschäftigen und die negativen Gedankenspiralen zu unterbrechen. Man sollte beispielsweise Zeit mit seinen besten Freunden verbringen oder sich (wieder) seinen Hobbys widmen.

Was bei Gedankenspiralen auch hilft, ist der sogenannte "Gedankenstopp" aus der Psychologie. Hierbei sagt man laut "Stopp", wenn man merkt, dass man wieder in ein Gedankenkarussell gerät. Dann denkt man gezielt an etwas Schönes - am besten etwas, das man sich mit allen Sinnen vorstellen kann. Beispielsweise kann man visualisieren, am Strand zu sein, die Wärme der Sonne auf der Haut zu spüren und den Sand unter den Füßen, während das Wasser rauscht und die Sonne auf den Wellen glitzert. Klappt diese Methode gut, kann man "Stopp" auch in Gedanken sagen.

Eigene Verhaltensmuster reflektieren

Gleichzeitig ist es wichtig, die eigenen Verhaltensmuster zu verstehen. Einige erleben zum ersten Mal eine negative Erfahrung mit Liebe, andere erkennen ein wiederkehrendes Muster. Wie man Beziehungen als Erwachsener sieht und erlebt, hängt oftmals damit zusammen, was man in der Kindheit gelernt hat und welche Vorstellungen über Liebe und Beziehungen man vermittelt bekommen hat. Der persönliche Bindungsstil kann beeinflussen, wie man romantische Beziehungen als Erwachsener aufbaut und pflegt.

Professionelle Hilfe

Manchmal kann auch professionelle Hilfe erforderlich sein. Dies ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein mutiger Schritt, um sich selbst an erste Stelle zu setzen und sich mit den eigenen Emotionen auseinanderzusetzen.

Bis man eine unerwiderte Liebe loslassen kann, kann es einige Tage bis hin zu mehreren Wochen oder sogar Monaten dauern. Die Dauer dieser Phase hängt auch davon ab, wie stark man noch Hoffnung hegt und ob der andere möglicherweise diese Hoffnung noch anfeuert.

Die gute Nachricht: Wir haben das auch selber in der Hand. Durch unser eigenes Verhalten bestimmen wir, wie lange wir leiden und wie gut wir aus dieser Situation herauskommen. Im besten Fall steigern wir unsere Resilienz und erkennen die eigene Stärke.

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