Nachts
Schlafwandeln: Was sind die Ursachen der Schlafstörung?
26.11.2022, 19:19 UhrIn diesem Artikel:
Insbesondere Kinder steigen manchmal nachts aus ihrem Bett und gehen mit offenen Augen durch das Zimmer. Am nächsten Morgen können sie sich nicht mehr an das Schlafwandeln erinnern. In der Regel verschwindet das Phänomen in der Pubertät.
Was bedeutet "Schlafwandeln"?
Das "Schlafwandeln" ist auch als Nachtwandeln oder Mondsucht bekannt und bezeichnet eine Form der Schlafstörung. Das Schlafwandeln (Somnambulismus) zählt zu den nichtorganischen Schlafstörungen, den sogenannten "Parasomnien". Schlafwandeln beschreibt ein Phänomen, bei dem ein Schlafender nachts, ohne aufzuwachen, das Bett verlässt. Oftmals dauert der Zustand nur wenige Minuten und Betroffene befinden sich dabei noch in der Tiefschlafphase. Am nächsten Morgen können sie sich nicht mehr daran erinnern.
Schlafwandeln: Kinder
Vor allem bei Kindern ist das Nachtwandeln keine Seltenheit. Laut einer Studie erleben rund 15 Prozent aller Kinder mindestens eine Episode von Schlafwandeln, drei bis sechs Prozent schlafwandeln mehrmals. Die Ursache bei Kindern ist wahrscheinlich ihr unausgereiftes Nervensystem. Das wächst sich allerdings mit der Zeit aus.
Schlafwandeln: Erwachsene
Bei bis zu 80 Prozent der Menschen verschwindet das Phänomen bis zur Pubertät, vereinzelt kann Schlafwandeln noch nach dem 20. Lebensjahr auftreten. Mit zunehmendem Alter wird das Schlafwandeln eher seltener. In seltenen Fällen kommt es erst im Erwachsenenalter zum Schlafwandeln. Insgesamt schlafwandeln rund 2,5 Prozent der Erwachsenen, ergab eine Studie in Los Angeles.
Schlafwandeln: Die Ursachen
Das Schlafwandeln wird von vielen Wissenschaftlern als Aufwachstörung bezeichnet, da sich das Gehirn halb im Schlaf und halb im Wachzustand befindet. Wissenschaftler vermuten, dass es zum Schlafwandeln kommt, wenn das Gehirn nach einem Weckreiz von innen oder außen nicht vollständig erwacht. Dennoch sind die Ursachen nicht eindeutig erforscht.
Auslöser können Stress, Schlafmangel oder psychische Belastungen sein. Aber auch Infekte und Fieber gelten als mögliche Auslöser für das Nachtwandeln. Vor allem bei Kindern und Jugendlichen findet Schlafwandeln nach Übermüdung, emotionalen Belastungen oder Stress statt. Auch eine genetische Veranlagung wird diskutiert, da oftmals eine familiäre Häufung beobachtet werden kann.
Wenn das Phänomen erst in der Jugend oder im späteren Lebensverlauf auftritt, können unruhige Beine (Restless Legs Syndrom) oder nächtliche Störung der Atmung (Schlafapnoe-Syndrom) die Ursache sein. Auch als Folge der Einnahme von Psychopharmaka, Herzmedikamenten oder Schlafmitteln kann das Schlafwandeln auftreten.
Schlafwandeln und Alkohol
Schlafwandeln kann auch durch Alkohol ausgelöst werden. Alkohol begünstigt Schlafstörungen wie Schlafwandeln, Schlafapnoe oder Schnarchen. Denn Alkohol verändert den Tiefschlaf, der für einen erholsamen und gesunden Schlaf verantwortlich ist. Nur wenn die Tiefschlafphase vollständig durchlebt wird, ist ein erholsamer Schlaf für Körper und Geist möglich.
Durch abendlichen Alkoholkonsum wird der Tiefschlaf gestört und es entstehen im Körper Abbauprodukte, die aktivierend wirken, sodass der Betroffene in der zweiten Nachthälfte vermehrt aufwacht. Da Schlafwandeln nur in der Tiefschlafphase stattfindet und diese durch Alkoholkonsum gestört ist, kommt es mit höherer Wahrscheinlichkeit zum Schlafwandeln. Auch starkes Schwitzen, vermehrter Durst und Harndrang führen dazu, dass Betroffene immer wieder aufwachen.
Schlafwandeln: Symptome
Dieses Verhalten ist typisch beim Schlafwandeln:
- Verlassen des Bettes und Umhergehen während des Tiefschlafs
- Wenig Reaktion auf Außenreize
- Erschwerte Erweckbarkeit
- Leerer und starrer Gesichtsausdruck
- Amnesie (Vergesslichkeit) am nächsten Morgen
- Kurze Phase der Verwirrung und Desorientierung nach dem Erwachen
- Auftreten meist im ersten Drittel des Nachtschlafes
Folgen des Schlafwandelns
Schlafstörungen können erhebliche Folgen haben. Der gestörte Schlaf kann sich auf die Leistungsfähigkeit sowie das Reaktions- und Konzentrationsvermögen am Tag auswirken. Auch die körperliche Gesundheit und die emotionale Stabilität können gestört sein. Das Immunsystem ist ebenfalls nicht so stark, wenn der Körper unausgeschlafen ist. Dazu steigt das Verletzungsrisiko.
Schlafwandeln: Was kann man tun?
Schlafwandeln kann gefährlich sein. Zwar ist der Körper wach, aber die Redewendung "mit schlafwandlerischer Sicherheit" täuscht. Schlafwandler haben eine verminderte Reaktionsfähigkeit und Orientierung. Deshalb sollten Vorkehrungen getroffen werden, um sie zu schützen. Dabei geht es darum, Türen, Fenster und Treppenabsätze zu sichern sowie gefährliche Gegenstände oder Stolperfallen zu beseitigen. Auch eine Alarmmatte vor dem Bett des Kindes oder Bewegungsmelder mit Alarmdetektor können hilfreich sein, um die Eltern nachts zu wecken. Zusätzlich kann eine Glocke an der Schlafzimmertür angebracht werden.
Zudem sollten die Hausschlüssel an einem sicheren Ort versteckt und Ecken von Möbeln mit Schutzkappen versehen werden. Wenn sie den Schlafwandler finden, sollten Eltern gelassen bleiben, ihr Kind an der Hand nehmen und zurück ins Bett leiten. Aufwecken sollte man Schlafwandler nicht. Einerseits ist das schwierig, andererseits reagieren sie meist erschrocken oder sogar aggressiv. Weil sie nicht auf Anhieb völlig wach und klar sind, können sie stürzen oder sich durch unbedachte Bewegungen verletzen.
Wenn das Kind häufiger schlafwandelt und tagsüber unkonzentriert beziehungsweise ständig müde ist, sollten sich Eltern ärztlichen Rat suchen und einen Schlafmediziner kontaktieren. Medikamente können das Schlafwandeln zwar unterdrücken, sollten aber bestenfalls vermieden werden, wenn es nicht sein muss. Autogenes Training oder altersgerechte progressive Muskelentspannung sind empfehlenswert, um sich tiefgehend zu entspannen. Starke Stresssymptome können im Rahmen einer kognitiven Verhaltenstherapie bewältigt werden.
Bei Erwachsenen sollte ein Facharzt in einer Schlafambulanz oder im Schlaflabor aufgesucht werden. Zudem kann eine Therapie helfen, in der Betroffene eine gesunde Schlafhygiene, Stressreduktion, regelmäßige Schlafzeiten und ausreichende Schlafdauer erlernen. Wenn eine psychische Erkrankung vorliegt, sollte diese behandelt werden. Auch hier kann eine kognitive Verhaltenstherapie sinnvoll sein. Antidepressiva werden beispielsweise zur Behandlung von Schlafstörungen eingesetzt, wenn gleichzeitig eine Angststörung oder Depression vorliegt. Autogenes Training, progressive Muskelentspannung oder Meditation helfen als Entspannungsverfahren, um die physische und psychische Anspannung zu reduzieren.
Wie erfolgt die Diagnose?
Der Facharzt erhebt zunächst die Anamnese (Krankengeschichte) des Betroffenen. Konkret fragt der Arzt, wie lange die Beschwerden bestehen, ob weitere Erkrankungen vorliegen oder andere Familienmitglieder schlafwandeln. Zusätzlich werden mögliche Stresssymptome erfragt. Oftmals werden auch Angehörige einbezogen, sodass der Arzt die Ereignisse beim Schlafwandeln besser nachvollziehen kann. Denn der Betroffene kann sich in der Regel kaum oder gar nicht an das Schlafwandeln erinnern.
Betroffene sollten ein Schlaftagebuch führen. Dort tragen sie ein, wann sie schlafen gehen und aufwachen. Dazu gibt es spezielle Fragebögen. In einigen Fällen kann eine neurologische oder psychiatrische Untersuchung notwendig sein.
Bei Bedarf kann der Arzt Untersuchungen in einem Schlaflabor veranlassen. Auch eine Laboruntersuchung oder ein EEG unterstützen die Diagnose und Ursachenforschung. Wenn der Verdacht auf eine Erkrankung des Gehirns vorliegt, wird zudem ein MRT oder CT veranlasst.
Die bereitgestellten Informationen sind allgemeiner Natur und nicht zur Selbst-Diagnose gedacht. Sie können den Besuch beim Arzt nicht ersetzen.
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