Tierwohl

Diese Gefahr unterschätzen viele Hundehalter - Sie auch?

Benedikt Dirrigl

SEO-Redakteur

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4.9.2024, 16:07 Uhr
Sommerzeit ist Grannenzeit. Aber was macht die Pflanzenteilchen für Hunde so gefährlich?

© IMAGO / Zoonar Sommerzeit ist Grannenzeit. Aber was macht die Pflanzenteilchen für Hunde so gefährlich?

In diesem Artikel:

Ob Feldweg, Park oder Einkaufspromenade, im September bietet es sich für Hundehalter an, viel Zeit draußen an der frischen Luft zu verbringen. Doch im hohen Gras ist Vorsicht geboten.

Grannen sind kleine Pflanzenteile, die im Fell des Vierbeiners hängen bleiben und schwerwiegende Verletzungen verursachen können. Was Grannen eigentlich sind, wie Sie Ihren Hund dafür schützen können und was zu tun ist, wenn er sich eine oder mehrere Grannen eingefangen hat, lesen Sie in unserem Beitrag.

Grannen sind kleine, oft borstige Pflanzenteile, die sich an den Ähren von Gräsern und Getreidearten befinden, wo sie das Korn umschließen. Sie sind spitz und mit kleinen Widerhaken versehen, damit sie sich in den Boden bohren können, um die Verteilung der Samen zu gewährleisten.

Die Pflanzenteilchen sehen in der Regel haarig und borstig aus, können verzweigt, gekrümmt, verdreht oder auch gerade sein. Je nach Pflanze, an der die Ähre wächst, unterscheiden sich die Form und die Größe von Grannen. Meist sind sie spitz und dünn. Fährt man mit dem Finger gegen den Strich einer Granne, sind die Widerhaken deutlich zu spüren.

Ihre Spitze und die Widerhaken haben zwar den wichtigen Zweck für die Pflanze, die Samen besser zu verteilen und in die Erde zu bringen, allerdings können sie dadurch auch in Kleidung oder Fell hängen bleiben. Genau hier liegt das Problem für Hunde.

Grannensaison ist von Juni bis September, vor allem in den heißen Sommerphasen im Juli und August. Wenn Gräser und Getreide reifen, lösen sich die Samen mitsamt den Grannen von den Pflanzen und bleiben dann leicht an vorbeistreifenden Hunden hängen. Während der Erntezeit fliegen die Pflanzenteile beim Einholen von Feldern auf nahe gelegene Wege und können auch so eine Gefahr für Hundepfoten darstellen.

Besonders in heißen und trockenen Phasen des Sommers ist also Vorsicht geboten.

Nun stellt sich natürlich die Frage, was das Problem daran ist, wenn Pflanzenteile in Fell eines Hundes hängen bleiben. Die Antwort ist einfach: Grannen machen beim Fell nicht Halt. Durch ihre Form, ihre Spitze und die Widerhaken bewegen sich Grannen naturgemäß nur in eine Richtung. Und wenn sie es bis in den Boden schaffen können, können sie auch in die Haut von Hunden eindringen.

Die Folgen sind schmerzhafte Entzündungen und Abszesse. Vor allem die Pfoten und der Genitalbereich sind hiervon gefährdet, denn Hunde schlecken vermehrt über diese Stellen, wenn sich dort etwas verfangen hat.

Auch Körperöffnungen können von Grannen betroffen sein, hier lauert eine weitere Gefahr. Wer schon einmal mit einem Hund spazieren war, kennt es: Alles muss beschnüffelt werden, mit dem Kopf voran streift der Hund durch Wiesen und Büsche. Dabei können die Grannen in Ohren, Nase, Maul und Augen gelangen.

Atmet ein Hund eine Granne durch den Mund ein, kann diese bis in die Lunge gelangen und dort irreversible Schäden verursachen und letztendlich auch zum Tod führen. Das Gleiche gilt für die Nase des Hundes. Bleibt die Granne in der Schnauze hängen, kann sie sich hier entzünden. Durch die Nebenhöhlen können die Grannen auch in den Schädel gelangen, was ebenfalls einen tödlichen Ausgang für das Tier hätte.

In den Ohren können Grannen Mittelohrentzündungen, Gleichgewichtsverlust oder sogar einen Trommelfellriss verursachen. In den Augen kann es zu Hornhautschäden oder zur Erblindung kommen. Hunde verfügen im Vergleich zum Menschen ein drittes Augenlid in jedem Auge, die sogenannte Nickhaut. Verfängt sich hier eine Granne, ist das von außen kaum zu erkennen.

Diese extremen Folgen sind glücklicherweise eher selten. In der Regel haben Tierarztpraxen im Sommer mit entzündeten Grannen in den Pfoten zu tun. Dennoch ist es für Hundehalter wichtig, die Anzeichen zu kennen, um im Notfall richtig handeln zu können.

Es gibt verschiedene Anzeichen dafür, ob sich ein Hund eine Granne eingefangen hat. Diese variieren, je nachdem, wo sich das Pflanzenteilchen festgesetzt hat.

  • Atemwege
    Starkes und vermehrtes Niesen, direkt nach dem Gassigang, ist ein Anzeichen dafür, dass sich eine Granne in der Nase des Hundes befindet. Ist sie bereits in Richtung Rachen gewandert oder wurde durch den Mund eingeatmet, ist anhaltender Husten ein deutliches Anzeichen.
  • Ohren
    Ist eine Granne ins Ohr eines Hundes geraten, versucht er, die Granne durch intensives Kratzen des Ohres oder heftiges Kopfschütteln loszuwerden.
  • Augen
    Die Anzeichen dafür, dass eine Granne in einem Auge des Vierbeiners festhängt, reichen von einer Rötung am Auge über Augenausfluss oder ständigem Zukneifen des Auges bis hin zu Schwellungen am betreffenden Auge.
  • Pfoten
    Hunde brauchen ihre Pfoten naturgemäß ständig, da sie alle vier zum Laufen benutzen. Hat sich eine Granne an einer Pfote, vorzugsweise zwischen den Zehen, festgesetzt, fängt der Hund an zu humpeln. Leckt der Hund zudem ausgiebig an einer Pfote, kann es sich um eine eingetretene Granne handeln.
  • Haut und Gewebe
    Natürlich kann sich eine Granne auch an allen anderen Stellen eines Hundes in die Haut fressen. Besonders gefährdet sind Stellen mit sehr dünner Haut, wie im Genitalbereich und unter den Achseln. Zeigt der Hund Schmerzen, Unruhe oder Lethargie, sollten sie den Hundekörper nach Grannen absuchen. Diese können aber auch bereits tiefer in das Gewebe eingedrungen sein, sodass sie mit bloßem Auge nicht mehr zu erkennen sind.

Wenn Sie nach oder während einem Spaziergang mit dem Hund eine Granne entdecken, die oberflächlich im Fell hängt, können Sie diese ganz einfach selbst entfernen. Am besten eignet sich eine Pinzette als Hilfsmittel. Achten Sie dabei darauf, die Granne vollständig zu entfernen, da auch Teile ausreichend, um Schaden anzurichten.

Finden Sie eine Granne, die sich bereits fest in die Haut Ihres Vierbeiners eingefressen hat, ist der Gang zur Tierarztpraxis unausweichlich. Ebenso wenn Sie Anzeichen finden, dass Ihr Hund eine Granne in Nase, Rachen, Ohren, Augen oder tief in den Pfoten oder an sonstigen Stellen im Gewebe festsitzen hat.

In der Praxis können die Pflanzenteilchen fachgerecht entfernt werden, zudem erfahren Sie weiteres über notwendige Medikationen.

Besondere Eile ist geboten, wenn Ihr Hund Zeichen von starken Schmerzen, heftige Entzündungen oder Atemschwierigkeiten aufweist, denn die Folgen können lebensbedrohlich sein. Nicht nur kann die Granne in die Lunge geraten, frisst sich ein kleiner Teil tief genug ins Gewebe des Hundes, kann dieser Teil in den Blutkreislauf gelangen und schwere Schäden an verschiedenen Organen anrichten, was ebenfalls zum Tod des Tieres führen kann. Zeigt Ihr Hund derartig schwere Anzeichen, sollten Sie ihn schleunigst in eine Tierklinik bringen.

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Realistisch betrachtet gibt es keine Möglichkeit, Grannen in den Sommermonaten absolut vorzubeugen, da man dem Hund schlecht den Zugang zur Welt außerhalb des Hauses oder der Wohnung verwehren kann. Dennoch gibt es einige Maßnahmen, um das Risiko zu verringern.

  • Halten Sie den Hund von Risikogebieten fern

Grannen tauchen vermehrt in hohem Gras oder in der Nähe von Getreidefeldern auf. Bevorzugen Sie auf Ihren Gassirouten gemähte Parkflächen oder andere Wege, können Sie das Risiko schon deutlich eindämmen.

  • Kurzes Fell ist besser als langes

Hunde mit langem Fell freuen sich im Sommer nicht nur über eine Rasur, da sie dann weniger stark überhitzen, im kurzen Fell halten sich Grannen auch schwerer fest. Insbesondere an den Pfoten und den Ohren empfiehlt sich die Rasur als Schutz vor Grannen.

  • Kontrolle

Suchen Sie nach jedem Gassigang Ihren Hund nach den kleinen Pflanzenteilen ab. So ist es wahrscheinlicher, dass Sie eine Granne finden, bevor sie sich im Gewebe des Tieres festgesetzt hat, und können sie schadlos mit einer Pinzette entfernen. Selbst wenn Sie an dieser Stelle eine Granne finden, die bereits fest in der Haut Ihres Hundes steckt, ist es besser, diese früh zu entdecken und in einer Tierarztpraxis entfernen zu lassen.

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