Hund als Grasfresser?
Das Schaf im Hundepelz: Warum fressen Hunde Gras?
3.7.2024, 14:36 UhrWährend einige Hunde genüsslich auf Grashalmen herumkauen oder an diesen knabbern, verputzen andere Hunde büschelweise Gras. Allerdings gibt es nicht die "eine" Ursache für diese ungewöhnliche Vorliebe. In den meisten Fällen stecken harmlose Gründe dahinter, in einigen Fällen werden allerdings auch ernsthafte Erkrankungen vermutet. Hundebesitzer machen sich häufig Sorgen über das Verhalten ihres geliebten Vierbeiners. Dann fragen sie sich: "Hilfe, mein Hund frisst Gras und erbricht" oder "Mein Hund frisst viel Gras – ist das gefährlich?". In diesem Artikel gibt es alle Antworten.
Ist es normal, wenn Hunde Gras fressen?
Wer bemerkt, dass der Hund ab und zu Gras frisst, ist oftmals beunruhigt und stellt sich die Frage "Warum frisst mein Hund Gras?". Hier gibt es allerdings eine Entwarnung: Tatsächlich ist es ganz normal, wenn Hunde Gras fressen. Dies ist nichts Ungewöhnliches und kann vor allem beim Spaziergang oder im Freilauf passieren. Ergo können Hundebesitzer das Verhalten in der Regel als normal und unproblematisch einstufen. Bei Langeweile oder im Spiel kommt es dazu, dass Vierbeiner ab und zu ein wenig Gras fressen. Auch Welpen imitieren das Verhalten ihrer Mutter und probieren Gras.
Warum fressen Hunde Gras?
Neben Langeweile oder dem Spiel können Hunde jedoch auch aus verschiedenen anderen Gründen Gras fressen. Dazu gibt es einige Vermutungen und Gerücht, wissenschaftliche Nachweise fehlen aber zumeist.
- Vitaminmangel
Einige Menschen behaupten, dass ein Hund Gras frisst, da ihm wichtige Vitamine und Ballaststoffe fehlen. Allerdings konnte dies bisher nicht wissenschaftlich belegt werden. Gleichzeitig existiert auch keine Studie, dass Grasfressen einen Mangel an Ballaststoffen ausgleichen kann. - Würmer
Auch das nächste Gerücht hält sich hartnäckig: Hunde mit einem Wurmbefall sollen vermehrt Gras fressen. Allerdings gibt es bis heute keine wissenschaftlichen Erkenntnisse, die diese Behauptung bestätigen. - Erbrechen und Verdauungsprobleme
Eine weitere Vermutung lautet, dass Hunde Gras bei Verdauungsproblemen fressen, um zu erbrechen und sich von schädlichen Bestandteilen des Futters zu befreien. Im Gegensatz zu Katzen, bei denen das regelmäßige Grasfressen dazu dient, beim Putzen aufgenommene Haare zu erbrechen, ist auch diese Erklärung für Hunde nicht belegt.
Zudem gehören Grasfressen und Übelkeit bei Hunden nicht zwangsläufig zusammen. Dies bedeutet, dass sich nur sehr wenige Hunde nach dem Grasfressen übergeben oder Anzeichen von Übelkeit offenbaren. - Fremdkörper
Ein weiteres Gerücht geht davon aus, dass Hunde Fremdkörper gefressen haben und sich daher schnell übergeben wollen. Allerdings konnte auch dies in Studien nicht bestätigt werden. Wenn Hunde Fremdkörper im Magen haben, äußert sich dies beispielsweise durch wiederholtes Erbrechen (unabhängig vom Grasfressen) sowie Erschöpfung des Hundes. - Beschäftigung, Stressbewältigung und Beruhigung
Vor allem in stressigen Interaktionen mit anderen Hunden kann das Knabbern an Grashalmen dem Hund Ablenkung, Entspannung oder Beruhigung bieten. Aber auch Langeweile kann durch das Kauen auf Grashalmen überbrückt werden. - Geschmack
Einige Hunde fressen Gras natürlich auch aus einem ganz einfachen Grund: Weil es ihnen schmeckt.
Wann ist Grasfressen gefährlich?
Während Grasfressen in kleinen Mengen normal ist, stellen sich Hundebesitzer allerdings auch die Frage "Mein Hund frisst plötzlich viel Gras, ist das schlimm?" Was ist, wenn der Hund Gras frisst und dies in rauen Mengen erbricht? Wenn der Hund die Büschel ohne Kauen herunterschluckt, sollte man aufpassen. Denn dann können neben dem Erbrechen noch andere Verdauungsprobleme auftreten.
In solchen Fällen sollte man lieber einen Tierarzt aufsuchen. Zudem sollte man beobachten, in welchen konkreten Situationen und wie oft der Hund Gras frisst. Wer Blut im Kot oder im Erbrochenen findet, sollte unbedingt einen Tierarzt konsultieren. Das Gleiche gilt auch, wenn der Kot mit Schleim überzogen ist oder der Hund überhaupt keinen Kot mehr absetzt. All diese Symptome können Anzeichen für eine ernsthafte Erkrankung wie ein Darmverschluss oder eine Entzündung im Magen-Darm-Trakt sein.
Achtung: An aus dem After ragenden Grashalmen sollte man nur sehr vorsichtig ziehen. Wenn sie unter leichtem Zug nicht zu entfernen sind, können scharfkantige Gräser die Schleimhäute von Enddarm und Anus verletzen. Wer sich unsicher ist, sollte lieber mit seinem Vierbeiner zum Tierarzt gehen.
Auch bei Durchfallerkrankungen mit Hund kann ein sich ein Gang zum Tierarzt empfehlen. Weitere Informationen finden Sie in unserem Beitrag:
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Gefahr von Lungenwürmern
Neben Magen-Darm-Parasiten gibt es auch Würmer, die zumindest einen Teil ihrer Lebensspanne in der Lunge des Hundes verbringen. Diese werden als "Lungenwürmer" bezeichnet und sind während ihrer Entwicklung, vom Ei über die Larve zum Wurm, auf einen "Zwischenwirt" angewiesen (oftmals Schnecken). Neugierige Hunde und Welpen fressen diese Schnecken und werden von den Parasiten infiziert.
Ein möglicher Weg der Infektion geht tatsächlich auch über das Gras. Wenn der Hund Gras frisst, auf dem zufällig die kleinen Schnecken sitzen, kann er sich infizieren. Die Larven wandern vom Darm des Hundes in seine Lunge, wo sie zu ausgewachsenen Würmern heranwachsen und dort Eier legen. Die schlüpfenden Larven lösen nun Schäden im Lungengewebe aus. Von Lungenwürmern befallene Hunde zeigen unterschiedliche Symptome wie Husten, Fieber, verminderte Leistungsfähigkeit und gelegentlich auch Nasenbluten.
Doch auch andere Parasiten lauern in Wiesen und Parks auf die Vierbeiner. Grasmilben sorgen mit ihren Bissen für juckende Stellen auf der Hundehaut. Lesen Sie dazu unseren Beitrag:
Hilfe, mein Hund hat Grasmilben! Was kann ich tun?
Sollte man Hunde Gras fressen lassen?
Wenn der Hund nur gelegentlich Gras frisst, besteht kein Grund zur Sorge. Daher kann man den Hund ruhig etwas Gras fressen lassen. Sollte das Tier jedoch täglich große Mengen Gras konsumieren, ist ein Tierarztbesuch ratsam.
Zusätzlich gibt es noch einige Ausnahmen:
Vor allem bei scharfkantigen Gräsern sollte man vorsichtig sein. Ansonsten können die Schleimhäute im Maul und der Speiseröhre beschädigt und Magenschmerzen hervorgerufen werden. Auch wenn scharfkantige Gräser aus dem Anus ragen, können sie Verletzungen auslösen. Hunde in der Stadt sollten an großen Straßen lieber kein Gras fressen, da dieses von Schadstoffen aus den Autoabgasen belastet sein kann. Auch am Feldrand könnte das Gras voller Düngemittel- und Pflanzenschutz sein. Dann ist nicht das Gras das Problem, sondern die zusätzlichen, schädlichen Substanzen.
Mein Hund frisst Gras – Was kann ich dagegen tun?
Wenn der Hund viel Gras frisst und man etwas dagegen tun möchte, kann man Folgendes versuchen: Solange es dem Hund insgesamt gut geht, aber der Graskonsum zu hoch erscheint, kann man einfach öfter füttern (zweimal bis dreimal am Tag anstelle von einmal) oder Heilerde den Mahlzeiten zuführen.
Was hilft gegen Gras fressen beim Hund?
Sollte der Vierbeiner über einen längeren Zeitraum viel Gras fressen, sollte er beim Tierarzt untersucht werden. Beispielsweise können die Ursachen wie Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes oder Stoffwechselstörungen effektiv behandelt werden. Wenn der Hund unter Magen-Darm-Parasiten leidet, kann der Arzt ebenfalls eine Behandlung einleiten. In einigen Fällen ist schlichtweg das aktuelle Futter für den Hund schlecht verträglich, sodass bereits eine Futterumstellung Abhilfe schafft. Bei Stress oder Langeweile sollte man dem Hund entweder mehr Sicherheit und Ruhe oder mehr Beschäftigung bieten.
Fressen Hunde Gras aus psychischen Gründen?
Hunde reagieren oftmals mit Übersprungsreaktionen auf Stress. Daher kann es vorkommen, dass der Hund unter Stress Gras frisst.
Achtung: Chronische Schmerzen oder andere körperliche Beschwerden können ebenfalls Stress verursachen, der wiederum Verhaltensänderungen bedingt.
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