Tierwohl

Vergiftungssymptome beim Hund erkennen: So helfen Sie Ihrem Vierbeiner im Notfall

Elias Thiel

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11.10.2024, 08:42 Uhr
Zeigt ein Hund Vergiftungssymptome, sollte man auf jeden Fall einen Tierarzt zu Rate ziehen.

© IMAGO / Zoonar II Zeigt ein Hund Vergiftungssymptome, sollte man auf jeden Fall einen Tierarzt zu Rate ziehen.

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Immer wieder hört man von Warnungen vor ausgelegten Giftködern. Dabei handelt es sich häufig um Hundeleckerlis, -kekse oder Fleisch, die mit Rattengift oder Blausäure präpariert sind.

Hundebesitzer stellen sich daher besorgt die Frage: Wie kann ich die Anzeichen einer Vergiftung beim Hund erkennen und wie schütze ich meinen Hund bestmöglich?

Laut der Bundestierärztekammer (BTK) erkennt man beim Hund die Symptome einer Vergiftung, abhängig vom Gift und der Menge entweder sofort oder wenige Stunden später. Jedoch wirken einige Gifte wie beispielsweise Thallium oder Rattengift sogar erst nach ein paar Tagen. Dies macht die ganze Sache noch ein Stück schwieriger.

Vergiftung beim Hund: Diese Anzeichen gibt es

Folgende Symptome weisen beim Hund auf eine Vergiftung hin:

  • Starkes Speicheln
  • Zittern
  • Apathie
  • Starke Aufregung
  • Schwäche
  • Kreislaufprobleme (bis hin zur Bewusstlosigkeit)
  • Atembeschwerden
  • Atemnot
  • Veränderung der Pupillen und der Mundschleimhaut
  • Bauchkrämpfe
  • Durchfall
  • Würgen
  • Erbrechen
  • Blut im Kot, Urin oder Erbrochenen

Jedoch gibt es nicht die "eine" Vergiftung. Für Hunde gibt es viele gefährliche Substanzen, die eine Vergiftung auslösen können. Dazu gehören:

  • Schädlingsbekämpfungsmittel (beispielsweise Rattengift)
    Schädlingsbekämpfungsmittel wie Insektizide, Rodentizide oder Herbizide sind für Hunde hochgiftig. Diese können im eigenen Garten, auf Feldern, beim Spaziergang oder bei den Nachbarn vorkommen und direkt vom Hund oder indirekt durch das Fressen vergifteter Tiere oder behandelter Pflanzen aufgenommen werden.
    Das Rattengift gehört zu den bekanntesten Vergiftungen für Hunde. Allerdings treten die Vergiftungserscheinungen häufig erst drei bis fünf Tage nach der Aufnahme des Giftes auf. Im Rattengift ist Kumarin enthalten, das die Blutgerinnung stört und schwere innere Blutungen beim Hund auslöst. Der Tierarzt gibt zur Behandlung in der Regel umgehend Vitamin K.
  • Düngemittel (beispielsweise Blaukorn)
    Düngemittel wie Blaukorn führen zu einer Reizung der Schleimhäute des Verdauungsapparates und verschlechtern somit den Transport des Sauerstoffs im Blut. Wenn der Vierbeiner die blauen Kügelchen gefressen hat, äußert sich dies häufig in Form von Atemnot, Erbrechen und blutigem Durchfall.
  • Frostschutzmittel
    Frostschutzmittel zieht Hunde aufgrund der süßlichen Substanz leider nahezu automatisch an. Kommt es dazu, dass der Hund Frostschutzmittel frisst, zeigen sich kurze Zeit später schon die ersten Symptome. Im Frostschutzmittel ist nämlich Alkohol namens "Ethylenglycol" enthalten. Sobald der Vierbeiner beispielsweise aus einer Pfütze mit Frostschutzmittel trinkt, wird er zeitnah betrunken wirken. Weitere Symptome sind Durchfall und Erbrechen. Im schlimmsten Fall kommt es zu Nierenversagen und Tod des Hundes.
  • Schneckenkorn
    Das im Schneckenkorn enthaltene Metaldehyd löst Symptome wie Krämpfe und Anfälle beim Hund aus. Oftmals kommt es zusätzlich zu hohem Fieber (mehr als 41 Grad) oder sogar zu einem Organversagen. Die ersten Vergiftungserscheinungen treten bereits wenige Stunden nach der Aufnahme des Korns auf.
    Achtung: Auch Gartenpflanzen wie Rittersporn, Efeu oder Hyazinthe können Vergiftungserscheinungen bei Hunden hervorrufen. Das Gleiche gilt für Reinigungsmittel und Medikamente, die immer außer Reichweite von Hunden aufbewahrt werden sollten.
  • Pflanzen
    Hunde können an vielen Orten (im Garten, in der Wohnung oder beim Spaziergang) mit giftigen Pflanzen in Kontakt kommen. Wenn ein Hund solche Pflanzen gefressen hat, sollte man die Pflanzenreste sofort aus seiner Maulhöhle entfernen und ihn zum Tierarzt bringen.

Folgende Pflanzen können für Hunde giftig sein:

  • Weihnachtsstern
  • Osterglocke
  • Maiglöckchen
  • Kirschlorbeer
  • Efeu
  • Farne
  • Rhododendron
  • Ficusarten
  • Orchideen
  • Tulpen

Besonders junge Hunde neigen dazu, an unterschiedlichen Pflanzen zu knabbern. In der typischen Neugier lauert die Gefahr. Aber auch erwachsene Hunde können aus Langeweile dazu verleitet werden. Daher ist es wichtig, dass der Hund keine unbekannten Pflanzen frisst und ausreichend Beschäftigung zur Verfügung hat.

Zudem können auch einige Lebensmittel giftig für Hunde sein. Dazu gehören:

  • Avocado
  • Zwiebeln
  • Trauben und Rosinen
  • Steinobst
  • Schokolade und Kakao
  • Rohes Schweinefleisch
  • Kaffee, Tee oder Cola
  • Alkohol

Symptome einer schleichenden Vergiftung können unspezifisch und schwer zu erkennen sein. Daher sollte man auf Veränderungen wie Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Müdigkeit, Juckreiz, Durchfall, Erbrechen, Husten, Atemprobleme, Haarausfall oder ungewöhnliches Verhalten beim Hund achten.

Aufgrund der Vielzahl der Stoffe, die zu einer Vergiftung führen können, kann man als Hundebesitzer nur schwer umfassend vorbeugen. Daher gilt: Bei Vergiftungserscheinungen des Hundes sollte umgehend ein Tierarzt konsultiert werden. Bestenfalls sollte man zuerst den Tierarzt oder die Tierklinik anrufen und nach dem Gespräch direkt in die Praxis fahren. Wenn es möglich ist, sollte man die giftige Substanz mitnehmen.

Dennoch sollte man natürlich nicht in Panik geraten, sondern dem Vierbeiner Ruhe und Sicherheit vermitteln und für ihn da sein. Wenn der Hund bereits bewusstlos geworden ist, sollte man ihn flach auf die Seite legen und seinen Kopf so drehen, dass Erbrochenes und Speichel aus dem Maul laufen können. Allerdings sollte man den Hund auf keinen Fall proaktiv zum Erbrechen bringen. Anders als bei Menschen kann man Erbrechen nicht mit der Finger-in-den-Hals-Methode auslösen. Zudem ist es gefährlich, wenn der giftige Mageninhalt nach oben kommt. Außerdem sollte man weder Milch noch Öl an den Hund geben, da dies die Aufnahme mancher Giftstoffe sogar noch beschleunigen kann.

Sobald der Vierbeiner erste Anzeichen einer Vergiftung zeigt, ist schnelles Handeln erforderlich:

  1. Tierarzt anrufen und die Situation schildern beziehungsweise den Besuch ankündigen
  2. Nach Absprache mit dem Tierarzt eine Kohletablette verabreichen (diese bindet das Gift im Magen oder Darm)
  3. Hund nicht zum Erbrechen bringen
  4. Probe des giftigen Lebensmittels (falls vorhanden oder bekannt) und kleine Proben von Erbrochenem oder Kot des Hundes mitnehmen
  5. Mit dem Hund zum Tierarzt fahren

Bei einer Vergiftung kann Aktivkohle als Erste-Hilfe-Maßnahme gegeben werden. Die Dosierung beträgt ein Gramm pro Kilogramm Körpergewicht. Wichtig ist, dass der Hund noch schlucken kann und die Kohletablettefreiwillig aufnimmt. Trotz der Gabe von Kohle sollte immer ein Tierarzt aufgesucht werden, um die Blutgerinnung und Organwerte zu überprüfen.

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Der behandelnde Tierarzt wird wahrscheinlich ein Brechmittel verabreichen. Bei Aufnahme von Mineralölen, Säuren oder Laugen sollte jedoch kein Erbrechen ausgelöst werden, um die Speiseröhre nicht weiter zu schädigen. In einigen Fällen wird auch eine Magenspülung unter Narkose durchgeführt. Hat der Tierarzt das Gift identifiziert, kann er auch ein spezielles Gegengift verabreichen. Der Vierbeiner bleibt nach der Behandlung häufig noch ein paar Tage beim Tierarzt, damit seine Vitalfunktionen (Atmung, Puls und Kreislauf) überwacht werden. Oftmals erhält der Hund auch eine Infusion, damit das Gift aus dem Blut gespült wird. Ansonsten könnten die Nieren geschädigt werden. Wenn dieser Fall bereits eingetreten ist, ist eine Nierenwäsche (Dialyse) erforderlich. Zur Erholung der Schleimhäute des Magen-Darm-Traktes sollte man dem Hund Schonkost bieten (beispielsweise Reis mit Hähnchen, Möhrensuppe oder Quark mit Honig).

Achtung: Ist die Haut des Hundes mit Gift in Kontakt gekommen, sollte sich der Hund nicht lecken. Zudem sollte das Tier umfassend gebadet werden. In manchen Fällen ist es ratsam, das Fell zu scheren.

Um eine Vergiftung des Hundes durch ausgelegte Giftköder zu vermeiden, sollten Hundehalter ihren Hund während des Spaziergangs immer im Blick behalten. Außerdem sollten sie dafür sorgen, dass der Hund beschäftigt ist. Generell sollte man möglichst alle Orte meiden, an denen vermehrt Giftköder ausgelegt werden. Bestenfalls achtet man auf Aushänge und Warnungen vor möglichen Giftködern. Wer möchte, kann auch ein Anti-Giftköder-Training mit dem Hund durchführen.

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