Klimastreik am Freitag: Darum geht es in Nürnberg
18.03.2021, 12:05 Uhr
Am 19. März findet der siebte weltweite Klimastreik statt. Wofür gehen Sie auf die Straße?
Unser bundesweite Spruch lautet: "No more empty promises - Keine leeren Versprechungen mehr". Im Fokus steht die Klimagerechtigkeit - wir fordern aber auch eine Verkehrswende, einen Systemwandel und demonstrieren für Feminismus.
Woran kann man das in Nürnberg festmachen?
Wir fordern einen Ausbaustopp des Frankenschnellwegs. Den Kompromiss, den der Bund Naturschutz mit der Stadt und dem Freistaat Bayern getroffen hat, halten wir für zu lasch. Wir wollen so schnell wie möglich eine komplett autofreie Innenstadt - am besten sofort. Eine Autobahn in der Stadt zu bauen, ist ein Mobilitätskonzept des letzten Jahrtausends. Stattdessen wollen wir, dass der Fokus auf den Bau eines durchgängigen Radwegenetz gelegt wird. Wir brauchen eine Verkehrswende.
Nürnberg will ein 365-Euro-Ticket einführen, hat zudem vor Kurzem einen Mobilitätspaket geschnürt, in dem Radverkehr großer Platz eingeräumt wird. Dann gibt es den Klimapakt, mit dem man sich man sich ehrgeizigere Ziele bei der CO2-Reduktion gibt. Reicht das alles nicht?

Nein. Langfristig wollen wir einen kostenlosen Nahverkehr für alle. Wir fordern auch eine Verfünffachung des Radwegeetats auf 17 bis 18 Millionen Euro, das ist von dem Beschluss der Stadt nicht abgedeckt. Wir sind außerdem vom Stadtrat enttäuscht, dass er das CO2-Budget laut dem Klimapakt bis 2050 um 95 Prozent setzen will. Das ist viel zu spät, wir müssen schon in den nächsten Jahren klimaneutral sein.
Ist das der Systemwandel?
Uns geht es unter anderem um neue Indikatoren für Wohlstand: Schottland, Island oder Neuseeland machen das ganz schön. Dort wird der Wohlstand auch von Faktoren wie der psychischen Gesundheit der Bevölkerung oder dem Zugang zu Wohnraum oder Grünflächen definiert.
Und wo passt da der Feminismus rein?
Der lässt sich in Zusammenhang mit all unseren Forderungen betrachten: Beispiel Verkehr. Wir sind in Deutschland autozentriert, das Auto ist ein Symbol für Dominanz und Stärke und konstruiert damit ein besonderes Männlichkeitsbild. Studien zeigen, dass Männer und Frauen - die ja oft noch die Care-Arbeit in der Familie machen - unterschiedliche Verkehrswege zurücklegen. Das wird in der Verkehrsplanung zu wenig berücksichtigt. Oder die Klimagerechtigkeit: Frauen sind deutlich häufiger von den Folgen von Naturkatastrophen betroffen. Versiegen Brunnen aufgrund von Dürren, müssen in vielen Regionen der Erde weitere Wege zur Wasserversorgung zurückgelegt werden. Oft sind Frauen und Mädchen die Leidtragenden.
INFO: Am Freitag, 19. März, beginnt der Klimastreik in Nürnberg um 14.30 Uhr auf dem Kornmarkt. Zunächst sprechen Redner diverser Gruppierungen, im Anschluss wird es eine Fahrraddemonstration über den Frankenschnellweg geben.
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