Monatelang feilten die Verantwortlichen an einem Alternativkonzept. Mit breiten Budengassen, einer strikten Maskenpflicht und deutlich mehr Veranstaltungsorten in der Innenstadt wollte die Stadt das Gedränge entzerren - und das Infektionsrisiko minimieren. "Dennoch können wir eine zusätzliche Ansammlung von vielen Tausend Menschen in der Innenstadt nicht verantworten", sagt Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König jetzt. Er spricht von einer schweren Entscheidung. "Eine Adventszeit ohne Prolog (...) und ohne das Städtlein aus Holz und Tuch auf dem Hauptmarkt ist für uns wie für die vielen Besucherinnen und Besucher von nah und fern nur schwer vorstellbar. Und doch sind wir nach langer Abwägung und zum Schutz der Bevölkerung zu dem Schluss gekommen."
Damit tut Nürnberg das, was viele andere Städte bereits vor Wochen beschlossen haben. Coburg etwa verzichtet auf seinen Weihnachtsmarkt, Prag ebenso. In der Stadt steigen die Infektionszahlen seit Wochen, die Corona-Ampel steht derzeit auf Rot. Im Rathaus rechnet man damit, demnächst die Schwelle von 100 und mehr Infektionen innerhalb von sieben Tagen pro 100.000 Einwohner zu überschreiten.
Christkindlesmarkt 2020: Die Absage ist bitter, aber notwendig
"Vor diesem Hintergrund halten wir es für das falsche Signal, den Christkindlesmarkt zu veranstalten", sagt König. Aktuell steht der Inzidenzwert bei 76,01. In Nürnberg gilt seit Tagen eine verschärfte Maskenpflicht in der Innenstadt, Restaurants und Gaststätten müssen bis 22 Uhr schließen.
Die Händler trifft die Absage hart. "Das ist eine brutale Enttäuschung, wir fühlen eine tiefe Trauer und Betroffenheit", sagt Schausteller-Vorstand Lorenz Kalb. Die Lage sei ohnehin angespannt, aber: "Das wird den einen oder anderen Betrieb von uns zunichte machen." Bayerns Ministerpräsident Markus Söder begrüßt die Absage. "Natürlich ist das schmerzhaft. Wir alle hatten uns auf den Christkindlesmarkt gefreut", sagt der CSU-Chef. "Leider ist dies angesichts von Corona nicht möglich. Auch wenn es keinem leicht fällt, ist die Entscheidung richtig und nachvollziehbar. "
Einzelne Stände wohl trotzdem in der Innenstadt
Der Tragweite der Absage, das betont Oberbürgermeister König, sei man sich bewusst. Bereits im Vorfeld informierte der CSU-Politiker die Schausteller und Marktkaufleute über die Entscheidung. Man habe ihnen angeboten, trotzdem mit einzelnen Ständen in der Innenstadt präsent zu sein - ähnlich wie bei den Nürnberger Sommertagen, dem dezentralen Volksfest, das in der Ferienzeit stattfand.
"Wir wissen um die besondere Bedeutung der Weihnachtszeit für die Marktbeschicker und ihre Familien", sagt Wirtschaftsrefrent Michael Fraas. "Der Christkindlesmarkt hat eben auch eine besondere wirtschaftliche Bedeutung für Nürnberg." Von der Absage sind nicht nur die Händler auf dem Markt, sondern auch die Gastronomie und die Hotels in der Stadt betroffen. "Ich kann alle verstehen, die – mich eingeschlossen – nun hart an dieser Entscheidung zu knabbern haben", sagt Fraas. "Aber es ist ein Gebot der Vernunft. Lieber jetzt die Notbremse ziehen, als erst ein paar Tage vor Beginn."
Christkind: "Es tut mir persönlich sehr leid"
Auch für das Nürnberger Christkind ist die Absage ein Schlag. "Aber es ist in Anbetracht der aktuellen Situation die richtige Entscheidung", sagt Benigna Munsi, die bereits im vergangenen Jahr den Prolog sprach. "Es tut mir persönlich sehr leid. Auch für mich, für die Nürnbergerinnen und Nürnberger, die vielen Besucherinnen und Besucher von auswärts und natürlich vor allem für die Kinder."
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Bereits in den vergangenen Wochen machte die Stadt weitere Abstriche beim Christkindlesmarkt. Der Prolog sollte nur noch als Stream im Internet übertragen werden, eine Veranstaltung an der Frauenkirche hielten die Verantwortlichen früh für unmöglich. Jetzt ist klar: Der komplette Markt wird in diesem Jahr ausfallen.