Große Hilfsbereitschaft
"Lieber ich als meine Tochter": Fabi kämpft gegen den Krebs
24.8.2021, 17:33 Uhr
„Es war, als hätte einer mir das Leben weggezogen.“ An den Augenblick, als er von seiner Diagnose erfuhr, kann sich der Mindorfer Fabian Harrer noch sehr gut erinnern. Sie lautete: „Bauchspeicheldrüsenkrebs“ - und hat das Leben des gerade einmal 28-jährigen Familienvaters völlig auf den Kopf gestellt. Doch in den Sand gesteckt hat er ihn nicht. Im Gegenteil: Gemeinsam mit der Familie und vielen Unterstützerinnen und Unterstützern nimmt er den Kampf auf.
Ein Drama, das im März 2020 seinen Anfang nahm: Der Holzmechaniker klagt über Rückenschmerzen, die einfach nicht verschwinden wollen. Sie geben Rätsel auf, bis im Herbst des vergangenen Jahres ein Osteopath der Ursache auf die Spur kommt.
Der Hausarzt schickt den bis dato leidenschaftlichen Fußballer ins Neumarkter Krankenhaus, wo im November schließlich die schreckliche Krankheit diagnostiziert wird. Harrer ist froh, dass er diese furchtbaren Stunden nicht alleine durchstehen muss und von seiner Familie getragen wird.
Therapie schlägt nicht an
Nach der bitteren Erkenntnis beginnt das gemeinsame Aufbäumen gegen die Krankheit. Das niederschmetternde Ergebnis: Die herkömmlichen, schulmedizinischen Therapien schlagen nicht an. Harrers Zustand verschlechtert sich stattdessen noch stärker.
Mutter Claudia recherchiert emsig und schickt so auch eine E-Mail an den Markt Berolzheimer Arzt für Allgemeinmedizin und Naturheilverfahren Arno Thaller im benachbarten Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen. Er empfiehlt die Biotherapie mit onkolytischen Viren. Die Familie willigt ein.
Doch das heißt: Strapazen auf sich nehmen. Alle vier Wochen gilt es, nach Düsseldorf zu fahren, wo jene Viren in einer Behandlung unter Kurzzeitnarkose direkt in den Tumor und die Metastasen gespritzt werden – flankiert durch computertomographische Aufnahmen.
Strapazen in Düsseldorf
Nach einer halben Stunde ist alles vorbei. Doch danach stellt sich für eineinhalb Wochen Fieber ein, was aber gut so ist: Es bekämpft die Tumorzellen. „Fabian ist dann teilweise gar nicht mehr ansprechbar“, so seine Ehefrau Michaela. Doch es gibt Hoffnung.
Seit Beginn dieser Therapiemethode im Mai „werden die Blutwerte immer besser, ebenso wie die körperliche Verfassung“, schildert Wolfgang Harrer, der Bruder des Erkrankten, die Entwicklung. Es gebe schon große Fortschritte. Doch die haben ihren Preis.
„Das alles ist sehr kräftezehrend“, erklärt Fabian. Nach der Behandlungszeit müssen mühsam über Wochen Muskeln aufgebaut werden, die dann nach der halbstündigen Therapie wieder rapide verschwinden. „Aber ich bin ein sehr lebensfroher Mensch und werde das durchstehen“, sagt der Betroffene.
Krankenkasse zahlt nicht
Für seinen Kampf habe er gleich zwei sehr gute Gründe, sagt der junge Erwachsene und blickt lächelnd zur Gattin und der gemeinsamen Tochter Magdalena. Die ist gerade einmal zehn Monate jung. Die Diagnose hat die Familie kurz nach der Geburt geschockt. Neue Hoffnung gab es mit dem Beginn der Biotherapie.
Doch sie hat einen großen Nachteil: monatliche Kosten in Höhe von über 10.000 Euro! Von der Krankenkasse fließen hierfür keine Gelder. „Das lässt sich allein über die Familie auf Dauer nicht stemmen“, so Wolfgang. Deswegen wird ein Spendenkonto eingerichtet, auf das bald erste Gelder fließen.
Zum Beispiel von der DJK Weinsfeld, bei der Fabian Harrer die zweite Fußballmannschaft als Kapitän betreut. Mutter Claudia wendet sich an die Stadt Hilpoltstein, deren Bürgermeister Markus Mahl an den Hilfsverein „Roter Schwan“ verweist. Seither erfreue man sich an einer „reibungslosen Zusammenarbeit“, ist Fabian dankbar und nickt anerkennend in Richtung des Vorsitzenden Jürgen Titkemeyer und dessen Mitstreiter Gerhard Born.
Eine Welle der Solidarität
Fabians Arbeitskollege bei der Gredinger Firma Burgbad, Christian Herzog, bringt als Fußballer des TV Hilpoltstein den Ball noch mehr ins Rollen und macht die Vereine auf das Schicksal des Mindorfers aufmerksam. Bald sind es derer 20, die über zwei Wochen die Erlöse ihrer Eintrittsgelder an Fabian spenden. Eine Woche lang läuft die Aktion noch.
Auch Benefizderbys der Weinsfelder gegen Eysölden oder Meckenhausen sind schon angedacht. Sehr groß ist auch die Spendenbereitschaft von Freunden, Bekannten, Privatleuten oder Firmen. „Darüber sind wir sehr dankbar!“ so Michaela Harrer. „Jede noch so kleine Spende ist wichtig!“ betont ihr Schwager Wolfgang.
Er selbst hat sich wie alle anderen Familienmitglieder vom unbändigen Lebenswillen seines Bruders anstecken lassen: „Fabian hat uns nach dem Schock wieder ins Leben zurückgeholt!“
Kirchliche Trauung ist ein Ziel
Der Erkrankte selbst ist ebenso dankbar. Vor allem über die große Unterstützung durch seine „Traumfrau“, wie er sagt. Sie ist auch nachts da, um ihren Mann künstlich über einen Port zu ernähren. Standesamtlich haben die beiden ein Jahr vor Therapiebeginn geheiratet. Die kirchliche Hochzeit wollen sie nachholen. „Das ist eines der Ziele, die wir uns gesetzt haben“.
Auf dem Weg dahin sprudelt es nur so von Ermunterungen: „Kopf hoch!“, „Halte durch!“, „Viel Kraft!“ oder „Gottes Segen!“ ist oft im Verwendungszweck der Spenden zu lesen, weiß Gerhard Born. Letzteres fällt bei Fabian Harrer auf fruchtbaren Boden: „Der Glaube gibt mir Kraft!“ sagt der vor seiner Erkrankung regelmäßige Kirchgänger. Kaplan Korbinian Müller schaut öfter vorbei.
Fabian sei schon immer sehr selbstlos gewesen, lobt Bruder Wolfgang. Auf den Krebs angesprochen, habe er gesagt: „Lieber trifft es mich als meine Tochter“. Die familiäre Gemeinschaft ist ihm wichtig – und trägt ihn. Vater Hermann unterstützt, wo er nur kann.
Nicht verstecken
„Da kennen wir leider auch andere Beispiele“, bedauern Titkemeyer und Born. Unterstützung gibt es ferner von Arbeitgebern der Familienmitglieder. Auch dem von Fabian selbst – die Firma hält einen Platz für ihn frei. „Jeder will helfen“, ist Wolfgang gerührt.
Das betroffene Ehepaar tut das ihre und hat längst die Ernährung umgestellt, den Fleischkonsum reduziert. Man wolle ein Zeichen setzen: „Es braucht sich keiner hinter einer solchen Diagnose verstecken“, sagt Fabian Harrer.
Benefizkonzert und Biergarten
Der TV 06 Thalmässing und der TSV Eysölden haben bei zwei vorangegangenen Heimspielen mit ihrer Spielgemeinschaft bei der Spendenaktion #gemeinsamfürfabi mitgemacht. Durch Zuschauereinnahmen, großzügige Spenden und den kompletten Erlös des Speisen- und Getränkeverkaufs ist am Sonntag in Thalmässing eine beachtliche Summe zusammengekommen.
Dem Ganzen die Krone aufgesetzt, hat noch am selben Abend ein größeres, ortsansässiges Unternehmen aus Thalmässing. Die Firma hat den Betrag großzügig aufgerundet und die komplette Summe verdoppelt. Dadurch kamen 4200 Euro zusammen. Mit der Spendensumme aus Eysölden, konnten die beiden Vereine insgesamt 6440 Euro für diesen guten Zweck aufbringen.
Am Wochenende, 28. und 29. August, ist die nächste Aktion geplant: Auf dem Gelände des TSV Meckenhausen ist analog zum „Biergarten am Sportheim“ am vergangenen Wochenende ein großer Benefiz-Biergarten geplant.
Am Samstag, 28. August, spielt ab 16.30 Uhr Otto Schmidpeter, am Sonntag dann ab 10 Uhr die Blaskapelle Jahrsdorf zum Frühschoppen. Angekündigt sind außerdem Cocktailbar, Hüpfburg, Grillstand, Makrelen (Samstag) und Kuchenbuffet (Sonntag) sowie eine Verlosung. Die Erlöse gehen in vollem Umfang an Fabian Harrer zur Unterstützung der Therapie.
Wer ihm helfen möchte, kann an den „Freundeskreis Roter Schwan e.V.“ spenden. Das Konto wird bei der Sparkasse Mittelfranken Süd geführt, der IBAN lautet DE34 7645 0000 0221 0791 22. Bitte im Verwendungszweck “Fabian Harrer“ angeben – zusätzlich die eigene Adresse, falls eine Spendenquittung erwünscht ist. Bei Spenden unter 200 Euro erkennt das Finanzamt auch den Überweisungsbeleg an.
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