U18-Wahlen in der Region: Von Politikverdrossenheit keine Spur

Michaela Zimmermann

Xtra Kinder- und Jugendredaktion

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7.3.2020, 10:59 Uhr

Trotz zweier geschlossener Schulen im Stadtgebiet wegen des Corona-Virus haben in Nürnberg 412 Jugendliche bei den U-18-Wahlen ihre Stimme abgegeben. Sie wählten ihren favorisierten Oberbürgermeister-Kandidaten . Die jungen Wähler entschieden sich mehrheitlich für die einzige Kandidatin, nämlich für Verena Osgyan von Bündnis90/Die Grünen. Sie bekam 25,5 Prozent der Stimmen, dicht gefolgt von Thorsten Brehm von der SPD, der 20,6 Prozent der Stimmen auf sich vereinen konnte.

Marcus König (CSU) landete bei 17,2 Prozent der Stimmen und Titus Schüller (Linke) erhielt 15,8 Prozent. Danach folgte Ümit Sormaz von der FDP mit 5,3 Prozent, Florian Betz (Partei/Piraten) mit 3,9 Prozent, Jürgen Dörfler (FW) mit 2,9 Prozent, Roland-Alexander Hübschler (AfD) mit 2,4 Prozent, Christian Rechholz (ÖDP) mit 2,2 Prozent , Fridrich Luft (BIA) mit 1,5 Prozent und Marion Padua von der Linken Liste mit 1,2 Prozent.


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Eigentlich müsste es diesem Ergebnis nach zu einer Stichwahl kommen. Doch Anja Möller von der Initiative laut!, die für die U18-Wahl in Nürnberg verantwortlich zeichnete, winkt ab: "Das schaffen wir organisatorisch leider nicht." Das Ergebnis müsse nun so für sich stehen: "Die Jugendlichen favorisieren demnach eine Frau aus den Reihen der Grünen an der Stadtspitze, könnten sich aber auch mit einem Stadtoberhaupt aus der SPD anfreunden." Weit abgeschlagen seien die beiden Kandidaten der rechten Parteien.

Laut! ist ein Zusammenschluss aus dem Kreisjugendring Nürnberg-Stadt in Zusammenarbeit mit dem Amt für Kinder, Jugendliche und Familien der Stadt Nürnberg und dem Medienzentrum Parabol und setzt sich für die Belange Jugendlicher in Nürnberg ein.

Die Wahlbeteiligung sei in diesem Jahr nicht ganz so gut gewesen, sagt Anja Möller. Das sei schade, aber vermutlich eine Folge der Warnungen vor dem Corona-Virus. "Wir sind der Meinung, dass Kinder so früh wie möglich ein Verständnis von Demokratie kriegen sollten", betont Möller. Die U18-Wahlen seien eine gute Gelegenheit sich mit dem Wahlvorgang vertraut zu machen. Insgesamt hatten in Nürnberg 13 Wahllokale geöffnet, die meisten in Jugendhäusern, aber auch in einigen wenigen Schulen und Betreuungseinrichtungen konnte abgestimmt werden.

In Fürth dagegen war die Wahlbeteiligung laut Organisator Benedikt Rampelt vom Stadtjugendring sehr gut. Schon vor dem offiziellen Wahltag hatten in der Kleeblatt-Stadt einige Wahllokale geöffnet gehabt. 1014 Jugendliche gaben in Jugendclubs, Schulen, Verbänden oder mobilen Wahllokalen am Klinikum oder am Hauptbahnhof ihre Stimme ab. Sie wählten neben dem Oberbürgermeisterkandidaten auch den Stadtrat. Die U18-Wahlen liefen hier genauso ab, wie später auch die Kommunalwahl am 15. März. Die jungen Menschen konnten Stimmen kumulierten und panaschieren. Bei der Oberbürgermeisterwahl gab es laut Benedikt Rampelt 998 gültige Stimmen. Mit 59,3 Prozent votierten die Kinder und Jugendlichen für den amtierenden OB Thomas Jung (SPD). Darauf folgten Kamran Salimi (Grüne) mit 19 Prozent, Dietmar Helm (CSU) mit 6,1 Prozent, Niklas Haupt (Linke) mit 6 Prozent, Heidi Lau (FW) mit 4,3 Prozent, Andreas Haas (AfD), mit 3,6 Prozent und Stephan Eichmann (FDP) mit 1,6 Prozent.

Die U18-Stadtratswahl in Fürth würde allerdings den derzeitigen Stadtrat umbesetzen. So kämen die Grünen auf 18 Sitze, die SPD auf 15 Sitze, die CSU auf fünf Sitze, die Linke auf vier Sitze, die Freien Wähler und die AfD auf drei Sitze, und die FDP bekäme zwei Sitze.

Für Benedikt Rampelt ist die starke Wahlbeteiligung der Jugendlichen ein eindeutiges Signal: "Wenn man das schlechte Wetter bedenkt und den komplizierten Wahlmodus, den wir hatten, ist das ein starkes Zeichen für das politische Interesse der jungen Menschen." Es sei an der Zeit, das Wahlalter anzupassen. In Fürth kooperierten drei große Schulen mit dem Stadtjugendring. Sie stellten Wahl-Urnen auf und ermöglichten es den Schülerinnen und Schülern auch während des Unterrichts an der U18-Wahl teilzunehmen.


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Linus (15) und Jasper (15), Schüler aus Fürth, schauten am Wahltag trotzdem im Kulturcafe Zett9 vorbei. Beide Gymnasiasten hatten sich im Vorfeld der U18-Wahlen gut informiert. "Politik ist ein wichtiges Thema", findet Linus. Es sei wichtig, dass die Jugendlichen den amtierenden Politikern ihre Meinung mitteilten. Die U18-Wahl sei dafür ein sehr gutes Mittel.

Mit seinen Klassenkameraden, erzählt Linus, spreche er viel über Politik. Vor allem über Rechtsradikalismus, aber auch über den Klimaschutz.  Er habe viele Bekannte mit Migrationshintergrund und unterhalte sich oft mit jungen Geflüchteten. "Ich finde es schlimm, dass rechte Parteien  so beliebt sind, es scheint, dass nichts aus der Geschichte gelernt wurde", sagt Linus. Er ist der Meinung, dass das Wahlalter ruhig auf 16 Jahre abgesenkt werden sollte. "Schon mit 14 zu wählen macht für mich keinen Sinn, aber mit 16 weiß man schon was man will." Doch leider komme Politik in der Schule viel zu kurz. Sein Freund Jasper stimmt ihm zu: "Ich gehe auf ein musisches Gymnasium, da haben wir gar keinen Sozialkunde-Unterricht." Nur dank seines Geschichtslehrers, der selbst für die SPD im Fürther Stadtrat kandidiere, sei seine Klasse gut auf die U18-Wahlen vorbereitet worden.

Jasper sagt, er interessiere sich für die Themen Klimawandel, Sexismus und Rassismus. Am Tag vor den U18-Wahlen hat er, wie viele Jugendliche auch, am Fürther Jugendforum teilgenommen. Dort haben Jugendliche die Möglichkeit, sich in Gruppen Themen zu erarbeiten und ihre Wünsche an die Kommunalpolitiker weiterzugeben. Wieder einmal ging es um die extrem sanierungsbedürftigen Toiletten an vielen Fürther Schulen. Darüber hinaus wünschen sich die Jugendlichen mehr Bänke in der Fußgängerzone sowie Grünflächen in der Stadt, die von ihnen genutzt werden dürfen. Auch das Thema Obdachlosigkeit umtreibt die jungen Leute.


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Auch in Neumarkt lagen am U18-Wahlabend erste Ergebnisse vor. Hier hatten sich 501 Jugendliche beteiligt. Ginge es nach ihnen, würde Landrat Willibald Gailler (CSU) im Amt bestätigt. Gailler erhielt 41 Prozent der Stimmen. Sebastian Schauer (FW) kam auf 33 Prozent. Für den dritten Kandidaten, Dirk Lippmann von der SPD, votierten 26 Prozent der jungen Wähler.

Auch der Kreistag wurde in Neumarkt von den Kindern und Jugendlichen gewählt. Hier dominierten klar die Grünen mit 44 Prozent vor der CSU mit 22 Prozent und den Freien Wählern mit zehn Prozent. SPD und FDP lagen mit sechs Prozent gleichauf. Es folgten die ÖDP mit fünf Prozent und die Linke mit vier Prozent sowie die AfD mit drei Prozent.

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