Enttäuschung und Stolz: Fürth spielt gut - und dennoch remis

Sebastian Gloser

Sportredakteur

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28.9.2020, 11:52 Uhr
Trotz einer ansprechenden Leistung reichte es für die SpVgg Greuther Fürth um David Raum in Aue nur für einen Punkt.

© Sportfoto Zink / Melanie Zink, Sportfoto Zink / Melanie Zink Trotz einer ansprechenden Leistung reichte es für die SpVgg Greuther Fürth um David Raum in Aue nur für einen Punkt.

Als Schiedsrichter Felix Brych die beiden Mannschaften nach insgesamt 97 Minuten in den Feierabend schickte, da musste sich auch David Raum erst einmal hinknien. Mit leerem Blick starrte er in die Ferne und wahrscheinlich ging Fürths Außenverteidiger, der an diesem Freitagabend beim 1:1 (1:1) in Aue eigentlich Mittelfeldspieler, manchmal sogar Stürmer gewesen war, noch einmal diese 37. Minute durch den Kopf.


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Der Hauptdarsteller in dieser 37. Minute: David Raum. Mit etwas mehr Geschick hätte ihn Havard Nielsen zum Torvorlagengeber machen können, wenige Sekunden später hätte er sich selbst zum Torschützen oder zum Torvorlagengeber machen müssen. Völlig frei war Raum vor Aues Torwart Martin Männel aufgetaucht. Er hätte sich die Ecke aussuchen oder den Ball auf einen seiner Mitspieler querlegen können, doch stattdessen drosch er den Ball zu überhastet über Männel und das Auer Tor hinweg.

"Wir freuen uns über den Punkt, aber natürlich wäre mehr drin gewesen", sagte Raum, nachdem er sich wieder erhoben und den Rasen des Erzgebirgsstadion verlassen hatte: "Klar können wir uns jetzt ärgern, aber im Endeffekt haben wir ein gutes Spiel gezeigt."


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So ähnlich hatten die Sätze schon eine Woche zuvor geklungen. Auch beim Saisonauftakt gegen den VfL Osnabrück hatte die Spielvereinigung Greuther Fürth über weite Strecken die klar bessere Mannschaft gestellt, am Ende war aber ebenfalls nur ein 1:1 und ein Punkt dabei herausgesprungen.

Auch beim Kurzzeit-Tabellenführer in Aue begann das Kleeblatt furios, störte früh den Spielaufbau der Gastgeber. Bereits nach wenigen Minuten verfiel Dimitrij Nazarov dadurch offenbar so in Panik, dass er einen Rückpass als einzige Option betrachtete, dabei aber Nielsen übersah. Der Norweger schnappte sich den Ball und wartete so lange, bis sich neben ihm Sebastian Ernst in Position gebracht hatte: 1:0 (6.).

Ein Sonderlob für Barry

So schön hätte es weitergehen können, so schön ging es aber nicht weiter. Im Gegenteil: Dass Fürths Torwart Sascha Burchert bei einer Rettungstat Mergim Mavraj niederstrecke und – wie sich später herausstellte – mit einer schweren Gehirnerschütterung ins Krankenhaus beförderte, schockierte nicht nur die 999 Zuschauer, die an diesem Abend dabei sein durften. Es brauchte ein paar Minuten, bis die junge Fürther Mannschaft wieder aktiv am Spiel teilnahm, da hatte sie nach einer Ecke allerdings schon den Ausgleichstreffer durch Florian Krüger hinnehmen müssen (23.).

Spätestens als Raum in den Mittelpunkt rückte, hatten sich die Gäste aber wieder gefangen. Abdourahmane Barry gab einen sehr souveränen Ersatz für Mavraj und bekam hinterher ein Sonderlob seines Trainers, vorne ging Branimir Hrgota keinem Zweikampf aus dem Weg und setzte seine Mitspieler mehrmals geschickt in Szene. Einen weiteren Treffer konnte aber weder Ernst noch der nach der Pause für Nielsen (Probleme an der Achillessehne) eingewechselte Jamie Leweling erzielen. Insgesamt 15 Schüsse hatten die Fürther Richtung Männel abgegeben, wobei nur zwei davon aufs Tor kamen. Raum war jedenfalls nicht der einzige, der hinterher einer vergebenen Chance nachtrauern musste.

Und so schwankte die Stimmung beim Kleeblatt irgendwo zwischen Enttäuschung und Stolz; enttäuscht über die verpasste Gelegenheit auf einen Sieg trotz der großen Überlegenheit – stolz auf eine weitere sehr ansprechende Leistung, die auch der Gegner anerkannte: "Ich glaube, wir hätten uns nicht beschweren dürfen, wenn die Fürther die drei Punkte mitnehmen", sagte Aues Trainer Dirk Schuster.


Erste Diagnose: Schwere Gehirnerschütterung bei Mavraj


Sein Fürther Amtskollege Stefan Leitl nahm für sich und seine Fußballer diesmal immerhin in Anspruch "aus der Vergangenheit gelernt" zu haben. In der Vorsaison war das Kleeblatt Aue gleich zweimal unterlegen, gleich zweimal waren sie ausgekontert worden. Das passierte ihnen diesmal nicht. Nun müssen sie nur noch lernen, sich dafür auch in der Gegenwart zu belohnen.

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