Neue Halle erst 2020? Für die Falcons wäre das zu spät

24.6.2019, 05:58 Uhr

Schon in der ersten Zeile wird die Bedeutung des Schreibens klar. "Dringlich" steht da in Großbuchstaben auf der Anmeldung für die Stadtratssitzung am Mittwoch. Der Betreff: "Sport- und Veranstaltungshalle für bis zu 4000 Zuschauer". Der Vorschlag wird von der Stadtverwaltung an den Stadtrat gerichtet. Entstehen soll eine "Multifunktionshalle" am Tillypark, benutzbar soll sie ab 30. September 2020 sein, bei den Kosten wird von einem "unteren zweistelligen Millionenbetrag ausgegangen".

Der Verwaltungsvorschlag ist abgestimmt mit Kämmerei, Baureferat und Oberbürgermeister. Gebaut werden soll auf dem Sportplatz an der Tillystraße. Der Platz gehört der Stadt, die SG Nürnberg-Fürth, langfristiger Mieter, hat eine Rückgabebereitschaft geäußert. Aufgrund der Fusion mit dem SC Viktoria stehen für den Verein zwei Gelände für Fußball und Leichtathletik zur Verfügung, beide sind im gleichen Stadtviertel, logistisch klingt das nach einer lösbaren Angelegenheit. Auch an den öffentlichen Nahverkehr ist das Gelände gut angebunden, ebenso könnten dort auch ausreichend Parkplätze entstehen.


Keine Lizenz, ein Kommentar: Ignoranz hält Falcons unten


Die jüngsten Vorgänge rund um die nach wie vor von der easycredit BBL verweigerten Lizenz für die Nürnberg Falcons hat noch einmal neue Dynamik in die Hallenthematik gebracht, die schon seit einigen Jahren schwelt. Die Arena am Tillypark ist nicht alleine den Basketballern zugedacht. Auch andere Teams sollen profitieren.

Bundesliga-Hockey könnte darin vom Nürnberger HTC oder der HG Nürnberg genauso gespielt werden wie Volleyball von Teams aus der Region oder Handball durch die Damen des 1. FCN oder den HBC Nürnberg. Auch Tanzen soll für den Erstligisten TSC RGC Nürnberg möglich werden, die Grizzlys aus Johannis könnten dort in der Bundesliga ringen, die Nachwuchsteams aus dem Basketball hätten somit ebenfalls eine Heimat, nicht zuletzt auch Schulsport. Zur Auslastung beitragen sollen darüber hinaus auch noch Konzerte oder Kongresse.

 

So weit, so gut, kann man da jetzt denken, doch für die Erstliga-Ambitionen des sportlich aufgestiegenen Zweitligisten Falcons kommt eine Halle, die Ende September 2020 fertig sein soll, zu spät. Stimmt. Für die Zeit, in der die Falcons ihre Heimspiele nicht in Nürnberg austragen können, würde die Bamberger Congress+event GmbH einspringen. Für das Defizit, das dadurch im Etat der Nürnberger durch Miete, Anfahrten oder Ähnliches entstehen könnte, könnte die Stadt Nürnberg einspringen. Weisen die Falcons die Mehrkosten begründet nach, bestünde die Option, dass die Stadt eine einmalige Ausnahme macht und im Rahmen der Sportförderrichtlinien eine Sonderfinanzierung übernimmt. Seitens der Stadt wäre das eine einmalige und freiwillige Leistung.

Eine Lösungsvariante, aber eine, die neue Probleme bringt. Als Aufsteiger nur auswärts spielen, dass müssten die Falcons zunächst mal Fans und Sponsoren erklären. Kein unwichtiger Punkt, denn die Geldgeber dürften bei Verhandlungen nicht von einem Jahr im Exil ausgegangen sein, die Zuschauer nicht von zusätzlichen regelmäßigen Fahrten. Als Liganeuling nie auf dem eigenen Parkett antreten zu können, klingt sportlich auch nicht unbedingt nach einer günstigen Prognose.

Junge hofft auf OB Maly

Der Plan eine Multifunktionshalle zu errichten, klingt zwar gut, wenn diese erst bis 30. September 2020 steht, ist das für die Falcons aber auch aus einem anderen Grund zu spät. Heute muss Junge eine schriftliche Garantie vorlegen können, dass eine Halle steht – und zwar für die Saison 2019/2020. Hat er kein entsprechendes Schreiben, kann er nicht erneut das Schiedsgericht anrufen, erklärte Junge am Sonntag gegenüber der NZ. "Es gibt eine BBL-Lizenz, wenn eine Halle steht, wenn nicht, dann nicht", so der Multifunktionär. "Oberbürgermeister Ulrich Maly hat gesagt, die Halle kommt. Darauf basiert unser Antrag".


Aufstiegsheld Oehle verlässt die Nürnberg Falcons


Beim Empfang der Falcons im Rathaus, bei dem sich das Aufstiegsteam ins Goldene Buch eingetragen hatte, hatte Maly angekündigt: "Wir kriegen das rechtzeitig hin".

Ein paar Spiele könnten die Falcons sicher überbrücken, doch "rechtzeitig" bedeutet in ihrem Fall eher Mitte/Ende November 2019 auf jeden Fall aber nicht Ende September 2020. "Damit können wir nichts anfangen", sagt Junge angesichts des Termindrucks, den er in Sachen Schiedsgericht hat. "Wir haben schriftlich andere Zusagen". Er sieht die Stadt am Zug.

Die Stahlkonstruktion, die neben dem Max-Morlock-Stadion angedacht ist, könne bis zum anvisierten Termin Mitte/Ende November stehen, so Junge. Vielleicht kann sie das auch auf dem Gelände am Tillypark. Beantworten muss das nun die Stadt Nürnberg. Die Sache ist zweifellos eines: "dringlich".

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