Kleeblatt reist zum FC Bayern
Ein ganz besonderes Spiel: Timothy Tillman über die Rückkehr nach München
17.2.2022, 17:30 UhrAls Timothy Tillman das Kleeblatt im Sommer 2015 verließ, da war die Aufregung groß. Der damals 16 Jahre junge Fußballer sei "das größte Talent seit 30 Jahren gewesen", polterte Präsident Helmut Hack. "Sein Weggang ist eine Katastrophe für den Verein." Die Fürther Scouts hatten Tillman ja bereits 2009 beim 1. SC Feucht entdeckt und sofort in den eigenen Nachwuchs geholt. Dort entwickelte er sich so gut weiter, dass sechs Jahre später der große FC Bayern aufmerksam wurde.
Die Spielvereinigung hätte den Jugend-Nationalspieler zu gerne gehalten, doch auch ein noch zwei Jahre gültiger Vertrag half nichts. 500.000 Euro überwies der Rekordmeister nach Fürth, besorgte Mama Anja einen Job und Timothys jüngerem Bruder Malik einen weiteren Platz im Nachwuchsleistungszentrum. Zu dritt zogen die Tillmans also nach München, die beiden Kinder spielten fortan mit dem Wappen des Rekordmeisters auf der Brust.
Ein bisschen Ehrfurcht
"Ich bin schon mit einer gewissen Ehrfurcht rangegangen, denn der Verein ist eine ganz andere Hausnummer", erinnert sich Timothy Tillman. "Alleine wenn man die Sachen anzieht, ist es ein neues Gefühl, aber man darf es auch nicht an die große Glocke hängen, weil es immer noch nur die Jugend war." In dieser Jugend trumpfte er zu Beginn mächtig auf, schoss in der U17 sieben Tore und bereitete 15 vor, im Jahr darauf spielte er mit der Bayern-U19 um die Deutsche Meisterschaft.
"Natürlich will man sich von Anfang an beweisen", sagt Tillman. "Ich habe aber immer versucht, einfach Spaß zu haben." Beim Fußballspielen hatte er gar so viel Spaß, dass mancher in ihm schon den nächsten Messi sah. Timothy Tillman hat das natürlich mitbekommen, die Schlagzeilen können einen jungen Mann lähmen. "Ich habe immer versucht, das von mir fernzuhalten und es nicht an mich ranzulassen", blickt er zurück. "Wie es sich in einem guten Elternhaus gehört, hat meine Mama mich auch mal auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt."
Überhaupt die Mama. Sie ist für Timothy Tillman einer der wichtigsten Menschen in seinem Leben. Auch nach seiner Rückkehr zum Kleeblatt noch. Seit zwei Jahren trägt der verlorene Sohn wieder das weiß-grüne Trikot - und ist in dieser Saison so gut wie nie zuvor. Als er in der Hinrunde gegen Hoffenheim sein erstes Bundesligator schoss, da widmete er den Treffer der stolzen Mama oben auf der Tribüne. "Sie steht mit meinem Bruder immer an Nummer eins", sagt Tillman. "Wir quatschen über alles Mögliche, sie ist meine wichtigste Bezugsperson."
In diesen Tagen quatschen die drei Tillmans vor allem sehr viel über den kommenden Sonntag. Da kehrt Timothy Tillman mit seinem Kleeblatt zurück nach München, zum Rückspiel beim großen FC Bayern (15.30 Uhr/DAZN). Seinem Bruder hat er zuletzt geschrieben, "dass er der Mama ein paar schöne Blumen zum Valentinstag vorbeibringen soll", jetzt freuen sie sich einfach auf das vielleicht erste Bruder-Duell. In der Bundesliga. Malik Tillman hat ja Ende 2021 einen Profivertrag bei den Bayern unterschrieben, "es ist schon ganz witzig, dass die Mama am Sonntag ein bisschen zweigespalten auf der Tribüne sitzt", lacht Tillman.
Für ihn ist das Spiel gegen seinen Ex-Verein natürlich ein ganz besonderes, "es ist aber auch für die ganze Mannschaft etwas besonderes", sagt er. "Wir haben nichts zu verlieren." Wie erfolgreich der Ausflug in die Münchner Arena wird, hängt auch von Timothy Tillman ab. Zusammen mit Paul Seguin und Max Christiansen bildet er beim Kleeblatt seit Wochen ein Dreier-Mittelfeld, das maßgeblich verantwortlich ist für die defensive Stabilität.
Vor allem im Spiel gegen den Ball hat er sich in dieser Saison auf der tieferen Position enorm verbessert. "Timmy ist ja eigentlich ein Zehner, ein Feingeist, der sich über die Offensive definiert", sagt Trainer Stefan Leitl." Derzeit sieht man aber, dass dieser Feingeist "sowohl defensiv gut arbeiten als auch offensiv seine Momente" haben und ein - Fußball-Deutsch - "Box-to Box-Spieler" sein kann. "Es hat vielleicht nicht jeder immer in mir gesehen, dass ich das auch kann", sagt Tillman, "es ist schön, dass ich meinen Kritikern zeigen kann, dass ich auch verteidige."
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