Viel Pech beim 1:4
In München: Mutiges Kleeblatt verpasst die Sensation
20.2.2022, 18:35 UhrEs lief die 44. Minute in der Fröttmaninger Arena, als der Weltfußballer plötzlich dem Kapitän der Spielvereinigung Greuther Fürth hinterhersprintete. Über 20, 30 Meter, Robert Lewandowski musste offenbar dringend seinen Frust loswerden. Also trat er Branimir Hrgota nach wilder Verfolgungsjagd kurz hinter der Mittellinie um und sah dafür die Gelbe Karte.
Szenen wie diese kennt man nicht von Lewandowski und kennt man nicht vom FC Bayern, der sich in der ersten Halbzeit vom respektlosen Aufsteiger phasenweise vorführen ließ und auch in der zweiten Halbzeit nur selten ein Mittel fand gegen die kompakte Anordnung der Gäste. Mit seinem achten Saisontor, erzielt per abgefälschtem Freistoß, hatte Hrgota seine Elf sogar in Führung gebracht, ehe Lewandowski (46.) und Sebastian Griesbeck mit einem Eigentor (61.) die Partie drehten. Wiederum Lewandowski sorgte neun Minuten vor Schluss für die endgültige Entscheidung, Choupo-Moting erledigte in der Nachspielzeit den Rest.
Trotzdem darf die 1:4-Niederlage der Fürther getrost als unglücklich bezeichnet werden. Dabei hatte sich angedeutet, dass es eng werden könnte; so ein krachendes 2:4 in Bochum wie vergangene Woche ist man vom deutschen Rekordmeister ja nicht unbedingt gewohnt. Weil auch das folgende Champions-League-Spiel unter der Woche in Salzburg nicht gewonnen werden konnte, wirkten die Münchner plötzlich verwundbar. Selbst vom in letzter Zeit mächtig aufstrebenden Tabellenletzten aus Mittelfranken.
Leweling mit der Riesenchance
„Ich fürchte nichts“, sagte Fürths Trainer Stefan Leitl vorab, „es wäre schlimm, wenn wir mit Angst nach München fahren und das Spiel so angehen.“ Und genau so trat seine Mannschaft auf, nominell die gleiche wie beim 2:1 gegen die Hertha vor acht Tagen. Furchtlos stellten sich den vielen Superstars entgegen, wenngleich mit Coman, Neuer oder Davies auch ein paar prominente Namen fehlten.
Drei überwiegend harmlose Abschlüsse brachten die Münchner in den ersten 45 Minuten zustande, zwei davon gleich in der Anfangsphase. Man hatte trotzdem nicht das Gefühl, dass da eine Bayern-Elf auf dem Platz stand, die in jeder Sekunde des Nachmittags explodieren könnte vor Spiel- und Kombinationsfreude.
Wohin die Roten auch rannten oder passten, stand schon mindestens ein Weißer herum; die Fürther verstanden es nicht nur glänzend, die eigene Hälfte zuzustellen. Nach Balleroberungen ging es mitunter rasant in die andere Richtung. Wie in der elften Minute, als sich Leweling gegen Hernandez den Ball erkämpfte und mutterseelenallein auf Ullreich zusteuerte, der aber mit starken Reflex parieren konnte.
Hrgota trifft
Der Favorit hätten jetzt gewarnt sein müssen, blieb gegen den Ball aber fahrig. Was auch daran lag, dass der Aufsteiger keinen Zweikampf scheute und den Bayern mit resoluter Dienstverrichtung mehr und mehr auf die Nerven zu gehen schien, erst recht mit dem 0:1. Richards hatte Hrgota gelgt, den fälligen Freistoß verwandelte der Gefoulte zur keineswegs unverdienten Führung, Sabitzer rechtes Knie hatte entscheidend abgefälscht.
Es bahnte sich eine der gewaltigsten Sensationen in den vergangenen Jahren an; das Kleeblatt zeigte vor allem taktisch eine exzellente Leistung, ließ sich Sekunden nach der Pause aber überrumpeln. Upamecanos langen Pass in die Tiefe erwischte Gnabry gerade noch so vor der Auslinie, seine Hereingabe verwertete Lewandowski cool zum 1:1.
Die Bayern machten jetzt ernst, zwingend war das aber alles nicht. Sie rannten permanent an, das schon, prallten aber regelmäßig am gut organisierten Fürther Defensivblock ab. Bis Griesbeck eine flache und eigentlich harmlose Müller-Hereingabe ans Bein sprang von da über die Linie, das 2:1 (61.) hätte unglücklicher nicht fallen können. Zumal Griesbeck bereits im Hinspiel für die Münchner getroffen hatte.
Die Fürther ließen sich von ihrem Pech aber nicht beeindrucken und befreiten sich wieder vom Münchner Druck. Nielsen verzog mit links knapp (64.), Christiansen knallte die Kugel an den rechten Pfosten, sieben Minuten später scheiterte Meyerhöfer aus spitzem Winkel ebenfalls am Alu. Das 2:2 lag in der Luft, es fiel aber das 1:3 nach einem Eckstoß, erzielt erneut von Lewandowski (81.). Dessen Frust letztlich entscheidend sein sollte.
München: Ulreich; Pavard, Upamecano, Hernandez (53. Süle), Richards (46. Choupo-Moting) – Kimmich – Sabitzer (87. Roca), Tolisso (25. Gnabry) – Müller, Lewandowski, Sané.
Fürth: Linde; Meyerhöfer, Griesbeck, Viergever, Itter – Christiansen – Seguin (69. Green), Tillman – Dudziak (22. Nielsen) – Leweling (62. Bauer), Hrgota (69. Pululu).
Schiedsrichter: Hartmann (Wangen im Allgäu). – Zuschauer: 25000. – Tore: 0:1 Hrgota (42.), 1:1 Lewandowski (46.), 2:1 Griesbeck (61./Eigentor), 3:1 Lewandowski (82.), 4:1 Choupo-Moting (90.+1). – Gelbe Karten: Lewandowski (2), Kimmich / Bauer (3).
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