Die Zeit drängt

6000 Mitarbeiter an Standort in Franken betroffen - muss Autozulieferer ganze Sparte verkaufen?

Erik Thieme

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19.02.2025, 13:55 Uhr
Die IG Metall protestierte Ende Januar in Schweinfurt gegen den Ausbau des ZF Standorts in Tschechien unter dem Motto "Stop Ostrov II - Unsere Zukunft bleibt in Schweinfurt!"

© IMAGO/Heiko Becker/HMB-Media Die IG Metall protestierte Ende Januar in Schweinfurt gegen den Ausbau des ZF Standorts in Tschechien unter dem Motto "Stop Ostrov II - Unsere Zukunft bleibt in Schweinfurt!"

Es wird einfach nicht ruhig um den deutschen Autozulieferer ZF. Der Konzern, der unter anderem im fränkischen Schweinfurt einen Standort mit etwa 8000 Mitarbeitern betreibt, kündigte bereits im vergangenen Sommer an, Stellen im fünfstelligen Bereich streichen zu wollen. Die Antwort der Mitarbeiter kam postwendend, zahlreiche Bedienstete protestierten gegen den Stellenabbau. Erst kam es zu Autokorsos gegen den Kurs des Unternehmens, im September rief die IG Metall dann zu bundesweiten Protesten auf.

Jetzt folgt offenbar die nächste Hiobsbotschaft für die Beschäftigten. Wie das "Handelsblatt" berichtet, prüfen die Verantwortlichen von ZF derzeit die Ausgliederung der vollständigen Sparte "Elektrifizierte Antriebstechnologien", die intern auch als "E-Division" bezeichnet wird. Anfragen unserer Redaktion blieben bislang erfolglos.

Schweinfurt träfe es besonders hart

Von der Ausgliederung wäre jeder fünfte Mitarbeiter betroffen - weltweit hat ZF nach eigenen Angaben rund 149.000 Beschäftigte. Rund drei Viertel der Mitarbeiter am Schweinfurter Standort arbeiten in der E-Division, also etwa 6000 der 8000 Angestellten. Neben Schweinfurt beträfe die Ausgliederung aber unter anderem auch die Zentrale in Friedrichshafen und das größte Getriebewerk von ZF in Saarbrücken.

Wegen der hohen Verschuldung des Unternehmens kündigte Vorstandschef Holger Klein bereits im vergangenen Jahr an, sechs Milliarden Euro einsparen zu wollen. Nun ist die Lage wohl noch dramatischer. Das "Handelsblatt" mutmaßt, dass die Ausgliederung der zweitgrößten Sparte sowie die anschließende Partnersuche oder ein potenzieller Verkauf der letzte Ausweg für ZF sein könnten.

Verkauf schon im kommenden Jahr?

Das alles soll unter großem Zeitdruck geschehen - Noch in diesem Jahr soll die E-Division a gespaltet werden, somit käme ein Verkauf bereits 2026 infrage. Scheinbar sucht ZF bereits intensiv nach Spezialisten für die auch "Carve-out" genannte Ausgliederung. Die Stellenausschreibungen für diese Jobs liegen der Tageszeitung nach eigenen Angaben vor.

Es wäre nicht der erste Versuch dieser Art. ZF hat in der Vergangenheit bereits sein Achsengeschäft an 25 Standorten mit 3300 Mitarbeitern für rund 500 Millionen Euro ausgegliedert. Potenzielle Käufer sind in erster Linie asiatische Unternehmen, berichtet das "Handelsblatt" weiter. Demnach käme unter andere der iPhone-Fertiger "Foxconn" infrage, der bereits seit 2023 als Achsen-Partner von ZF fungiert. Außerdem sollen bereits Vertreter des südkoreanischen Automobilherstellers "Hyundai" am Bodensee gesichtet worden sein.

Wie es für die Mitarbeiter weitergeht, ist derzeit völlig unklar. Die Stimmung im Unternehmen soll "desaströs" sein. Auf dem Betriebsgelände sollen sogar schon Mitarbeiter mit Zollstöcken und Laserscannern unterwegs sein, um herauszufinden, was von den Umstellungen betroffen ist, erklärt die Tageszeitung unter Verweis auf Insider. Die Angestellten in Schweinfurt beraten sich heute auf einer Betriebsversammlung.