Corona-Hilfen für Brauereigaststätten: "Ich glaube es erst, wenn das Geld auf dem Konto ist"

Nicole Netter

Politik und Wirtschaft

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17.3.2021, 17:04 Uhr
Gefragter Ansprechpartner: Mike Schmitt von Nikl-Bräu.

© Stefan Braun Gefragter Ansprechpartner: Mike Schmitt von Nikl-Bräu.

Mike Schmitt ist skeptisch. Ja, er würde sich sehr freuen, wenn mit der Ungleichbehandlung nun endlich Schluss sei. Aber der Betreiber vom Nikl-Bräu in Pretzfeld bei Forchheim hat nach eigener Aussage schon viel gehört, was dann doch noch eingehalten wurde. Er sagt: "Ich glaube es erst, wenn das Geld auf dem Konto ist." Aber ja, was die Politik da verspreche, klinge gut.


Endlich Corona-Hilfen? Das Misstrauen der Brauer ist berechtigt


Für Unternehmen mit angeschlossener Gaststätte solle, so heißt es aus dem Bundeswirtschaftsministerium, der Zugang zu den November- und Dezemberhilfen verbessert und vereinfacht werden. Künftig sei der Gaststättenanteil unabhängig von den Umsätzen des restlichen Unternehmens antragsberechtigt. Dies betreffe etwa Brauereigaststätten, Vinotheken von Weingütern und Straußwirtschaften. Auch in der Region hatte es wegen der zuvor geltenden Regularien massive Kritik geben.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sprach laut der Mitteilung von einem wichtigen Erfolg für die bayerischen Brauereigaststätten. "Die Brauereigaststätten stehen für unser Lebensgefühl und prägen Bayerns Kulturlandschaft! Der jetzt erleichterte Zugang zur November- und Dezemberhilfe wird ihnen helfen, die schwere Belastung durch die Corona-Pandemie zu lindern." Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) nannte die Verständigung ein wichtiges Signal, da viele Brauereigaststätten oder Vinotheken weiter stark unter den aktuellen Corona-Beschränkungen litten.


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Über die Nachbesserungen war lange verhandelt worden. Der Bayerische Brauerbund hatte kritisiert, dass Brauereigasthöfe bislang fast alle durchs Förderraster fielen. In einem Offenen Brief deutscher Brauereien von Ende Februar wurde eine eklatante Ungleichbehandlung gegenüber Bäckereien und Konditoreien mit angeschlossenem Café, aber auch Metzgereien mit angeschlossenem Imbiss beklagt. Insgesamt werde die wirtschaftliche und finanzielle Lage der Brauereien immer dramatischer.

Mike Schmitt kann das nur bestätigen. Er hatte Bekanntheit erlangt, als er in einem Facebook-Video eine Wutrede über die Corona-Regularien der Regierung hielt. Nicht nur wurde er damit zum viralen Hit, auch traf sich daraufhin Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger mit ihm, zahlreiche Fernsehsender und Zeitungen klopften bei ihm an. Auch nach Verkündung der Einigung ist er ein gefragter Gesprächspartner. Selbst Markus Söder, so habe dessen Büro mitgeteilt, wolle noch mit ihm sprechen.

Schmitt weiß bereits, was er ihm sagen wird. "Er muss wissen, dass diese Hilfen zwar eine gute Sache sind, aber das wir vor allem eine Öffnungsperspektive brauchen. Und zwar eine langfristige." Das ständige Schielen auf Inzidenzwerte dürfe nicht dazu führen, dass Betriebe dann zum Beispiel auf ihren bestellten Waren sitzen bleiben, nur weil sich die Werte ändern. "Dieses Hin und Her wäre für viele das Aus."

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