Arbeitsmodelle im Vergleich
Was ist günstiger - Homeoffice oder Pendeln? Die Kosten im Überblick
23.1.2023, 05:55 UhrDie Heiz- und Stromkosten sind in den vergangenen Monaten immer mehr gestiegen. Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sorgen sich um die Mehrausgaben, die beim Arbeiten im Homeoffice auf die private Rechnung kommen. Doch was ist eigentlich günstiger: Homeoffice oder Pendeln ins Büro? Wir haben uns umgehört.
Die Kosten, die beim Arbeiten anfallen, hängen von vielen verschiedenen Faktoren ab, die abhängig von Person, Gebäudetyp, Raumgröße und persönlichem Empfinden individuell ausfallen. Von Geräteeinsatz, über Beleuchtung bis hin zur Verpflegung muss einiges beachtet werden.
Homeoffice-Pauschale
Für Arbeitstage im Homeoffice gibt es eine Homeoffice-Pauschale. Diese lag für die Jahre 2020, 2021 und 2022 bei fünf Euro pro Tag im Homeoffice. Maximal konnte eine Arbeitnehmerin oder ein Arbeitnehmer diese aber nur für 120 Tage pro Jahr, also maximal 600 Euro pro Kalenderjahr geltend machen. Für das Kalenderjahr 2023 wurde die Homeoffice-Pauschale aber höher angesetzt, wie der Lohnsteuerhilfeverein Vereinigte Lohnsteuerhilfe e. V. (VLH) auf Anfrage unserer Redaktion erklärt. Denn seit diesem Jahr ist sie mehr als doppelt so hoch wie in den vergangenen. Insgesamt dürfen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sechs Euro für bis zu 210 Arbeitstage im Jahr von der Steuer absetzen. Das sind in Summe 1260 Euro im Jahr.
Des Weiteren gibt es einen Arbeitnehmer-Pauschbetrag, der auch als Werbungskostenpauschale bekannt ist. Dieser liegt seit dem 1. Januar 2023 bei 1230 Euro und wird vom Finanzamt automatisch berücksichtigt, wenn die Steuererklärung abgegeben wird. Diese Kosten rechnet das Finanzamt Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern pauschal als Werbungskosten an, da der Staat davon ausgeht, „dass jede berufstätige Person Kosten hat, die ihr aufgrund der beruflichen Tätigkeit entstehen“, erklärt die VLH. Macht eine Arbeitnehmerin oder ein Arbeitnehmer hingegen mehr als 205 Arbeitstage im Homeoffice geltend, dann liegt der Betrag der Homeoffice-Pauschale über dem des Arbeitnehmer-Pauschbetrags. Fährt die Person „die restlichen Arbeitstage ins Büro oder hat andere weitere Werbungkosten, kommen diese Ausgaben für die Steuererklärung noch hinzu“, ergänzt die VLH.
Wer gar kein Homeoffice macht (kann oder darf) und „mehr als ca. 19 Kilometer einfache Fahrt zur Arbeitsstätte hat und an mindestens 220 Tagen im Jahr dort gearbeitet hat, kommt außerdem mit den Fahrtkosten über den Arbeitnehmer-Pauschbetrag – und sollte deshalb sämtliche tatsächlichen Werbungskosten überprüfen“, erklärt die VLH.
Strom- und Heizkosten
Energieberaterin Eva Rausch von der N-Ergie Nürnberg, die Hauptversorger in Nürnberg ist, schätzt die Kosten, die für die achtstündige Nutzung eines Laptops inklusive eines zweiten Bildschirms anfallen, auf weniger als 44,77 Cent. Bei der Berechnung ging sie von einem Stromverbrauch von etwa 0,9 Kilowattstunden (kWh) pro achtstündigem Arbeitstag und einem seit 1. Januar 2023 verfügbaren N-Ergie-Tarif aus.
Die Heizkosten sind abhängig vom genutzten Energieträger sowie der Größe des Raumes. Um eine Einschätzung zu erhalten, wurde von der empfohlenen Durchschnittsgröße für einen Arbeitsraum von acht bis zehn Quadratmeter ausgegangen. Wie Rausch erklärt, wird der durchschnittliche Energieverbrauch für private Haushalte vom Umweltbundesamt auf 131 kWh/m2 beziffert. „Bei einem Büroraum mit einer Größe von 10 m² kann man dementsprechend von einem jährlichen Endenergieverbrauch von 1310 kWh ausgehen.“ Je nach Energieträger fallen dabei Kosten zwischen mindestens 80, maximal 180 Euro an. Der billigste Energieträger ist hierbei die Wärmepumpe, als teuerster wird das Heizen mit Pellets eingeschätzt. Dazwischen liegen aufsteigend im Kostenfaktor das Heizen mit Erdgas, Öl und Fernwärme. Bei den Öl- und Pelletpreisen geht Rausch von tagesaktuellen Preisen aus. Bei Erdgas, Fernwärme und Strom wurden die aktuellen Preise der N-Ergie zugrunde gelegt.
Laut einer Auswertung des Statistischen Bundesamts heizen 51 Prozent der Privathaushalte in Deutschland mit Gas. Etwa 20 Prozent heizen mit Ölheizungen, Fernwärme nutzen circa 18 Prozent. Darauf folgen das Heizen mit Strom sowie das Heizen mit Holz oder Holzpellets, das jeweils vier Prozent nutzen.
Verpflegung
Um einen Vergleich der Kosten bei der Verpflegung zu erhalten, startete ich einen Selbstversuch. Um einen möglichst allgemeinen Arbeitstag zu vergleichen, habe ich mich im Kreis meiner Bekannten umgehört: Im Durchschnitt gehören zu deren Routine mindestens zwei warme Getränke (Tee, Kaffee), 1,5 bis 2 Liter Wasser und mindestens eine Mahlzeit, beispielsweise in Form eines belegten Brötchens. Bei einer Backwarenkette am Nürnberger Hauptbahnhof kostet ein großer Kaffee durchschnittlich gut drei Euro. Ein mit Gouda, Tomate, Salat und Remoulade belegtes Brötchen ist für 3,10 Euro erhältlich. Für zwei große Kaffee und ein Mittagessen fallen dabei also täglich circa 9,10 Euro an. Für einen ganzen Monat mit (angenommen) 20 Arbeitstagen summiert sich das auf 182 Euro.
Zuhause ist beim Kaffee der Stromverbrauch sowie das Kaffeepulver zu beachten – in meinem Selbstversuch handelt es sich bei der Kaffeemaschine um eine French Press, bei der das Kaffeepulver mit heißem Wasser aufgegossen wird. Der Wasserkocher verbraucht dabei maximal 2200 Watt. Wenn dieser sechs Minuten am Tag läuft (Dauer für das Aufkochen einer vollen Kanne) benötigt er 0,22 kWh. Bei dem Preis von 44,77 Cent pro Kilowattstunde bedeutet das tägliche Kosten von circa 9,8 Cent. Eine Packung Filterkaffee mit 500 Gramm Inhalt kostet circa sechs Euro und hält in meinem Haushalt einen Monat. Täglich bedeutet dies Kosten von 40 Cent für (mindestens) zwei Tassen Kaffee.
Eine Packung mit sechs Aufbackbrötchen kostet im Supermarkt gerade einmal einen Euro. Der gleiche Belag wie beim Bäcker – also Gouda, Tomate, Salat und Remoulade – ist im Supermarkt in Summe ab etwa 5,10 Euro erhältlich (1,79 Euro, 0,80 Euro, 0,95 Euro und 1,59 Euro) und genügt für eine Packung Aufbackbrötchen. Sechs belegte Brötchen vom Backwarenladen kosten im Vergleich 18,60 Euro. Zusammengefasst kostet die Verpflegung im Homeoffice demnach täglich etwa 1,42 Euro und monatlich circa 28,40 Euro.
Fazit
Besonders bei der Verpflegung ist offensichtlich, dass die Eigenversorgung von zuhause aus deutlich günstiger ist, als das Essen oder Getränke außerhalb zu besorgen. Aber auch die Einschätzungen der Energieberater sowie die Aufstockung der Beträge der entsprechenden Pauschalen und insbesondere die Anzahl der möglichen Tage bei der Homeoffice-Pauschale bringen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern neue Vorteile. Wie Rausch die Heiz- und Stromkosten im Homeoffice einschätzt, sind diese zumindest kein größerer Grund zur Sorge. Aber auch hier sei gesagt: Im Einzelfall muss genau nachgerechnet werden.