Jubiläum
300 Jahre Unterreichenbacher Schulgeschichte
27.6.2015, 14:30 UhrÜber 60 Klassenbilder dokumentieren ein Stück Unterreichenbacher Schulgeschichte. Die Klassenfotos stammen aus der Zeit von 1900 bis 1990 und von 2014/15.
Mit freundlicher Genehmigung der beiden Autoren veröffentlichen wir eine gekürzte Fassung des Textes der Schulbroschüre. Dabei steht die Anfangszeit im Mittelpunkt:
Zunächst gingen die Unterreichenbacher Kinder in Schwabach zur Schule. Doch zu Beginn des 18. Jahrhunderts stieg die Zahl der Jugendlichen, so dass es 1714 der damalige Schulinspektor, Dekan Georg Nikolaus Köhler, für nötig hielt, dass in Unterreichenbach ein Schul- und Mesnerhaus errichtet wurde.
Denn das alte Mesnerhaus gegenüber dem kleinen Gotteshaus befand sich damals in einem baufälligen Zustand. Das neue Schul- und Mesnerhaus sollte an einem neuen Platz, nämlich auf einem Gemeindeplatz hart an der Kirchhofmauer errichtet werden. Zu diesem Zweck kaufte man das Haus des Friedrich Schwandner und riss es ab.
Um 1760 war Johann Zimmermann als Schulmeister tätig. Am 28.10.1766 erhielt er wegen seiner „miserablen Lage“ aus der Unterreichenbacher Heiligenrechnung eine Unterstützung von einem Gulden.
Auf ihn folgte der Schulmeister Georg Gehmacher, dem am 9. Oktober 1774 gestattet wurde, die untere Wohnung im Schulhaus zu bewohnen. Damals verdiente ein Dorfschulmeister sehr wenig. Das Schulgeld, das er von den Kindern erhielt, war ebenfalls gering. Für den Unterhalt der Familie reichte das Geld nicht. Deshalb musste er einer Nebenbeschäftigung nachgehen. Dadurch vernachlässigte er aber nicht selten seinen Hauptberuf.
Schule nur im Winter
Viele Bauern schickten ihre Kinder nur in der kalten Jahreszeit zur Schule, wurden sie doch im Sommer zur Feldarbeit und anderen Aufgaben gebraucht. Zudem war der Wissensstand der Schulmeister gering. Ihr Wissen in Erdkunde, Geschichte, Naturgeschichte und Landesökonomie war mangelhaft.
Ab 1806 gehörte das ehemalige Markgraftum Brandenburg-Ansbach zum neu geschaffenen Königreich Bayern. Ein protestantisches Schullehrerseminar entstand 1843 in Schwabach. Noch immer lag die Schulaufsicht in den Händen der Geistlichkeit. So übte 1840 der Schwabacher Dekan, Georg Christoph Friedrich Boeckh, das Amt des Distrikts- und Schulinspektors aus. Er hatte auch den Unterreichenbacher Lehrer zu beurteilen.
Damals unterrichtete Gottfried Heinrich Hornung in Unterreichenbach. Boeckhs Nachfolger, der Dekan Friedrich Wilhelm Meinel, hatte von 1846 bis 1879 das Amt des Distrikts-Schul-Inspektors inne. In Unterreichenbach wirkte zu jener Zeit der Lehrer Karl August Hammer. Im Jahr 1873 unterrichtete er 84 Werk- und 22 Feiertagsschüler (heutige Berufsschüler). Unter den Schülern befanden sich auch Kinder aus Oberreichenbach. Sie hatten jeden Tag einen 30-minütigen Schulweg zurückzulegen. Hammer war außerdem noch Mesner und Gemeindeschreiber.
Die Lehrerwohnung, welche die Gemeinde zur Verfügung stellte, war im Erdgeschoss untergebracht und bestand aus einem mittelgroßen Wohnzimmer, einer kleinen feuchten Nebenkammer, einer kleinen Küche, einer oberen Kammer und einem Boden. Auch ein Keller war vorhanden. Im Hof gab es einen Schweinestall sowie einen Garten mit Brunnen. In nächster Nähe des Anwesens war der Schulgarten. Das Schulzimmer befand sich ebenfalls im Erdgeschoss und hatte fünf Fenster. Zur Beheizung stellte die Gemeinde das Brennholz zur Verfügung. Es bestand aus vier Stößen Scheitholz nebst hundert kleingespaltenen Scheitleinsbündeln.
Das Lehrereinkommen betrug 83 Gulden und 47 Kreuzer in bar. Dazu kam noch ein Schulgeld in Höhe von 183 Gulden und 29 Kreuzern. Als Kirchendiener erhielt er zwei Gulden Läutgeld. Daneben hatte er zusätzliche Einkünfte in Höhe von 15 Gulden 31 1/2 Kreuzern. Für die Reinigung der Kirche und das Schmieren der Glocke und des Uhrwerks wurden ein Gulden und sechs Kreuzer bezahlt. Für die Gemeindeschreibertätigkeit erhielt er 50 Gulden. Außerdem wurde er mit Naturalien versorgt.
Das Gebäude wurde bis 1881 als Schulhaus genutzt. Später waren in dem Gebäude Mietwohnungen und eine Schreinerei untergebracht. 1965 wurde das ehemalige Schul- und Mesnerhaus zum Gemeindehaus umgebaut.
Schulhausneubau von 1881
Im Jahr 1881 wurde ein neues Schulhaus errichtet. Es lag damals am Anfang des Ortes in sonniger Lage. Das Gebäude bestand aus zwei Stockwerken. Das Schulzimmer im ersten Stock hatte neun Fenster. Es war hell und geräumig. Für die nötige Wärme sorgte ein Kohleofen. Im Erdgeschoss war die Lehrerwohnung untergebracht, die aus vier heizbaren und zwei nicht beheizbaren Zimmern bestand. Neben dem Schlafzimmer war die 20 Quadratmeter große Küche mit einer daran anschließenden Vorratskammer. Ein kleiner Anbau diente als Waschhaus. Dort gab es auch zwei Schüleraborte. Zum Anwesen gehörte ein Brunnen, ein schöner Gemüse- und Blumengarten sowie ein Obst- und Gemüsegarten. Die Beheizung des Schulzimmers besorgte der Lehrer, der auch das Heizmaterial besorgte. Dafür erhielt er eine Vergütung in Höhe von 45 Mark.
Im Jahr 1934 kam für 20000 Reichsmark zum bisherigen Schulhaus (Reichenbacher Straße 70) das „neue' Schulhaus mit einem weiteren Schulsaal und einer Hausmeisterwohnung im Dachgeschoss dazu.
Zum Preis von 10 Euro kann das Heft ab sofort in Unterreichenbach bei der Bäckerei Distler, der Bäckerei Sproßmann, im Sportheim des SV Unterreichenbach, in „Das Cafe“ in der Königstraße und in Oberreichenbach im Gasthaus Ohr erworben werden.
Am Freitag, 3. Juli, von 11 bis 13 Uhr findet ein „Tag der offenen Tür“ in der Grundschule Unterreichenbach in der Reichenbacher Straße statt.
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen