Vor 150 Jahren begann in Schwabach die Gasversorgung
15.10.2014, 17:29 UhrLondon war weltweit Vorreiter. In Deutschland hießen die „Pioniere“ Hannover und Berlin, die 1825 die ersten Gaswerke in Betrieb genommen hatten, um ihrer Straßen mit Gaslaternen zu beleuchten.
Doch Schwabachs städtische „Laternen-Anstalt zur Beleuchtung der Straßen“ war zunächst mit den 101 Öllampen (Stand 1831) zufrieden.
Erst 1859 entschied sich der Magistrat einstimmig für die neuen Gasbeleuchtung. Baubeginn war im April 1863, die offizielle Fertigstellung war am 1. Oktober 1864: Es ist der Geburtstag des Gaswerks Schwabach an der Nördlichen Ringstraße 9.
Eine erste Probe-Beleuchtung mit wenigen Gaslampen wurde bereits am 1. Juli 1864 durchgeführt. Dabei verdrängten zunächst 36 Gaslampen die alten Petroleum-Lampen. Insgesamt waren 109 Flammen für die Straßenbeleuchtung mit 45 sogenannten Richtungslaternen, 700 vorbestellte Flammen für die Einwohner, 40 für den Bahnhof und 20 für das Lehrerseminar vorgesehen. Sie wurden geradezu als „Wunderwerk und Anbruch einer neuen Zeit begrüßt“.
Die Dauer der Beleuchtung war für jede einzelne Lampe für jeden Monat geregelt. In den Wintermonaten und den dunklen Nächten brannten alle 109 Lampen beginnend eine Stunde nach Sonnenuntergang bis gegen 22.30 Uhr. Ab dann brannten nur mehr die 45 Richtungslaternen bis 2 Uhr beziehungsweise 3 Uhr in der Nacht. In mondhellen Nächten durfte keine Laterne angezündet werden.
Die Gaslaternen brannten mit offener Flamme. Erst ab 1897 wurden sie von Gas-Glühlicht abgelöst wurden. Dem Anwachsen der Stadt passte sich die Zahl der Lampen an: 1875 waren es 116 Lampen, 1891 schon 140 und 1913 schließlich 188.
Für die neue „Gasfabrik“ hatte man sich das Gelände ausgesucht, das bis 1863 als städtischer Bau- und Holzgarten diente. Er wurde in die Birkenstraße verlegt.
Errichtet wurde das neue Gebäude zwischen 1862 bis 1869. Zwischenzeitlich war das Gaswerk an an den Gas-Techniker Friedrich Herold aus Hof verpachtet, dem Gründer der späteren Nadelfabrik der Herold-Werke Wenglein. Schon 1899 wurde das Gaswerk — inzwischen wieder unter städtischer Regie — erweitert, indem ein Dampfkessel aufgestellt wurde. Für die Gasversorgung wurden zur Speicherung des Gases insgesamt zwei Gasbehälter errichtet.
In den folgenden 20 Jahren erlebte das Gaswerk einen kontinuierlichen wirtschaftlichen Aufstieg. Es konnte seine Gasabgaben in dieser Zeit nahezu verfünffachen auf 1,3 Millionen Kubikmeter.
Danach setzte ein deutlicher Rückgang ein. Die Gründe dürften die Wirtschaftskrise nach dem Ersten Weltkrieg und die 1920 einsetzende Elektrifizierung gewesen sein. Ein neuer Abschnitt in der Straßenbeleuchtung begann 1929/30 mit der Umstellung von Gaslicht auf elektrisches Licht, das die ganze Nacht hindurch brannte und wesentlich billiger war.
1938 schloss sich Schwabach der Gasfernversorgung durch das Gaswerk Nürnberg an. Damit war die Gaserzeugung im eigenen Werk beendet. Nur noch die beiden Gaskessel zur Speicherung des Gases blieben in Betrieb. Mit dieser Umstellung konnte die Gasabgabe in den folgenden Jahren wieder erhöht werden.
Eine neue Zäsur brachte das Jahr 1974: die Umstellung auf Erdgas. Damit wurde das Ende des Gaswerks an der Nördlichen Ringstraße 9 eingeleitet. 1974 wurden die Gasbehälter abgerissen, 1977 der Kamin.
Heute ist das Gelände ein beliebter Kulturtreff, dessen Name an die Ursprünge erinnert: „Galerie Gaswerk“.
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