Hoffen auf die Blockbuster

Nach Corona: So soll es weitergehn im Fränkischen Freilandmuseum

18.10.2021, 15:26 Uhr
Museumsdirektor Dr. Herbert May (links) und Verwaltungsleiter Reinhold Werner hoffen, dass es 2022 wieder „volles Programm“ gibt.  

© Claudia Lehner, NN Museumsdirektor Dr. Herbert May (links) und Verwaltungsleiter Reinhold Werner hoffen, dass es 2022 wieder „volles Programm“ gibt.  

Die vergangenen eineinhalb Jahre waren aufregend für Museumsdirektor Dr. Herbert May. Viel hat sich verändert: Ein Fränkisches Freilandmuseum ohne, dann mit wenigen Besuchern und vielen Corona-Auflagen. Die Angebote musste man anpassen. Davon soll manches beibehalten werden. Doch eines ist auch klar: „Wir vermissen ganz arg die großen Blockbusterveranstaltungen“, sagt May. Auf die hofft er 2022 wieder.

Das Schullandheim hat wieder geöffnet

Der Museumsdirektor ist froh, dass vieles auch jetzt schon wieder etwas normaler läuft, dass beispielsweise das Europäische Schullandheim wieder geöffnet hat und entsprechend Gruppen von Kindern und Jugendlichen die museumspädagogischen Angebote nutzen. „Wir spüren das deutlich“, sagt May.

"Hier tut sich was!": So ist die Reihe für die coronakonformen Kleinformate im Freilandmuseum überschrieben.

"Hier tut sich was!": So ist die Reihe für die coronakonformen Kleinformate im Freilandmuseum überschrieben. © Claudia Lehner, NN

In der Corona-Pandemie mussten die Museumspädagogen besonders kreativ werden. Mit neuen Formaten hat man versucht, die Besucher für die Einschränkungen zu entschädigen, denn die gab es. Zeitweise musste auf dem gesamten Gelände Maske getragen werden, nicht nur, wie derzeit, in den Häusern. Das stieß bei vielen auf Unverständnis, wie May erzählt. Verwaltungsleiter Reinhold Werner lobt in dieser Ausnahmezeit die „ausgezeichnete Arbeit an der Museumskasse“. „Die Kassenkräfte sind das große Bollwerk“, beschreibt er, dass sie viel vom Ärger der Besucher abkriegen.
Bitter war auch, dass die publikumsstarken Großveranstaltungen nicht möglich waren und weiterhin nicht in gewohnter Form stattfinden. Stubenmusik im Advent wird es heuer nicht geben, hingegen hofft Werner mit dem Weihnachtsmarkt im Alten Bauhof wieder an 2019 anknüpfen zu können.

Ein Fragezeichen bleibt, was in der Zukunft möglich sein wird. Das Programm für 2020 hatte man noch gedruckt, aber „bald in die Tonne treten können“, erklärt May. 2021 erschien es deshalb später, erst im März, zur Saisoneröffnung, und nicht schon im Advent des Vorjahres. „Für 2022 hoffen wir auf ein volles Programm“, gibt sich der Museumsdirektor optimistisch.

Ein "Zuckerl" für die Besucher

Doch in der Krise hatte man erst einmal coronakonform umplanen müssen: Viel mehr als früher wurde auf Online-Inhalte gesetzt, aber auch auf dem Gelände gab es passende Angebote. Das Kleinformat „Hier tut sich was!“ wurde laut May sehr gut angenommen. Es gab Führungen, Infostände oder Hofgespräche, alles im kleinen Kreis, möglichst draußen. „Das war ein Zuckerl, das wir den Besuchern geben konnten“, freut sich May.

Im Museum wird derzeit gebaut, so entsteht unter anderem die Synagoge aus Allersheim neu. 

Im Museum wird derzeit gebaut, so entsteht unter anderem die Synagoge aus Allersheim neu.  © Claudia Lehner, NN

„Sie sind mit Abstand das beste Publikum“ gab es auf Plakaten zu lesen. Von April bis 7. Oktober wurden solche Kleinformate 388 Mal angeboten. Die Themen waren vielfältig: vom jüdischen Leben bis zu landwirtschaftlichen Arbeiten, Waschen oder Backen in früheren Zeiten.

Auch sonst war trotz Corona einiges geboten. 327 Führungen wurden laut May seit Mai durchgeführt (77 weitere sind bereits gebucht), 16 Kurse zu Themen wie Brotbacken, mit der Sense mähen oder dem Büttner-Handwerk gab es (sechs sind noch zu halten). „Alle ausgebucht“, erklärt Herbert May. Ausgeweitet wurden auch die Handwerksvorführungen: 245 in diesem Jahr. Sonst sei das einmal in der Woche gewesen, nun „so oft wie möglich“, wie Werner ergänzt.

Es gab auch zusätzliche kleine Ausstellungen im Alten Bauhof. Die waren laut May oft „sehr, sehr kurzfristig“ angesetzt worden: zum Beispiel zu Gärten und oder zum Denkmalschutz.

Viel mehr digital

So viel wie nie zuvor gab es in der Corona-Zeit über das Museum online zu lesen: auf der Internetseite, bei Instagram und Facebook. Es gibt beispielsweise 360-Grad-Führungen durch die Häuser. „Digital sind wir jetzt deutlich besser aufgestellt“, sagt May. Corona machte das zur Notwendigkeit. Einige Ausstellungseröffnungen konnten nur digital stattfinden, wie für Stolen Memory, eine Wanderausstellung mit Gegenständen und Dokumenten, die einmal KZ-Häftlingen gehört hatten. Auch wenn hoffentlich wieder viel des Gewohnten zurückkommt, soll das Neue zum Teil fortgeführt werden. „Das Digitale bleibt, da wollen wir nicht runter von“, betont May. „Definitiv“, bestätigt Werner. Auch die Kleinformate wird es weiter geben, nur nicht mehr so häufig.

Trotz der guten Beteiligung an den neuen Angeboten, die Besucherzahlen können mit denen vor der Corona-Pandemie nicht mithalten: Von März bis Ende September wurden laut May 63 134 Besucher gezählt. 2020 waren es im gleichen Zeitraum 73 000 gewesen, 2019 bis Mitte September bereits 122 200.

Verwandte Themen


Keine Kommentare