Das Drei-S-Werk ist nicht mehr zu retten
27.9.2014, 08:10 UhrDas traditionsreiche Drei-S-Werk war im Frühjahr in existenzielle Schwierigkeiten geraten und hatte Insolvenz anmelden müssen. Der vom Gericht eingesetzte Insolvenzverwalter Dr. Harald Schwartz übernahm die Geschäfte und versuchte zu retten, was zu retten ist.
Vergeblich: Inzwischen ist allen Beschäftigten gekündigt worden.
Die meisten Frauen und Männer sind bereits freigestellt, eine kleine, 21-köpfige Restmannschaft soll bis Ende November noch Aufträge abarbeiten und dann die Abwicklung des Betriebs begleiten. Spätestens dann dürfte die 1850 in Schwabach gegründete Firma endgültig Geschichte sein.
Danach beginnt der Ausverkauf. Insolvenzverwalter Schwartz und ein von ihm beauftragter Verwerter haben zwei Möglichkeiten: Versteigerung oder geregelter Verkauf von Maschinen und Material. Schwartz tendiert derzeit zu Letzterem.
Doch was passiert mit den Mitarbeitern? 134 Frauen und Männer waren beim Drei-S-Werk im Frühjahr beschäftigt, als der Betrieb Insolvenz anmelden musste. Einige haben inzwischen den Absprung geschafft. Der Rest ist jetzt auf Stellensuche. Grundsätzlich seien die Aussichten in der Region nicht schlecht, sagt Horst Schmitzberger von der IG Metall Schwabach. „Schwierig wird es aber für ältere und eingeschränkt einsetzbare Kollegen.“
Anfangs war Insolvenzverwalter Schwartz zuversichtlich, den Betrieb retten zu können. Es habe eine ganze Reihe von Interessenten gegeben, die das Drei-S-Werk übernehmen wollten.
Zu hohe Mietkosten
Doch mit dem Eigentürmer der Immobilie in Neuendettelsau hätten sich die Investoren nicht auf die Höhe der Miete einigen können. Schwartz versteht beide Seiten. Der Vermieter nimmt das höchste Angebot. Doch die Investoren hätten keine höhere Miete zahlen können, „weil das Drei-S- Werk von außen hübscher ausgesehen hat als es innen war“, sagt Schwartz.
Soll heißen: Die Auftragsbücher waren zwar recht gut gefüllt, aber die Erlöse waren viel zu gering. Es gab zwar mehrere Sparrunden. Doch die Situation wurde nicht besser, sondern schlechter.
Auch, so die Kritik der IG Metall, weil die Wartung der Maschinen zurückgefahren wurde. „Nach und nach ist die Infrastruktur verfallen“, so Horst Schmitzberger. „Die guten Leute haben entweder den Betrieb verlassen oder wurden aufs Abstellgleis geschoben.“
Umzug nach Neuendettelsau
Die Drei-S-Werk Präzisionswerkzeuge GmbH & Co. Fertigungs KG, so der exakte Name, ist eng mit der industriellen Entwicklung Schwabachs verbunden. Seit drei Generationen wird die Firma von der Familie Schmauser geführt. 2008 kehrte das Unternehmen nach mehr als 150 Jahren Schwabach den Rücken und siedelte sich in dem gemieteten Komplex in Neuendettelsau an.
Das war nach Ansicht von Insidern ein großer strategischer Fehler. Der Umzug hätte sich nämlich nur gerechnet, wenn die Geschäftsführung die alte Produktionsstätte an der Nördlichen Ringstraße/Galgengartenstraße hätte verkaufen können. Doch mögliche Investoren scheuten lange Zeit das Risiko, weil nicht klar ist, ob der Untergrund durch gefährliche Stoffe belastet ist.
Es gibt laut Harald Schwartz zwar ein Gutachten. „Aber kein Gutachter gibt letztlich eine Garantieerklärung ab.“ Das drückt auf den Preis.
Schwartz betonte in einem Telefongespräch mit unserer Zeitung, dass er jetzt aber kurz vor dem Verkauf des Immobilie stehe. Mit dem Erlös wird ein Teil der Forderungen der Gläubiger bedient. Aus der Industriebrache könnte dann ein Wohngebiet werden.
„Planlose Personalpolitik“
Die Mitarbeiter machen das Management für das Aus des Drei-S-Werks verantwortlich. In einem anonymen Brief, der in der Redaktion eingegangen ist, ist von „Unternehmensfehlentscheidungen“ und von „planloser Personalpolitik“ die Rede.
Insolvenzverwalter Schwartz will sich dazu nicht äußern. Der Umzug nach Neuendettelsau sei allerdings aus heutiger Sicht „nicht unbedingt die beste unternehmerische Entscheidung“ gewesen. „Aber hinterher ist man natürlich immer schlauer.“
Die jetzt nahende Stilllegung des Betriebs ist zumindest für die IG Metall Schwabach keine Überraschung. „Bei Zahlungsunfähigkeit ist die Zerschlagung leider die Regel, nicht die Ausnahme“, so Gewerkschafter Horst Schmitzberger.
Die Hoffnungen auf eine Rettung in letzter Sekunde sind minimal. „Man muss realistisch sein“, erklärt Insolvenzverwalter Schwartz. „Aber wenn morgen der Weiße Ritter am Horizont auftauchen sollte, dann würden wir es natürlich noch einmal versuchen.“
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