Der Abriss der Drei-S-Werke beginnt am 24. Februar
14.2.2015, 09:06 UhrDas hat Lina Stempfl angekündigt. Die Immobilien-Kauffrau aus Bad Füssing hat im November aus der Insolvenzmasse der traditionsreichen Firma Drei-S-Werk das Filetstück ergattert: das knapp einen Hektar große Grundstück in Schwabach an der Ecke Nördliche Ringstraße / Galgengartenstraße.
Rund 25 Millionen Euro wollen Stempfl beziehungsweise ihre Firma „es Immobilien“ in den nächsten Jahren in Schwabach investieren. Schon in den nächsten Wochen wird sich die Optik des Geländes radikal verändern: Am 24. Februar beginnt der Abriss der seit 2008 leerstehenden Fabrikhallen, die in den vergangenen Wochen entkernt wurden. Alleine dieser Abriss wird mehrere Monate in Anspruch nehmen.
Wie es danach weitergeht, steht noch nicht hundertprozentig fest. „Die Bauleitplanung läuft ja noch“, erklärte Oberbürgermeister Matthias Thürauf bei einem Ortstermin. Investorin und Stadtverwaltung sind aber seit geraumer Zeit in Kontakt. „Uns ist sehr daran gelegen, dass sich hier möglichst zügig etwas bewegt“, so der Oberbürgermeister. Angesichts der Wohnungsknappheit in der Stadt hat für Thürauf der Bau von Ein- und Zweifamilienhäusern, Reihenhäusern und Geschosswohnungen Priorität – mit einem gesunden Anteil von staatlich gefördertem Wohnungsbau.
Wohnungen oder Hotel
Sicher ist, dass entlang der Nördlichen Ringstraße ein vergleichsweise massiver Komplex inklusive Tiefgarage entstehen wird, um den dahinter liegenden Teil des Geländes vom Verkehrslärm zu schützen. Ob dieser Komplex ein Geschosswohnungsbau sein wird (eventuell im Erdgeschoss mit kleinen Büros) oder ob Investorin Stempfl ihre Idee von einem „modernen Stadthotel mit rund 80 Betten“ verwirklichen kann, ist noch nicht sicher. „Sicher ist nur, dass es dort keinen Industriebetrieb mehr geben wird, kein großflächiges Gewerbe, aber auch keinen Supermarkt“, betont Stempfl.
Ein Thema in der Vergangenheit waren immer mögliche Altlasten, die sich im Boden oder in den Wänden der früheren Drei- S-Werke befinden könnten. Ein noch von den früheren Besitzern, der Familie Schmauser, in Auftrag gegebenes Gutachten gibt zwar in Teilen Entwarnung. Sicherheitshalber wird den Abriss aber von einem Spezialisten begleitet. Investorin Stempfl hat den Leonberger Geologen Fritz Pfeiffer eingeschaltet, einen Experten in Sachen Erkundung/Bewertung von alten Industriestandorten.
Lina Stempfl und ihr Berater Winfried Obermeier rechnen nach dem Abriss mit einer Planungsphase von mindestens einem Jahr. Die ersten Wohnungen/Häuser könnten demnach keinesfalls vor Ende 2017/Anfang 2018 bezogen werden.
Ende einer Ära
Obwohl seit 2008 in Neuendettelsau ansässig, hat Schwabach mit dem Zusammenbruch der Drei-S-Werke einen seiner ältesten Industriebetriebe verloren. 1850 als „Schwabacher Spinnereinadel und Stahlspitzenwerk Fr. Reingruber KG“ gegründet, wurde es seit 1938 von der Familie Schmauser geführt.
Aus einem unscheinbaren Handwerksbetrieb entwickelte sich ein wachsendes mittelständisches Industrieunternehmen, das jahrzehntelang Weltmarktführer bei Nadelsystemen war. Ein zweiter Unternehmensbereich war ab 1940 die Herstellung von Präzisionsnormteilen.
Wegen kleiner werdenden Margen und stark gestiegener Kosten geriet das Unternehmen in den letzten Jahren immer weiter in Schieflage. Nicht zuletzt der Umzug nach Neuendettelsau 2008 läutete das langsame Ende des Drei-S-Werks ein. Der hätte sich nach Einschätzung von Experten nur gerechnet, wenn die Geschäftsführung die alte Produktionsstätte an der Nördlichen Ringstraße/Galgengartenstraße hätte verkaufen können. Doch mögliche Investoren scheuten das Risiko. Und als Lina Stempfl im November schließlich zugriff, war das Drei-S-Werk mit zuletzt noch 134 Mitarbeitern schon Geschichte.
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