Innengestaltung der Stadtkirche: Kritiker, Kritik an Kritikern
13.11.2014, 08:17 UhrDer Initiativkreis „Dir werd ich helfen“ wirft Klaus Huber und Ulrich Distler vor, durch ungerechtfertigte Kritik die Bürger zu verunsichern und die dringend nötige Spendenbereitschaft zu gefährden.
Umstritten sind vor allem die neue Kanzel und die Versetzung des Taufsteins vor die Rosenbergerkapelle, aber auch das neue Portal. Huber und Distler werfen dem Kirchenvorstand zudem vor, die Gemeindemitglieder nicht ausreichend informiert zu haben. Die Umgestaltung zerstöre ein schönes Ensemble und sei „hinausgeworfenes Geld“.
„Protestunterschriften“
Huber denkt sogar darüber nach, von ihm bei Stadtführungen gesammeltes Spendengeld für die Sanierung wieder zurückzufordern. Zusätzlich verärgert hat ihn, dass die Kanzel bereits abgerissen wurde, während die Kritiker noch Unterschriften für eine Gemeindeversammlung sammelten.
„Deshalb haben wir nun Protestunterschriften gesammelt; nicht nur von Gemeindemitgliedern, sondern von allen Schwabachern“, sagt Huber. Die Stimmung sei „eindeutig“ gewesen. „Wir waren ständig im Gespräch, aber nur zwei Bürger waren für die Sanierungspläne des Kirchenvorstands.“ Huber und Distler sehen sich in ihrer Haltung daher bestätigt.
„Falsche Verdächtigung“
Beim Förderkreis „Dir werd ich helfen“ lösen sie aber Kopfschütteln und sogar Verärgerung aus. Schon die Besetzung des Pressegesprächs ist eine Botschaft: Hartwig Reimann, Rudi Nobis, Harald Bergmann, Ulrich Ziermann, Boris Wendisch und Bürgermeister Dr. Roland Oeser demonstrierten Geschlossenheit in ihrer Kritik an den Kritikern.
„Es ärgert uns und macht uns betroffen, wenn immer wieder trotz besseren Wissens die Verdächtigung aufkommt, dass Spendengelder auch für die liturgische Gestaltung verwendet werden“, sagt Altoberbürgermeister Hartwig Reimann. Dabei sei von Anfang an klar gewesen, dass genau das eben nicht der Fall sei.
Spendenbereitschaft leidet
„Wir sammeln für die Rettung der Kirche als Schwabacher Wahrzeichen, touristischer Anziehungspunkt und kultureller Veranstaltungsort. In die liturgische Gestaltung mischen wir uns nicht ein. Dafür fließen auch keine Spendengelder“, betont Reimann.
Doch die teils heftige Diskussion der vergangenen Wochen hat Wirkung gezeigt. „Bei mir rufen schon Leute an und sagen, dass sie nichts mehr spenden“, berichtet Rudi Nobis. Diese Erfahrung hat auch Ulrich Ziermann gemacht, der sich in seinem Engagement „persönlich angegriffen“ fühlt. Harald Bergmann, der Geschäftsführer der Gewobau, reagiert ungewohnt wütend: „Wir lassen uns unsere Arbeit nicht zerreden.“
Schon gar nicht durch Kritik, die inhaltlich nicht nachvollziehbar sei. „Es gab wirklich genug Gelegenheit, sich über die Sanierung und die Innengestaltung zu informieren“, betont Bürgermeister Oeser. „Der Vorwurf, das Konzept sei an der Kirchengemeinde vorbei entwickelt worden, stimmt einfach nicht.“
„Wir bewerten das nicht“
Für Hartwig Reimann sind das „vorgeschobene Argumente“. In Wirklichkeit seien die Kritiker „gegen Veränderungen, weil es Veränderungen sind“.
Auch Boris Wendisch hält das Verfahren für völlig korrekt: „Der Kirchenvorstand ist das demokratisch legitimierte Gremium.“ Wer jetzt in quasi letzter Minute das Konzept noch ändern wolle, verzögere die Wiedereröffnung der Stadtkirche.
Aus der Kontroverse um Kanzel, Taufstein und Portal hält sich der Initiativkreis bewusst raus. „Das bewerten wird nicht, weil das nicht unser Thema ist“, stellt Reimann nochmals klar. „Unser Thema ist, dass die Kirche wieder sicher und funktionsfähig wird.“
100 000 Euro Sonderzuschuss
Konkret für die Innengestaltung bedeutet dies: Spendengelder fließen etwa in die neue Sitzheizung und die neue Alarmanlage. Die umstrittenen Themen Taufstein, Kanzel und Portal kosten rund 73 000 Euro.
„Sie werden durch einen Sonderzuschuss über 100 000 Euro der Evangelischen Landeskirche gedeckt“, erläutert Dr. Paul-Hermann Zellfelder, der geschäftsführende Pfarrer von St. Martin und Vorsitzender des Kirchenvorstands. „Dieser Sonderzuschuss ist ein Dankeschön und eine Anerkennung für die enorme Spendenbereitschaft der Bürger und den Einsatz des Initiativkreises.“
Der hat mittlerweile rund 850 000 Euro gesammelt. „Bei null Cent Verwaltungskosten“, sagt Boris Wendisch. Das ist eine außergewöhnlich hohe Summe. Doch „Dir werd ich helfen“ hatte sich schon bei seiner Gründung 2009 das Ziel von einer Million gesetzt. Dieses Geld ist für die rund fünf Millionen Euro teure Gesamtsanierung auch eingeplant.
Noch fehlen 150.000 Euro
Und das heißt auch: Es gibt noch eine Finanzierungslücke von rund 150 000 Euro, die den fünften und letzten Bauabschnitt betrifft: die Innengestaltung. Die ist mit 445.000 Euro veranschlagt. Neben dem Sonderzuschuss der Landeskirche gibt es auch Fördergelder aus dem Bayerischen Kulturfonds und der Bayerischen Landesstiftung für Denkmalschutz.
„Diese haben die Sanierung unter der Maßgabe gefördert, dass für das historische Gebäude eine zukunftsorientierte Nutzung ermöglicht wird. Also genau das, worum es mit dem fünften Bauabschnitt Innenraum geht“, hebt Pfarrer Zellfelder hervor. Sollten die Spenden aber ausbleiben, müsse man Abstriche machen.
Dazu will es „Dir werd ich helfen“ nicht kommen lassen. Besonders freuen würde man sich natürlich über eine Großspende wie die eines in Schwabach unbekannten US-Bürgers, der 100 000 Dollar gespendet hat. Doch in letzter Zeit hat es zwar viele, aber nicht mehr so hohe Spenden gegeben.
Der Förderkreis hofft deshalb, dass die absehbare Einweihung am 7. Juni 2015 neue Motivation gibt.
Spendenkonten: Sparkasse Mittelfranken-Süd, IBAN DE06 7645 0000 0231 1092 32 Raiffeisenbank Roth-Schwabach, IBAN DE12 7646 0015 0007 807449
Am Donnerstag, 27. November, 19 Uhr, findet im Evangelischen Haus, Wittelsbacherstraße 4, ein Informationsabend für alle Bürger zur Kirchensanierung statt.
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