Umgestaltung der Stadtkirche: Kritiker sammeln Unterschriften
4.11.2014, 09:11 UhrKlaus Huber und Ulrich Distler wollen dafür am Samstag vor dem Rathaus Unterschriften von Gemeindemitgliedern sammeln. Sie hatten vor wenigen Wochen die aktuelle Diskussion angestoßen. Pfarrer Dr. Zellfelder lehnt eine Gemeindeversammlung ab. Auf Tagblatt-Nachfrage verweist er auf den Informationsabend am Donnerstag, 27. November, um 19 Uhr im Evangelischen Haus.
Unterstützung erhalten die Kritiker vom aus Schwabach stammenden ehemaligen Dinkelsbühler Dekan Herbert Reber. In einem offenen Brief spricht er sich gegen wesentliche Punkte der Innengestaltung aus.
„Gemeinde nicht gefragt“
Umstritten sind vor allem die Versetzung des Taufsteins vor die Rosenbergerkapelle, die neue Kanzel aus Holz und das neue Lesepult. Zudem fühlen sich die Kritiker nicht ausreichend informiert. „Die Gemeinde wurde vorher nicht gefragt und wird nun vor vollendete Tatsachen gestellt“, schreibt Fred Schleupner. Er verweist auf die Kirchengemeindeordnung, die jährliche Gemeindeversammlungen zwar nicht vorschreibt, aber zumindest empfiehlt.
Inhaltlich bezieht Schleupner klar Position: „Ich fordere den Kirchenvorstand auf, umgehend den Beschluss zur Innengestaltung zu widerrufen und alles so zu belassen, wie es bisher gewesen und einer gotischen Kirche angemessen ist.“
Genau das wünscht sich auch Herbert Reber. Als Dekan im Ruhestand verfolgt er die Diskussion in alter Verbundenheit mit der Stadtkirche. In ihr ist er 1963 konfirmiert und 1968 ordiniert worden. Die letzte große Innenrenovierung Anfang der 1960-er Jahre hat er noch als Schüler als Messdiener erlebt.
Er vermisst in der Debatte eine Würdigung des 2003 verstorbenen Bildhauers Heinz Heiber, der 1959 die Kanzel und 1962 das Lesepult geschaffen hatte. Heiber sei „nach wie vor hoch angesehen“, seine Arbeiten hätten entsprechenden künstlerischen Wert.
Seit Jahren diskutiert
„Die Schwabacher Stadtkirche hat mit dem Speisealtar (1534), der Kanzel von Heiber und dem Taufstein (um 1495) ein bedeutendes Ensemble liturgischer Prinzipalstücke aus fünf Jahrhunderten. Das gleiche Material rötlicher Sandstein bringt sie klar in Beziehung. Hinzu kommt von Heiber das Lesepult mit den vier Evangelisten“, so Reber. „Nun sollen Kanzel und Lesepult vollständig entfernt und der Taufstein aus dem Blickfeld der Gottesdienstgemeinde vor die Rosenbergerkapelle versetzt werden. Damit würde das gestalterisch hochwertige und aussagekräftige Ensemble irreversibel zerstört.
Herzlich und dringend bitte ich Sie: Treten Sie dafür ein, dass dies nicht geschieht“, appelliert er an Pfarrer Zellfelder.
Der aber steht für die Umgestaltung, die der Kirchenvorstand in seiner jüngsten Sitzung am 20. Oktober erneut bekräftigt hat. „Zu diesem Zeitpunkt lag uns der Antrag von Herrn Schleupner noch gar nicht vor. Dennoch haben wir uns mit dieser Frage befasst und uns gegen eine Gemeindeversammlung und für einen Informationsabend für alle Interessierten entschieden“, erklärt Zellfelder.
Gemeindeversammlungen hat es in den vergangenen Jahren keine mehr gegeben, da sie kaum besucht waren. „So ein Abend bildet die Gemeinde nicht ab“, betont Zellfelder. Die Innengestaltung sei seit Jahren diskutiert und vom Kirchenvorstand als verantwortliches Gremium beschlossen worden. Dennoch wird Zellfelder Schleupners Antrag in der nächsten Kirchenvorstandssitzung am 26. November vorstellen.
Rund 400 Unterschriften nötig
Die Informationsveranstaltung reicht den Kritikern nicht aus. „Ein Infoabend für die Bevölkerung dient der Information. Er kann aber keine Positionen formulieren“, argumentiert Klaus Huber. „Wir wollen eine klare Haltung der Gemeinde.“
Deshalb wollen er und seine Mitstreiter einen Gemeindeabend wenn nötig erzwingen. Dazu sind die Unterschriften von fünf Prozent der wahlberechtigten, das heißt konfirmierten, Gemeindemitglieder nötig: rund 400.
Allerdings kann eine Gemeindeversammlung einen Beschluss des Kirchenvorstands nicht kippen. Die Kritiker hoffen dennoch auf ein klares Signal.
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