"Francofonia": Die Geister des Louvre

03.03.2016, 07:57 Uhr

© Piffl Medien/dpa

Museen ist es egal, was um sie herum passiert, sagt Sokurow, der als omnipräsente Stimme aus dem Off durch seinen Film führt. Was den Louvre angeht, findet die Kamera ihre Bilder von ganz allein. Den Rest bastelt sich Sokurow fröhlich dazu: als Computeranimation, als inszenierte Doku-Spielfilmszene oder als bewusste Verfremdung. Da taucht Napoleon in persona auf, wirft sich vor seinen Porträts in Pose und sagt: "Das bin ich!" Oder die Bildebene weilt noch im Paris des Jahres 1666, als auf der Tonspur schon wieder Telefone bimmeln.

Doch dann mischt sich ein wenig Wehmut in die sehr persönliche und poetische Kommentarspur. Frankreich habe Glück gehabt, dass die Nazis seine Kunst als wertvoll und schützenswert einstuften, sagt Sokurow - im Gegensatz zum kulturellen Erbe seiner Heimat. Während der Belagerung von Leningrad wurden in der Eremitage Särge gezimmert.

Der Kulturbetrieb im Louvre hingegen ging während der Besatzung ungebrochen weiter, wenngleich die wirklich wichtigen Bilder auf Schlössern rund um Paris versteckt waren. Dafür sorgten Louvre-Direktor Jacques Jaujard und Graf Franz von Wolff-Metternich: Ein republikanischer Franzose und ein deutscher Adliger, die die Liebe zur Kunst verband und die wussten, dass sie die Schätze des Louvre vor gierigen Kunsträubern wie Göring und Hitler in Sicherheit bringen mussten. Dafür gab’s für Wolff-Metternich 1942 eine Strafversetzung, nach dem Krieg einen Orden der Französischen Ehrenlegion.

So viel Geschichte und so viele Geschichten in Collagen-, fast schon Remix-Form, assoziativ und selbstbewusst auf 88 Minuten verdichtet, das ist mitreißend. Erst beim Verlassen des Kinos beschleicht einen das dumpfe Gefühl, dass Sokurow unterm Strich doch gescheitert ist mit dem Unterfangen, dieses Monster von Museum filmisch zu fassen. Trotzdem: Sehr sehenswert.

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