Starke Storys und echte Charaktere
Mal nachdenklich, mal tiefgründig, immer unterhaltsam: Unsere Buchtipps für die besten Romane
15.04.2025, 08:00 Uhr
Der Roman als Genrebegriff ist wirklich sehr weitgreifend, darum gibt es auch Unmengen an verschiedenen Romanen. Das hat zwei Effekte: Zum einen wird es für Bücherfreunde immer schwieriger, sich in der Flut von Büchern zurechtzufinden. Zum anderen heißt das aber auch, dass uns ein Roman entwischen kann. Da könnte unsere Liste genau das richtige für Sie sein, vielleicht ist Ihr nächstes Lieblingsbuch dabei.
Sie vermissen ihren Lieblingsroman in unserer Top 5? Lassen Sie einen Kommentar, da, vielleicht schafft es ihr Liebling dann auch in unsere Liste.
Platz 5: „Die Anomalie“ von Hervé Le Tellier
Le Tellier bietet in seinem Roman ein faszinierendes Gedankenspiel: Was würde passieren, wenn es eine Gruppe Menschen plötzlich doppelt gäbe? In „Die Anomalie“ landet ein Flugzeug von Paris nach London planmäßig. Und dann, gut drei Monate später, noch einmal. Die gleichen Passagiere, das gleiche Flugpersonal, die gleiche Maschine gibt es jetzt plötzlich zweimal.

Das Gedankenspiel wird durch die Frage interessant, wie wir Menschen dabei umgehen würden, wenn wir plötzlich ersetzt werden würden. Le Tellier schildert die Erfahrung anhand verschiedener Passagiere des Flugzeugs, die völlig unterschiedlich mit der Situation umgehen.
Ein spannender und faszinierender Roman. Die Erzählweise verändert sich mit den jeweiligen Passagieren, die gerade im Fokus stehen. Definitiv einen Lesetipp wert, weil einen das Ende dann doch etwas verdutzt zurücklässt, „nur“ unser Platz 5.
Platz 4: „Juli, August, September“ von Olga Grjasnowa
Olga Grjasnowa ist eine der stärksten deutschsprachigen Autorinnen und Autoren der Gegenwart. Ihre Romane ziehen einen in den Bann. Nehmen Sie sich Zeit, wenn Sie eines ihrer Bücher zu lesen beginnen. Es wieder aus der Hand zu legen, wird Ihnen nämlich schwerfallen.
„Juli, August, September“ handelt von der Sinnsuche einer Frau, die mit einer schwierigen Familiengeschichte aufgewachsen ist. Anders als der Rest ihrer Familie war Lous Großmutter nach dem Zweiten Weltkrieg nicht nach Israel emigriert, sondern hat sich in Deutschland niedergelassen. Auf einem Familientreffen anlässlich des Geburtstags ihrer Großtante treffen Lou, ihre Tochter Rosa und ihre Mutter auf die Verwandtschaft aus Israel.

Das Zusammentreffen schickt Lou auf eine lange Suche nach der Familienidentität, die sie von Gran Canaria bis nach Israel führen wird. Irgendwie ist diese Suche aber auch Versteckspiel mit der persönlichen Sinnsuche, denn sie ist eine willkommene Ablenkung von Lous eigenen Problemen und ihrer ganz persönlichen Identitätskrise als Mutter, Ehefrau und ihrer offenen Karrierefragen.
Olga Grjasnowa weiß uns auch mit ihrem vierten Roman zu fesseln. Dieser erinnert wieder mehr an ihre beiden ersten Werke, nachdem sie einen Abstecher zum historischen Roman unternommen hatte. Das Genre der zeitgenössischen Romane liegt ihr unserer Meinung nach besser und bringt ihr Platz 4 im nordbayern.de Ranking ein.
Platz 3: „Die Frau im lila Rock“ von Natsuko Imamura
Bereits 2019 erhielt dieser Roman einen renommierten Literaturpreis in Japan, 2025 erschien er endlich auch in deutscher Übersetzung. Es handelt von zwei Frauen, der Frau im lila Rock und der Frau in der gelben Strickjacke. Zweitere ist die Ich-Erzählerin des Romans. Sie beobachtet erstere und möchte sie gerne kennenlernen. Ohne sich ihr vorzustellen, schafft sie es, die Frau im lila Rock zu einem Job im gleichen Hotel zu bewegen, sodass die beiden Kolleginnen werden. Trotz dessen klappt es weiterhin nicht mit der Kontaktaufnahme. Die Frau im lila Rock steigt unterdessen schnell im Ansehen ihrer Kolleginnen auf, doch genauso schnell fällt sie auch wieder, bis sich eine regelrechte Katastrophe entwickelt.

Das faszinierende an diesem Roman ist die Beziehung zwischen den beiden Frauen. Auch nach dem Lesen beschäftigt der Roman einen weiter, denn es gibt verschiedene Lesarten, die zu unterschiedlichen Theorien führen können. Genaueres lesen Sie in unserer Einzelrezension zu „Die Frau im lila Rock“. Faszinierend, fesselnd, verwirrend und absolut lesenswert. Platz 3 in unserem Ranking.
Platz 2: „Ósmann“ von Joachim B. Schmidt
Eine faszinierende Hauptfigur und ein Ich-Erzähler, der einem beim Lesen doch etwas seltsam vorkommt, das bietet auch „Ósmann“ von Joachim B. Schmidt. Da enden allerdings auch schon die Gemeinsamkeiten der beiden Romane. „Ósmann“ spielt zur Zeit der Jahrhundertwende in Island und behandelt einen Fährmann, dem die Reisenden begegnen, wenn sie auf der Nordseite der Insel entlang müssen. Das Gewässer, über das er sie bringt, ist der Ós, und so kommt er zu seinem Namen. Ósmann ist bei allen bekannt und beliebt. Er gilt als Poet, für seine Gastfreundschaft wird er geschätzt. Gleichzeitig ist Ósmann vom eigenen Schicksal gebeutelt. Wir erleben seine Lebensgeschichte in etwa so, als wären auch wir Gäste in seiner Hütte „Emanuel“, würden von dem trinkfreudigen Mann eingeladen und erfahren die Episoden seines Lebens als einzelne Geschichten, die beim gemeinsamen Umtrunk erzählt werden.

„Ósmann“ beruht auf einer realen Figur, auch wenn sich der Autor einige künstlerische Freiheiten erlaubt, wie er selbst schreibt. Er holt uns ab in das Isalnd der Jahrhundertwende und erzählt auf unnachahmliche Weise die Geschichte dieser faszinierenden Person, die fast schon unmenschlich wirkt in ihrer Gutherzigkeit und dabei doch authentisch und überzeugend ist. Wir tauchen ein in die Tiefe dieser Figur, erleben sein Glück, seine Angst, seine Freude, seine Melancholie und seine Freundlichkeit. Jetzt schon einer der besten Romane des Jahres und Platz 2 in unserem Ranking.
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Platz 1: „Achtzehnter Stock“ von Sara Gmuer
„Hart und rau und schön. Eine literarische Ohrfeige.“ - Mareike Fallwinkel, Autorin.
Wanda ist alleinerziehend, sie lebt mit ihrer Tochter Karlie im 18. Stock eines Berliner Plattenbaus. Ihre Zeit verbringt sie hauptsächlich mit anderen Müttern aus ihrem Gebäude, die Wanda gleichzeitig als Freundinnen schätzt, aber auch verachtet. Denn Wanda will raus aus der Platte, raus aus der Mittelmäßigkeit, raus aus diesem Leben, dem sich die anderen scheinbar bereitwillig hingegeben haben.

„Achtzehnter Stock“ ist eine rasante Achterbahnfahrt. Wanda scheint es immer wieder zu schaffen, doch dann wird sie grausam aus ihren Träumen gerissen und landet hart auf dem Boden. Erst als sie es schafft, ihre Träume mit den Bedürfnissen ihrer Tochter in Einklang zu bringen, kann sie selbst glücklich werden. Dabei wirkt „Achtzehnter Stock“ am Ende fast wie ein düsterer Feelgood-Roman. Denn auch wenn es am Ende anders kommt, als erwartet, hat der Roman ein Happy End. Die Tiefpunkte im Leben von Wanda und Karlie sind allerdings viel zu düster. Für einen Feelgood-Roman ist Wanda zu gnadenlos ehrlich, mit ihrem Leben, ihrer Umgebung und gelegentlich auch mit sich selbst.
Ein Lesezeichen brauchen Sie für Sara Gmuers „Achtzehnter Stock“ nicht. Die Handlung ist rasant, die raue Sprache der Protagonistin macht sie nahbar und authentisch, durch den Schreibstil in Präsens fühlt man sich beim Lesen, als wäre man direkt Teil der Erzählung. Das bringt ihr den ersten Platz in unserem Ranking ein.
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