Glycyrrhizin

Darf man Lakritz in der Schwangerschaft essen?

Elias Thiel

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2.8.2023, 08:00 Uhr
Viele Menschen mögen den herb-süßen Geschmack von Lakritz. Aber kann man Lakritz auch in der Schwangerschaft essen?

© IMAGO / Shotshop Viele Menschen mögen den herb-süßen Geschmack von Lakritz. Aber kann man Lakritz auch in der Schwangerschaft essen?

Mit der Schwangerschaft stellen sich viele Veränderungen ein, unter anderem wandelt sich auch das Ernährungsverhalten. Einige schwangere Frauen berichten von ungewöhnlichen Essensgelüsten. Diese haben beispielsweise vermehrt Lust auf Süßigkeiten wie Lakritz. Das Süßholz gilt allerdings als riskant in der Schwangerschaft und soll in größeren Mengen dem ungeborenen Kind schaden.

Doch stimmt das wirklich? Sollten Frauen den Konsum von Lakritz in der Schwangerschaft vermeiden? In diesem Artikel erfahren Sie alles Wichtige über potenzielle Risiken.

Was ist Lakritz?

Lakritz ist eine Süßigkeit, die aus der Wurzel der Süßholzpflanze (mit dem Stoff Glycyrrhizin) gewonnen wird. Die schwarze Süßigkeit gibt es in nahezu allen Formen - Stangen über Pastillen bis hin zu Bonbons sind gleichermaßen beliebt.

Wie schmeckt Lakritz?

Lakritz hat einen intensiven süßlichen, leicht herb-bitteren Geschmack und eine zähe Konsistenz.

Dürfen Schwangere Lakritz essen?

Nun stellt sich die Frage "Ist Lakritz für schwangere Frauen und ihr Baby wirklich schädlich?"

Das sagt eine Studie

Eine 2017 veröffentlichte Langzeitstudie aus Finnland untersuchte Kinder im Alter von zwölf Jahren, deren Mütter in der Schwangerschaft teils viel Lakritz gegessen hatten. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass sich das negativ auf die körperliche und kognitive Entwicklung der Kinder ausgewirkt haben könnte.

Allerdings hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) die Studie im Februar 2023 überprüft und kam zu dem Schluss, dass die erhobenen Daten keine zuverlässigen Aussagen über einen möglichen Kausalzusammenhang zwischen dem Verzehr von Lakritz während der Schwangerschaft und der körperlichen und geistigen Entwicklung der Nachkommen liefern.

Dennoch warnt das BfR, dass die im Lakritz enthaltene Glycyrrhizinsäure bei regelmäßigem Verzehr zu Veränderungen im Mineralstoffwechsel führen, wie Natriumanreicherung und Kaliumverluste. Dies kann Symptome wie erhöhten Blutdruck, Ödeme (Wassereinlagerungen im Gewebe) und Muskelschwäche auslösen. Da der Glycyrrhizinsäuregehalt in Lakritzprodukten nicht immer klar ersichtlich ist, sollten Schwangere auf den regelmäßigen Verzehr größerer Mengen Lakritz verzichten.

Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit rät Ähnliches: Da eine mögliche Erhöhung des kindlichen Cortisolspiegels diskutiert werde und ein Zusammenhang zwischen Lakritzverzehr und einem niedrigeren Geburtsgewicht oder einer Frühgeburt vermutet werde, sehe man die Aufnahme großer Glycyrrhizin-Mengen kritisch. Man solle Zurückhaltung beim Lakritzkonsum üben und sich bei süßholzhaltige Arzneitees strikt an die Dosierungsempfehlung halten.

Fazit: Frauen dürfen Lakritz auch in der Schwangerschaft essen, solange die Mengen überschaubar bleiben. Somit macht – wie bei vielen Lebensmitteln – erst die Menge das Gift.

Wie viel Lakritz darf man in der Schwangerschaft essen?

Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt allgemein, nicht mehr als 100 Milligramm Glycyrrhizin (den Süßstoff aus der Süßholzwurzel) pro Tag aufzunehmen. Schwangere sollten zudem "auf den ständigen Verzehr größerer Mengen an Lakritze verzichten."

Allerdings ist es oftmals schwierig, den genauen Gehalt dieses Süßstoffs in Lakritzprodukten festzustellen. Hier scheint Vorsicht besser als Nachsicht. Denn niemand möchte wohl für ein wenig Lakritz sein Baby gefährden.

Süßigkeiten, die mindestens 100 Milligramm Glycyrr­hizin pro Kilogramm enthalten, müssen in der EU mit dem Hinweis "enhält Süßholz" oder dem Eintrag "Süßholz" in der Zutatenliste gekennzeichnet werden. Enthält Lakritze mindestens 4.000 Milligramm Glycyrr­hizin pro Kilogramm, kommt zudem folgender Warnhinweis auf die Verpackung: "Enthält Süßholz – bei hohem Blut­druck sollte ein über­mäßiger Verzehr dieses Erzeug­nisses vermieden werden."

In Deutschland gibt es zudem noch die Unterscheidung zwischen Lakritz (unter 2.000 Milligramm Glycyrr­hizin pro Kilo) und Starklakritz (mehr als 2.000 Milligramm Glycyrr­hizin pro Kilo).

Übrigens: Süßholz findet sich auch oft in Tees als Süßungsmittel oder als Beigabe zu Arzeitees, insbesondere bei Erkältung- und Magentees. Auch hier sollten Schwangere vorsichtig sein und auf die Mengen achten.

Welche Vor- und Nachteile kann Lakritz in der Schwangerschaft haben?

Lakritz in der Schwangerschaft geht mit diversen Vor- und Nachteilen einher.

Diese Vorteile hat Lakritz in der Schwangerschaft:

  • Heißhunger stillen
    Möglicherweise haben einige schwangere Frauen ein starkes Verlangen nach Lakritz und fühlen sich besser, wenn sie diesem Verlangen gelegentlich nachgeben können.
  • Gesundheitliche Vorteile
    Der Süßholzwurzel werden zahlreiche positive Wirkungen nachgesagt, wie eine heilsame Wirkung bei Entzündungen und eine Stärkung der Abwehrkräfte. Zudem soll die Süßholzwurzel krampf- und schleimlösend sein. Allerdings sind nicht alle Wirkstoffe der Süßholzwurzel nach der Verarbeitung wirklich noch im Lakritz enthalten.

    Diese Nachteile hat Lakritz für Schwangere:

    • Gesundheitliche Nebenwirkungen
      Glycyrrhizin in der Schwangerschaft kann in hohen Mengen Herz-Rhythmus-Störungen, Bluthochdruck, Ödeme und Muskelschwäche auslösen.
    • Unsicherheit über den Glycyrrhizinsäuregehalt
      Der genaue Gehalt an Glycyrrhizinsäure in Lakritz ist meist nicht angegeben. Dies macht es schwierig, den Konsum zu kontrollieren und die empfohlene Tagesdosis nicht zu überschreiten.
    • Ungesunde Zusatzstoffe
      Viele Lakritzprodukte enthalten ungesunde Zusatzstoffe wie Zucker, künstliche Farbstoffe oder Konservierungsmittel. Auch diese sollten in der Schwangerschaft nur in Maßen verzehrt werden.
    • Allergische Reaktionen
      Einige Frauen können zudem auch allergisch auf Lakritz reagieren. Symptome äußern sich beispielsweise durch einen Hautausschlag, Juckreiz, Schwellungen oder Atembeschwerden.
    • Salmiak in der Schwangerschaft
      Salmiak ist ein Mineralstoff, Ammoniumchlorid, der als salziger Aromastoff in Lakritz-Produkten verwendet wird. Auch er kann schädlich sein, wenn man größere Mengen davon verzehrt.

    Wenn Lakritzwaren einen höheren Salmiak-Gehalt haben, müssen sie entsprechende Warnhinweise tragen. Diese Warnhinweise lauten:

    1. "Erwachsenenlakritz - kein Kinderlakritz" bei einem Gehalt zwischen 2 und 4,49 Prozent.
    2. "Extra stark, Erwachsenenlakritz - kein Kinderlakritz" bei einem Gehalt zwischen 4,49 und 7,99 Prozent.

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