Zuckerarme Ernährung

Zucker pro Tag: Wie viel ist zu viel?

Elias Thiel

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27.7.2023, 08:30 Uhr
Hier erfahren Sie, wie viel Zucker pro Tag die Weltgesundheitsorganisation empfehlt.

© IMAGO/imageBROKER/Oleksandr Latkun Hier erfahren Sie, wie viel Zucker pro Tag die Weltgesundheitsorganisation empfehlt.

In diesem Artikel:

Zucker ist fester Bestandteil unserer modernen Ernährung und steckt in vielen verarbeiteten Lebensmitteln und Getränken. Diese werden nicht selten täglich konsumiert – mit unschönen Auswirkungen auf unsere Gesundheit.

Denn Zucker ist im Übermaß überaus schädlich. Zucker erhöht nicht nur das Risiko für Fettleibigkeit, sondern auch für Karies, Typ-2-Diabetes und Herzerkrankungen. Angesichts dieser Tatsache stellt sich die Frage, wie viel Zucker man tatsächlich pro Tag konsumieren sollte. Mittlerweile gibt es zahlreiche Empfehlungen von verschiedenen Gesundheitsbehörden und Ärzteverbänden für den Tagesbedarf an Zucker.

Im folgenden Artikel erfahren Sie alles über den empfohlenen Tagesbedarf für Zucker und bekommen einige Tipps, wie Sie Ihren Zuckerkonsum im Alltag reduzieren und langfristig Ihre Gesundheit fördern können.

Zucker ist ein Sammelbegriff für diverse Zuckerarten. Somit kann dieser als wichtige Zutat (zum Beispiel Haushaltszucker) oder bereits natürlich (zum Beispiel Frucht-, Trauben- oder Milchzucker) in Lebensmitteln enthalten sein. Umgangssprachlich gilt der Begriff "Zucker" als Synonym oder auch Oberbegriff für einen süßen Geschmack. Allerdings unterscheiden sich die verschiedenen Zuckerarten deutlich in ihrer Süßkraft und den gesundheitlichen Auswirkungen.

  • Haushaltszucker
    Haushaltszucker (Saccharose) wird aus Zuckerrohr und Zuckerrüben gewonnen. Diese Zuckerart weist eine weiße, kristalline Struktur auf und ist die ungesündeste Form von Zucker. Die Bezeichnung "Zucker" kommt oftmals primär für Haushaltszucker zum Einsatz.
    Dieser Zucker ist ein Doppelzucker, der durch die Verknüpfung von Fruchtzucker (Fructose) und Glucose (Traubenzucker) entsteht. Zucker gibt es allerdings neben dem klassischen weißen Pulver auch in anderen Formen: Beispielsweise als Puder-, Hagel-, Würfel- oder Kandiszucker.
  • Traubenzucker
    Traubenzucker (auch bekannt als Glukose oder Dextrose) kommt natürlich in Früchten oder Honig vor. In der Industrie wird Glukose aus Weizen, Kartoffeln oder Mais hergestellt.

  • Fruchtzucker
    Fruchtzucker (Fruktose) kommt ebenfalls in Früchten und Honig vor. Industriell wird Fruktose aus Stärke oder Saccharose hergestellt.

  • Milchzucker
    Milchzucker oder Laktose lässt sich aus Milcherzeugnissen wie Molkenkonzentraten oder Molke gewinnen. Anschließend kommt er hauptsächlich in Babynahrung zur Regulierung der Verdauung zum Einsatz.

Mittlerweile existieren zahlreiche Empfehlungen für eine Obergrenze für Zucker am Tag – ein Überblick:

WHO: Wie viel Zucker pro Tag?

Der Tagesbedarf an Zucker für den Mann variiert je nach Größe, Alter, körperlicher Aktivität, Stoffwechselrate und sonstigen Faktoren. Das Gleiche gilt für den Tagesbedarf an Zucker für Frauen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, dass die Zufuhr von freiem Zucker (der zugesetzt wird) nicht mehr als 10 Prozent der Gesamtenergiezufuhr ausmachen sollte. Bei einem durchschnittlichen Energiebedarf von etwa 2.000 Kilokalorien pro Tag entspricht dies etwa 50 Gramm Zucker (ca. 12 Teelöffel).

Allerdings empfiehlt die WHO, die Zuckeraufnahme bestenfalls auf weniger als 5 Prozent der gesamten Energiezufuhr zu begrenzen. Dies entspricht etwa 25 Gramm oder 6 Teelöffeln Zucker pro Tag.

Der Begriff "Freier Zucker" bezieht sich auf alle Arten von Zucker, die Lebensmitteln oder Getränken aktiv zugesetzt werden.

Tagesbedarf von Zucker bei Kindern

Der Tagesbedarf an Zucker bei Kindern unterscheidet sich ebenfalls nach Alter, Geschlecht, körperlicher Aktivität oder anderen Faktoren. Die WHO empfiehlt eine strikte Begrenzung von freiem Zucker bei Kindern, um eine gesunde und ausgewogene Ernährung zu fördern und das Risiko von Zahnerkrankungen und anderen gesundheitlichen Problemen zu reduzieren. Für Kinder unter 2 Jahren empfiehlt die WHO keine Zufuhr von freiem Zucker.

Kinder im Alter von 2 bis 18 Jahren sollten den Anteil an freiem Zucker in der Ernährung auf weniger als 10 Prozent der Gesamtenergiezufuhr begrenzen. Für Kinder im Alter von 4 bis 6 Jahren entspricht dies etwa 19 Gramm (5 Teelöffel Zucker) pro Tag, während die Begrenzung bei Kindern im Alter von 7 bis 10 Jahren etwa bei 24 Gramm (6 Teelöffel) Zucker pro Tag liegt. Für Jugendliche im Alter von 11 bis 18 Jahren liegt die empfohlene Zuckeraufnahme bei etwa 30 Gramm oder 7 Teelöffeln Zucker pro Tag.

Die Empfehlung, den Zuckerkonsum auf weniger als 10 beziehungsweise 5 Prozent der gesamten Energieaufnahme zu begrenzen, wurde von verschiedenen Gesundheitsorganisationen und Experten aufgrund der negativen Auswirkungen von übermäßigem Zuckerkonsum auf die Gesundheit empfohlen. Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat in ihren "10 Regeln für eine vollwertige Ernährung" empfohlen, dass Verbraucher ihre Zuckeraufnahme im Allgemeinen deutlich reduzieren sollten.

Dies lässt sich dadurch erreichen, stark verarbeitete und gesüßte Lebensmittel nur selten zu konsumieren und gesüßte Getränke durch Wasser oder ungesüßte Tees zu ersetzen.

Doch warum sollte man den Konsum von Zucker eigentlich begrenzen? Wie wirkt sich Zucker im menschlichen Körper aus?

  • Energiequelle
    Zucker ist eine wichtige Energiequelle für den menschlichen Körper und wird für die einwandfreie Funktion der Gehirnzellen und der Muskulatur benötigt. Kohlenhydrate sind eine wichtige Komponente der menschlichen Ernährung und dienen als essenzielle Energiequelle.
    Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) empfiehlt eine tägliche Zufuhr von etwa 50 Prozent der gesamten Energiezufuhr durch Kohlenhydrate. Zucker gehört ebenfalls zu den Kohlenhydraten, sollte hier aber unterrepräsentiert zum Einsatz kommen.
  • Glukosestoffwechsel
    Zucker wird im Körper in Glukose umgewandelt, das für viele Körperfunktionen benötigt wird. Allerdings fungiert als Energielieferant für die Zellen ausschließlich Glukose (Traubenzucker), sodass der Körper keinen (ungesunden) Haushaltszucker benötigt.
  • Glückshormone
    Der Konsum von Zucker kann zur Freisetzung von Endorphinen und Serotonin im Gehirn führen, die für ein Glücksgefühl und eine gesteigerte Stimmung verantwortlich sind. Das Gehirn reagiert schon vor der Nahrungsaufnahme mit Vorfreude, sodass sich bereits beim Anblick von Süßem das Belohnungszentrum meldet. Allerdings kann das Belohnungszentrum nicht unterscheiden, welche Zuckerart die Richtige ist.

  • Geschmacksverbesserung
    Zucker kann den Geschmack von Lebensmitteln und Getränken verbessern und diese für den Verzehr attraktiver machen.

Zuckerkonsum geht aber auch mit einer Vielzahl an Nebenwirkungen sowie negativen Auswirkungen für den Körper und die Gesundheit einher.

Symptome eines übermäßigen Zuckerverzehrs äußern sich in Form von Antriebs- und Energielosigkeit, unerklärlicher Müdigkeit, depressiven Gefühlen, Angstzuständen, Magen- und Darmproblemen (zum Beispiel Blähungen, Durchfall oder Verstopfungen), Hautkrankheiten, Pilzbefall und Konzentrationsschwäche.

  • Immunsystem
    Der Körper wird anfälliger für Infektionskrankheiten, da das Immunsystem geschwächt ist.

  • Übergewicht und Adipositas
    Ein übermäßiger Konsum von Zucker kann zu einem Überschuss an Kalorien führen und somit das Risiko für Übergewicht und Adipositas erhöhen. Dies begünstigt wiederum Zivilisationskrankheiten, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen.
  • Zahnerkrankungen
    Zucker kann die Zähne angreifen und die Entstehung von Karies begünstigen.

  • Diabetes
    Ein hoher Zuckerkonsum kann zur Entwicklung von Typ-2-Diabetes beitragen. Das Risiko einer Erkrankung ist bei übermäßigem Verzehr von Haushaltszucker höher.
    Auch interessant: Ernährung bei Diabetes - Was dürfen Diabetiker nicht essen?

  • Entzündungen
    Zucker kann Entzündungen im Körper fördern und damit das Risiko für verschiedene chronische Erkrankungen erhöhen. Auch während chronischer Entzündungen wirkt sich Zucker negativ auf das Beschwerdebild aus.

Nicht immer ist es leicht, die Ernährung zuckerarm oder sogar -frei umzugestalten. Um den empfohlenen Tagesbedarf einzuhalten, sollte man sich an folgende Tipps halten:

  • Lebensmitteletiketten lesen
  • zuckerarme Optionen beim Einkaufen wählen
  • zuckerhaltige Getränke vermeiden
  • gesunde Süßstoffe
  • natürlich süßen (zum Beispiel mit Datteln)
  • Mahlzeiten selbst zubereiten
  • stark verarbeitete Lebensmittel vermeiden
  • süße Lebensmittel in Maßen konsumieren

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