Psychologie

Eine gestörte Eltern-Kind-Beziehung erkennen: Welche Anzeichen gibt es?

Elias Thiel

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26.11.2024, 07:23 Uhr
Was eine gestörte Eltern-Kind-Beziehung bewirken kann, erfahren Sie in unserem Beitrag.

© IMAGO / Ute Grabowsky/photothek.net Was eine gestörte Eltern-Kind-Beziehung bewirken kann, erfahren Sie in unserem Beitrag.

In diesem Artikel:

Die Beziehung zwischen Mutter und Kind bildet die Grundlage für eine gesunde Entwicklung des Kindes. Eine gestörte Eltern-Kind-Beziehung, egal ob zum Vater oder zur Mutter, kann gravierende Folgen auf die Entwicklung des Kindes haben.

Aber welchen Einfluss hat eine gestörte Beziehung zu den Eltern noch im Erwachsenenalter und was ist eigentlich eine gute Mutter-Kind-Beziehung? In diesem Artikel bekommen Sie alle Antworten und die besten Tipps, wie Sie als Eltern die Beziehung zu ihren Kindern verbessern.

Diese Anzeichen deuten auf eine gestörte Vater-Kind-Beziehung beziehungsweise Mutter-Kind-Beziehung hin:

  1. Emotionale Distanz
    Ein verbreitetes Anzeichen für eine gestörte Eltern-Kind-Beziehung ist die emotionale Distanz. Beispielsweise kann das Kind Schwierigkeiten, seine eigenen Bedürfnisse und Gefühle auszudrücken oder sich seinen Eltern gegenüber zu öffnen, haben. Einige Kinder können apathisch sein und sich auch durch Zuwendung nicht beeinflussen lassen.
  2. Keine körperliche oder verbale Nähe
    In einigen Fällen gibt es auch gar keine körperliche oder verbale Nähe zwischen einem Elternteil und dem Kind. Teilweise sucht das Kind lieber die Nähe zu anderen Bezugspersonen, beispielsweise dem anderen Elternteil oder den Großeltern.
  3. Geringe Frustrationstoleranz
    Einige Kinder können aufgrund einer schlechten Mutter-Kind-Beziehung nur eine geringe Frustrationstoleranz haben. Diese kann sich durch starke emotionale Reaktionen auf Frustrationen, impulsives Verhalten und schlechte Stressbewältigung zeigen. Das Verhalten kann darauf hindeuten, dass das Kind Schwierigkeiten hat, seine Gefühle und Bedürfnisse angemessen auszudrücken.
  4. Auffälliges Verhalten
    Kinder mit einer gestörten Beziehung zu ihren Eltern können oftmals auffällige Verhaltensweisen, wie einen sozialen Rückzug oder Aggressivität im Alltag, zeigen. Dies kann sich beispielsweise in Wutanfällen, übermäßigem Weinen oder selbst- und fremdverletzendem Verhalten äußern. Teilweise suchen Kinder auch ständig nach Aufmerksamkeit durch unangemessenes Verhalten.
  5. Angst und Unsicherheit
    Einige Kinder können besonders ängstlich, unsicher und übervorsichtig sein. Dazu ist es möglich, dass sie aufgrund der fehlenden Bindung zu ihren Eltern auch niemand anderem vertrauen.
  6. Schwierigkeiten bei spielerischen Aktivitäten
    Kinder, deren Beziehung zu ihren Eltern gestört ist, können sich häufig nicht auf spielerische Aktivitäten einlassen und zeigen nur wenig Interesse an sozialen Interaktionen mit anderen Kindern oder Erwachsenen.
  7. Entwicklungsverzögerung
    Bei einer gestörten Beziehung zwischen dem Kind und seiner engsten Bezugsperson sind auch Entwicklungsverzögerungen möglich. Demnach erwerben Kinder eventuell langsamer sprachliche, kognitive, sozial-emotionale oder sogar motorische Fähigkeiten.
  8. Psychosomatische Beschwerden durch Stress
    Ein gestörtes Verhältnis zu den engsten Bindungspersonen kann großen Stress bei Kindern auslösen. Infolgedessen können die Kinder permanent angespannt und in Alarmbereitschaft sein.
    Dies kann psychosomatische Symptome wie Bauchschmerzen, Kopfschmerzen oder Übelkeit bedingen, obwohl keine medizinische Ursache gefunden wird. Zudem sind auch Schlafstörungen und Ängste möglich.
  9. Geringes Selbstwertgefühl
    Kinder, die keine gute Beziehung zu ihren Eltern haben, können oftmals unter einem niedrigen Selbstwertgefühl leiden und nur eine gering ausgeprägte Selbstwirksamkeit verspüren.

Achtung: Ein gestörtes Beziehungsverhältnis muss nicht endgültig sein. Eltern können immer, auch im Erwachsenenalter, an der Beziehung zu deren Kindern arbeiten.

Der Bindungstheorie von John Bowlby und Mary Ainsworth zufolge gibt es folgende Bindungstypen zwischen Kindern und deren Bezugspersonen:

A-Typ - Unsicher-vermeidende Bindung: Kinder mit diesem Bindungstyp neigen dazu, den zwischenmenschlichen Kontakt zu vermeiden und ein geringes Bindungsverhalten zu haben.

B-Typ - Sichere Bindung: Kinder mit einer sicheren Bindung entwickeln einfacher Vertrauen in sich selbst und die Welt und können ihre Gefühle offen zeigen.

C-Typ - Unsicher-ambivalente Bindung: Diese Kinder zeigen Anhänglichkeit gegenüber ihrer Bezugsperson, was zu Ängsten oder Verunsicherung führen kann.

D-Typ - Unsicher-desorganisierte Bindung: Kinder mit dieser gestörten Bindungserfahrung zeigen ein widersprüchliches Verhalten und leiden unter extremen Stress. Sie zeigen sowohl Anhänglichkeit als auch Ablehnung gegenüber ihrer Bezugsperson. Dies kann das Resultat eines traumatischen Erlebnisses sein.

Kinder dieses Typs zeigen wenig Vertrauen und es fällt ihnen schwer, stabile Beziehungen aufzubauen.

Dem "Kita-Handbuch" zufolge kann eine gestörte Eltern-Kind-Beziehung Auswirkungen auch im Erwachsenenalter haben. So können Probleme bei der psychischen Gesundheit, aber auch Bindungsängste entstehen.

Sichere Bindungen zu den Bezugspersonen können zu einem positiven Selbstbild und stabilen Beziehungen führen.

Eine unsichere Bindung kann hingegen zu Angst vor emotionalen Nähe oder Trennung, ein negatives Weltbild, ein geringes Selbstvertrauen oder Unsicherheiten führen.

Das Bindungssystem entwickelt sich im ersten Lebensjahr und bleibt immer aktiv. Aber durch neue Erfahrungen lässt sich das Bindungsmuster ändern. Allerdings gibt es diesbezüglich noch keine Einigung in der wissenschaftlichen Literatur.

In einer gestörten Mutter-Sohn-Beziehung besteht eine außergewöhnlich starke Bindung des Sohnes zur Mutter - selbst im Erwachsenenalter. Dies kann zu mangelnder Selbstständigkeit und Entscheidungsfreudigkeit führen.

Dieses enge Verhältnis begünstigt auch Beziehungsprobleme mit der Partnerin oder dem Partner des Sohnes, da sie oder er sich möglicherweise zurückgesetzt und verletzt fühlt. Menschen in solchen Beziehungen reagieren oftmals schnell gereizt und wenig kritikfähig, wenn man die Beziehung oder Bindung als problematisch anspricht.

Eine schlechte Mutter-Kind-Beziehung zu der Tochter kann sich durch verschiedene Symptome äußern, wie beispielsweise ständige Konflikte zwischen Mutter und Tochter, Kommunikationsprobleme und Missverständnisse, emotionale Distanz, Kontrollzwang, klammerndes Verhalten, Abhängigkeit sowie Schwierigkeiten bei der Entwicklung der eigenen Identität.

Eine gesunde beziehungsweise gute Eltern-Kind-Beziehung zeichnet sich durch diverse positive Merkmale aus, die eine unterstützende, liebevolle und gesunde Bindung zwischen Eltern und Kind fördern.

Der Psychiater Dr. Oliver Dierssen erklärt dem "Stern" gegenüber, dass Respekt des Unterschiedlich-seins und Empathie eine große Rolle bei einer guten Eltern-Kind-Beziehung spielen. Die Bedürfnisse und Gefühle des Kindes sollen ernst und wahrgenommen werden.

Die folgenden Tipps helfen, die Beziehung zum Kind zu verbessern und die Bindung zu stärken:

  • Zuhören
  • Offene Kommunikation
  • Bedürfnisse des Kindes berücksichtigen
  • Einfühlsame Reaktionen
  • Gemeinsame Aktivitäten
  • Körperliche Nähe und Zuneigung wie Umarmungen und Kuscheln
  • Rituale, die Halt und Stabilität bieten
  • Bei Problemen professionelle Unterstützung suchen

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