Partnerschaft

Kann man eine On-Off-Beziehung noch retten?

Elias Thiel

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4.7.2024, 10:41 Uhr
Heute noch zusammen, morgen wieder getrennt: Eine On-Off-Beziehung belastet die Nerven.

© IMAGO/Arman Zhenikeyev Heute noch zusammen, morgen wieder getrennt: Eine On-Off-Beziehung belastet die Nerven.

In diesem Artikel:

Der Begriff "On-Off-Beziehung" klingt so, als könne man eine Partnerschaft nach Belieben ein- und ausschalten. In Wirklichkeit ist es jedoch deutlich komplizierter, da Menschen eben keine Schalter für ihre Gefühle haben. Diese Art von Beziehung löst meist Unsicherheit und Unwohlsein aus, da die Partner Schwierigkeiten haben, sich klar für oder gegen die Beziehung zu entscheiden.

Aber was ist eine On-Off-Beziehung genau, was sind die Auslöser und wie kann man so eine Beziehung retten - beziehungsweise ein für alle Mal beenden? Alle Antworten gibt es in diesem Artikel.

Bei einer On-Off-Beziehung können die Partner weder mit- noch ohne einander leben. Infolgedessen trennt sich das Paar wiederholt und kommt nach kurzer Zeit wieder zusammen. Das Beenden der Beziehung samt Liebeskummer fällt vielen Menschen schwer, sodass sie in Kontakt mit dem Ex-Partner bleiben. Der Kontakt führt zu einer erneuten Annäherung, man erinnert sich an alles Schöne und will es noch einmal miteinander versuchen. Die weiterhin ungelösten Konflikte führen früher oder später aber wieder zur Trennung. So entsteht ein Teufelskreis, in dem die Zukunft der Beziehung ständig ungewiss ist.

On-Off-Beziehungen werden besonders kompliziert, wenn einer oder beide Partner zwischen den Trennungen andere Beziehungen eingehen (zum Beispiel Flirts, eine Freundschaft plus oder ernsthafte Versuche einer neuen Beziehung). Denn im Gegensatz zu offenen Beziehungen betrachten die meisten Betroffenen On-Off-Beziehungen nicht als bewusste Wahl, sondern vielmehr als Last oder Schicksal. Wenn die Probleme in der Beziehung, die zur Trennung führen, nicht gelöst werden, leiden beide Partner langfristig.

In der Regel plant man nicht, eine On-Off-Beziehung einzugehen - es scheint einfach zu passieren. On-Off-Beziehungen werden in der Regel von einer starken Emotionalität geprägt, die teilweise verzerrt als besonders leidenschaftliche Liebe wahrgenommen wird. Wenn beispielsweise in einigen Beziehungen Routine oder Gefühle von Langeweile eintreten, wünschen sich Menschen erneut mehr Leidenschaft.

On-Off-Beziehungen können durch häufige Trennungen und Versöhnungen von intensiven emotionalen Höhen und Tiefen begleitet sein. Die vermeintlich leidenschaftliche Natur solcher Beziehungen ergibt sich aus den Adrenalinschüben und Herzschmerzen während der Trennung und den starken Glücksmomenten und Liebesbekundungen während der "Versöhnungsphasen”. Dieses Wechselspiel zwischen den emotionalen Extremen kann die Illusion einer außergewöhnlich leidenschaftlichen Liebe erzeugen und eine emotionale Abhängigkeit fördern.

Tatsächlich wirken die dahinterliegenden Ursachen meist eher dämpfend als anfeuernd auf die Liebe. Zu den häufigsten Gründen für eine On-Off-Beziehung zählen:

  • On-Off-Beziehung und Bindungsangst: Menschen mit einer Bindungsangst können sich nur schwer auf eine Beziehung einlassen und stoßen ihre Partner immer wieder weg, oftmals aufgrund von Traumas in der Kindheit. Dies kann zu einer nicht endenden On-Off-Beziehung führen, falls ihr Partner die Beziehung nicht ganz beendet.
  • Verlustangst: Bei Verlustängsten hat eine Person Schwierigkeiten, die Beziehung endgültig zu beenden, selbst wenn sie unglücklich ist. Die Angst vor dem Verlust des Partners sorgt dafür, dass die Person immer wieder in die Beziehung zurückkehren will.
  • Schwierigkeiten beim Loslassen: Nach einer Trennung fällt es vielen Menschen schwer, den Ex-Partner loszulassen, mit den man mehrere Monate oder sogar Jahre verbracht hat. Wenn der Kontakt beibehalten wird, verharrt das Paar am Ende möglicherweise in einer On-Off-Beziehung.
  • Abhängigkeit: Eine Person kann auch in einer On-Off-Beziehung verbleiben, wenn sie emotional, sozial oder finanziell von ihrem Partner abhängig ist. Dies bedeutet, dass sie sich nicht unabhängig von der Beziehung fühlt oder Angst vor den Konsequenzen einer Trennung hat.
  • Beziehungspausen: Auch Beziehungspausen können in einer On-Off-Beziehung enden, wenn Probleme nicht angesprochen, sondern einfach verdrängt werden.
  • Toxische Beziehungen: Sie sind von extremen Höhen und Tiefen geprägt. Daher werden toxische Beziehungen oft auch von dramatischen Streitigkeiten, wiederholten Trennungen und Versöhnungen begleitet und stellen eine Art der On-Off-Beziehungen dar.
  • On-Off-Beziehung und Narzissmus: Narzisstische Menschen neigen dazu, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen. Zudem erwarten sie, dass ihre Bedürfnisse immer Vorrang haben. In der Anfangsphase der Beziehung können sie charmant und manipulativ sein, um Bestätigung zu gewinnen. Wer nicht den Erwartungen entspricht, kann dann von den Narzissten fallen gelassen werden, was das "Off" in der Beziehung darstellt. Nach kurzer Zeit wird der narzisstische Partner wieder um die Beziehung kämpfen. In solchen Momenten ist es entscheidend, mentale Stärke zu zeigen und den eigenen Wert zu erkennen. Dabei sollte man sich die Frage stellen: "Möchte ich wirklich den Rest meines Lebens mit einer Person verbringen, die sich ständig in den Mittelpunkt stellt und meine Bedürfnisse vernachlässigt?"
  • Nähe-Distanz-Probleme: Wenn sich ein Partner mehr Nähe wünscht, während der andere mehr Distanz braucht, kann dies zu Konflikten führen. Aus den Unsicherheiten und dem ständigen Hin und Her zwischen Nähe und Distanz entsteht manchmal eine On-Off-Beziehung.

    On-Off-Beziehungen sind nicht immer toxisch, aber häufig Folge von toxischen Beziehungen. Hierbei befinden sich die Partner nicht auf Augenhöhe, sondern eine Person übt dominante Kontrolle aus.

    So erkennt man toxische On-Off-Beziehungen:

    1. Ständige Verletzungen
      Wenn eine Person ihren Partner immer wieder emotional (zum Beispiel verbal) oder körperlich (zum Beispiel durch Gewalt) verletzt, Grenzen überschreitet und sich danach wieder versöhnen möchte, ist das ein Zeichen für eine toxische On-Off-Beziehung. Nach der Versöhnung wird der Partner wieder verletzt und die Person schwört, dass sie sich ändern wird. Dies kann den anderen Partner in einem ständigen Zustand der Unsicherheit, Hoffnung und Enttäuschung halten, sodass er in der Beziehung bleibt und auf eine Änderung des Verhaltens hofft.
    2. Starke Eifersucht
      Auch starke Eifersucht in einer Beziehung kann ein deutliches Anzeichen für eine toxische Dynamik sein. Wenn ein Partner ständig Kontrolle ausübt, beispielsweise durch häufige Nachrichten, Anrufe, Kontrolle über das Handy und das Hinterfragen der Treue, kann dies das Vertrauen und die Freiheit des anderen erheblich einschränken.
    1. Häufige Streitereien und Streitlust
      In On-Off-Beziehungen eskalieren Konflikte oftmals schnell, die Versuche einer harmonischen Lösung werden durch nachtragendes Verhalten und die Unfähigkeit zur Schlichtung behindert. Die ständigen Streitigkeiten können die Beziehung belasten und den sich wiederholenden Zyklus von Trennung und Versöhnung weiter verstärken.
    2. Emotionale Manipulation
      Ein Partner versucht, die Gefühle und Emotionen ihres Partners zu manipulieren, indem sie Schuldgefühle erzeugt oder Emotionalität ausnutzt. Somit fühlt sich der Partner verpflichtet, in der Beziehung zu bleiben oder hat ausgeprägte Schuldgefühle, wenn er sich dauerhaft trennt und dem anderen "keine Chance mehr gibt".
    3. Gaslighting
      Gaslighting ist ebenfalls eine Form der Manipulation. Dabei versucht ein Partner die Realität des anderen in Frage zu stellen oder zu verzerren. Ziel ist es, dass der manipulierte Partner an seinem eigenen Verstand zweifelt und sich unsicher fühlt.
    4. Drohungen
      In einer On-Off-Beziehung können Drohungen und Ultimaten verwendet werden, um den Partner unter Druck zu setzen. Dies kann beinhalten, dass die Beziehung diesmal dauerhaft beendet wird, wenn der Partner nicht nachgibt oder die Wünsche des manipulierenden Partners nicht erfüllt werden.

    Eine On-Off-Beziehung ist durch wiederholte Trennungen und Versöhnungen gekennzeichnet. Diese bringt oftmals unstete Gefühle und Unsicherheit über die Zukunft der Beziehung mit sich. Auch Konflikte sowie emotionale Höhen und Tiefen sind häufig präsent. Die Kommunikation ist in den meisten Fällen gestört und der Beziehung fehlt es an Stabilität.

    Zuerst sollte man einen ruhigen, ungestörten Moment wählen, um das Gespräch zu beginnen. Dabei sollte man seine eigenen Gefühle und Gedanken ehrlich aussprechen. Bestenfalls verwendet man "Ich"-Aussagen, um die eigenen Empfindungen zu teilen und Vorwürfe oder Schuldzuweisungen zu vermeiden.

    Allerdings sollte man seinen Partner ebenfalls anhören, um die Perspektive des Partners zu verstehen. Auf abwertende oder beleidigende Worte sollte verzichtet werden. Zudem sollte der Fokus auf einer gemeinsamen Lösung liegen. Beispielsweise sollte man zusammen überlegen, ob und wie die Muster der Trennungen und Versöhnungen endlich durchbrochen werden können. Schließlich ist eine On-Off-Beziehung bei nüchterner Betrachtung meist für alle Betroffenen belastend.

    Tipp: Wenn das Problem tief verwurzelt ist oder sich nicht leicht lösen lässt, kann eine professionelle Beratung oder eine Paartherapie eine sinnvolle Option sein.

    Wer sich dorthin noch nicht ganz traut, kann auch erst einmal Bücher zum Thema lesen, beispielsweise "On.Off?Beziehung: Alles ist gut. Es sortiert sich nur neu." von Carolin de Witte oder "Das On-Off-Beziehungsdrama: Wie Partner von Narzissten den Teufelskreis aus Trennungen und Versöhnungen durchbrechen und ihn auflösen können" von Sven Grüttefien.

    Wer seine On-Off Beziehung retten möchte, braucht Zeit, Durchhaltevermögen und kluge Überlegungen. Diese Schritte können helfen:

    • Verbesserung der Kommunikation innerhalb der Beziehung, zum Beispiel mittels Paartherapie
    • Eigenes Verhalten reflektieren (Selbstreflexion)
    • Zukunftsvorstellungen abgleichen
    • Gegenseitig Wertschätzung zeigen
    • Klare Grenzen abstecken
    • Beziehungsrat einholen (zum Beispiel Paartherapie oder Beratung)
    • Selbstfürsorge betreiben
    • Geduld und Zeit
    • Realistische Erwartungen an die Beziehung (in einigen Fällen ist wohl eine Trennung die beste Option, wenn die Probleme zu tiefgreifend sind)
    • Gemeinsam versuchen, eine Lösung zu finden

      Einige Menschen wünschen sich nach gründlicher Überlegung, dass ihre On-Off-Beziehung endgültig vorbei ist. Aber wie kann man diese beenden?

      Wenn die Beziehungsprobleme nicht gelöst werden können, sollte man einen endgültigen Schlussstrich ziehen. Das Beenden einer On-Off-Beziehung erfordert eine klare Kommunikation und Selbstreflexion. Beginnen sollte man mit einem ruhigen Gespräch, um dem Gegenüber die Gründe für die Trennung mitzuteilen. Danach sollte man sich selbst klare Grenzen setzen, um den Kontakt möglichst schnell zu beenden.

      Bestenfalls meidet man Orte, an denen man sich begegnen könnte, löscht die Handynummer und verzichtet auf weitere Berührungspunkte in den sozialen Medien. Zusätzlich kann man sich Hilfe im Freundeskreis oder bei Therapeuten suchen.

      Achtung: Bei der Trennung sollte man wirklich konsequent bleiben und Rückfälle vermeiden. Stattdessen sollte man sich vielmehr auf die eigene persönliche Entwicklung konzentrieren.

      Bei On-Off-Beziehungen drohen die folgenden Faktoren, das eigene Leben über die Beziehung hinaus zu beeinflussen:

      • Energie wird geraubt
      • Unsicherheit in der Beziehung und im eigenen Selbstwertgefühl
      • Frustration durch wiederholte Konflikte und Unklarheiten in der Beziehung
      • starke Eifersuchtsgefühle
      • vermehrte Ängstlichkeit durch Unsicherheit und den ständigen Wechsel in der Beziehung
      • Schamgefühl aufgrund der instabilen Beziehung und der wiederholten Trennungen
      • wiederholtes Gefühlschaos
      • Stress und die damit verbundenen gesundheitlichen Probleme