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Apfelessig trinken: Wundermittel oder doch gar nicht so gesund?

Elias Thiel

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19.6.2024, 10:25 Uhr
Apfelessig wird aus Apfelwein hergestellt.

© IMAGO/Panthermedia Apfelessig wird aus Apfelwein hergestellt.

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Dem Apfelessig werden viele heilende und gesundheitsfördernde Wirkungen nachgesagt: Er soll beim gesunden Abnehmen helfen, gut für Haut, Haare und Nägel sein, den Cholesterinspiegel senken, Asthma lindern und sich positiv auf den Darm auswirken.

Kaum einem anderen Lebensmittel werden so viele positive Wirkungen zugeschrieben. Aber stimmt das wirklich? Ist Apfelessig gesund? Welche Wirkung hat die saure Flüssigkeit wirklich und wie viel darf man am Tag zu sich nehmen? In diesem Artikel gibt es die Antworten.

Apfelessig ist ein Essig, der aus Apfelwein durch Vergärung mithilfe von Essigsäurebakterien hergestellt wird. Der Essig kann als Zutat im Dressing, für Soßen und Marinade verwendet oder als verdünnt mit Wasser getrunken werden. Manche nutzen Apfelessig auch für das Haarewaschen und die Pflege der Haut.

Apfelessig gibt es in verschiedenen Varianten: klar oder naturtrüb, aus Bio-Äpfeln oder ohne Bio-Siegel, pasteurisiert oder unpasteurisiert.

Viele Menschen trinken ihn täglich, weil sie sich davon gesundheitliche Vorteile versprechen. Dafür werden zwei bis drei Esslöffel in ein Glas Wasser gegeben. Wer will, gibt für den Geschmack noch etwas Honig oder Saft dazu. Das trinkt man in der Regel morgens vor dem Frühstück, oder auch vor jeder Mahlzeit.

Wenn man zwei Teelöffel Apfelessig in einem Glas Wasser zu sich nimmt, ist die enthaltene Nährstoffmenge eher gering. Immerhin geht es ja nur um eine kleine Menge Essig. Als Vitamin- und Mineralstofflieferant ist Apfelessig deshalb nicht so gut geeignet. Es stecken aber einige Mineralstoffe, Enzyme und Pektine in ihm.

Wer stattdessen einen Apfel isst, hat prinzipiell mehr davon - etwa 20-mal so viel Kalium, 35-mal mehr Beta-Carotin und zusätzlich Vitamin C, das man im Apfelessig nicht findet.

Der Vorteil von Apfelessig liegt vor allem in der Essigsäure, die etwa fünf Prozent der Flüssigkeit ausmacht.

Apfelessig ist ein traditionelles Hausmittel für unterschiedliche Zwecke. Die folgenden Wirkungen werden ihm nachgesagt:

  • Stärkung des Immunsystems
  • Ankurbelung des Stoffwechsels
  • Entgiftung und Anregung der Leber und Niere
  • Förderung der Darmgesundheit
  • Verbesserung von Asthma
  • Gesundheit für Haare und Haut
  • Förderung der Wundheilung
  • Hemmung von Entzündungen

Laut der Krankenkasse AOK sind die meisten gesundheitsfördernden Effekte von Apfelessig nicht wissenschaftlich belegt. Dazu gehören zum Beispiel die Wirkungen auf die Haut, Asthma und den Stoffwechsel.

Apfelessig enthält allerdings ungefähr fünf Prozent Essigsäure. Deren positive Wirkung auf die Gesundheit ist teilweise wissenschaftlich bestätigt. Prinzipiell wäre es somit egal, welche Art von Essig man dazu nutzt - man könnte auch Balsamico oder Himbeeressig verwenden. Für den Apfelessig spricht, dass er nicht allzu teuer ist und die meisten Menschen seinen Geschmack mögen oder zumindest akzeptabel finden. Zudem enthält er in der Regel weder Farbstoffe noch Zucker. Balsamico-Essig hingegen besteht aus Essig und Traubenmost, somit steckt zusätzlicher Fruchtzucker in ihm.

Trinkt man Essigwasser, egal ob mit Apfelessig oder einem anderen Essig, hat das laut Studien folgende Auswirkungen auf den Körper:

1) Blutzuckerspitzen vermeiden

Apfelessig kann den Blutzuckerspiegel beeinflussen. In Studien zeigte sich vor allem in Kombination mit kohlehydratreichen Mahlzeiten wie Nudeln eine positive Wirkung, berichtet die Pharmazeutische Zeitung. Bei Menschen mit Diabetes Typ 2 und Prädiabetes stieg der Blutzuckerspiegel weniger stark an. Das ist besser für den Körper als ein steiler Anstieg.

2) Leicht verbesserte Blutfettwerte

Auch auf die Blutfettwerte hat Essigsäure positive Auswirkungen. Studien zufolge kann Essigsäure die Blutfettwerte senken.

3) Hilfe bei Halsschmerzen

Gurgeln mit verdünntem Essig kann bei einer Entzündung im Hals helfen. Durch die antibakterielle Wirkung kann die Entzündung reduziert werden.

4) Anregung der Magensäure

Durch Essigsäure wird außerdem die Produktion von Magensäure, Speichel und anderen Verdauungssäften angeregt. Dies ist besonders hilfreich für Personen, die einen Mangel an Magensäure aufweisen.

5) Cholesterinspiegel beeinflussen

Der Cholesterinspiegel kann durch Apfelessig ebenfalls gesenkt werden, ergab eine Studie. Genauer gesagt senkte die Einnahme den LDL-Cholesterinspiegel ("schlechtes" Cholesterin) und erhöhte den HDL-Cholesterinspiegel ("gutes Cholesterin").

Gleichzeitig soll Studien zufolge Apfelessig auch beim Abnehmen helfen, indem durch die Einnahme das Sättigungsgefühl erhöht wird. Durch den verminderten Appetit soll es zu einer geringeren Kalorienaufnahme kommen.

Die Wirksamkeit von Apfelessig beim Abnehmen bleibt trotz einiger Studien fraglich, die lediglich die beschriebenen positiven Auswirkungen auf Blutzucker- und Blutfettwerte zeigen.

Diese Studien weisen jedoch Einschränkungen auf, da sie oftmals an kleinen Probandengruppen oder sogar an Tieren durchgeführt wurden und über kurze Zeiträume liefen. Die wissenschaftliche Beweislage für eine direkte Gewichtsreduktion durch den Verzehr von Apfelessig ist daher nicht überzeugend.

Nimmt man Apfelessig vor dem Frühstück oder vor jeder Mahlzeit in einem großen Glas Wasser zu sich, profitiert man aber auch davon, dass man genug trinkt. Das reicht bei einigen Menschen bereits dafür aus, dass sie abnehmen. Durst kann sich nämlich ähnlich anfühlen wie Hunger. Zudem fühlt sich der Magen dann zum Start des Essens nicht leer an.

Bei einer Diät mit Apfelessig ist es wichtig zu beachten, dass ein langfristiger Gewichtsverlust nur durch eine ausgewogene Ernährung und ausreichende körperliche Aktivität erreicht werden kann.

Die Vorteile von Wasser mit Apfelessig sind die bereits beschriebenen: Er kann in bestimmten Situationen den Blutzuckerspiegel und den Cholesterinspiegel positiv beeinflussen und die Blutfettwerte verbessern. Bei Halsschmerzen wirkt das Gurgeln mit verdünntem Essig lindernd und heilungsfördernd. Zudem regt Essigsäure die Produktion von Magensäure und Verdauungssäften an.

Allerdings gibt es auch einige Nachteile - oder auch Aspekte, die man beachten sollte.

  • Apfelessig sollte nicht pur getrunken werden, da der Säuregehalt den Zahnschmelz schädigen kann. Zudem kann unverdünnter Apfelessig auf Dauer auch den Magen reizen und zu Übelkeit und Bauchschmerzen führen.
  • Da Apfelessig den Blutzucker- und Insulinspiegel beeinflusst, sollten Diabetiker mit ihrem Arzt reden, ob eine regelmäßige Einnahme oder größere Mengen sinnvoll oder schädlich für sie sind.
  • Vor allem Menschen, die Medikamente einnehmen oder bestimmte Erkrankungen haben, sollten vor der Einnahme mit ihrem behandelnden Arzt sprechen. Essigsäure kann die Wirkung mancher Medikamente beeinträchtigen.

Apfelessig morgens zu trinken, wird besonders häufig empfohlen. Man gibt etwa zwei Teelöffel Apfelessig auf 300 ml Wasser. Wer den Geschmack nicht so mag, kann noch etwas Honig oder Saft dazu geben.

Idealerweise leert man das Glas einige Minuten vor dem Frühstück. Dann regen das Wasser und der Essig den Stoffwechsel an. Zudem essen die meisten Menschen etwas weniger, wenn sie darauf achten, genug zu trinken. Denn Hunger und Durst können sich ähnlich anfühlen. Somit sorgt das Glas mit Wasser und Apfelessig dafür, dass man die Sättigung besser wahrnimmt.