Durchblutung
Faktencheck: Sind kalte Füße gefährlich? Was dagegen wirklich hilft
14.11.2024, 13:32 UhrIn diesem Artikel:
Viele Menschen kennen das Gefühl, fast immer kalte Füße zu haben. In der Winterzeit haben Betroffene manchmal das Gefühl, als würden sie auf Eiszapfen laufen. Eisig kalte Füße sind aber nicht nur in der kalten Jahreszeit ein Problem, sondern auch im Laufe des restlichen Jahres möglich. Vor allem Frauen leiden häufig an kalten Füßen.
Oftmals werden kalte Füße verharmlost oder belächelt, aber wer ständig kalte Füße hat, sollte unbedingt die Ursachen ergründen. Denn hinter kalten Händen und Füßen können auch gesundheitliche Probleme stecken. Warum werden Füße als erstes kalt, warum leiden Frauen häufiger an kalten Füßen und welche Ursachen stecken dahinter? Alle Antworten rund um das Thema "kalte Füße" gibt es in diesem Beitrag.
Warum werden Füße und Hände zuerst kalt?
Damit alle Körperprozesse optimal ablaufen, benötigt der menschliche Körper eine Kerntemperatur von rund 37 Grad Celsius. Organe und Nerven in der Haut messen die Temperatur ständig und übermitteln diese an das Gehirn. Wenn dort Kälte gemeldet wird, beginnt der Körper ein Schutzprogramm, damit lebenswichtige Organe und das Gehirn weiterhin versorgt werden. Die Gefäße verengen sich, sodass Zehen und Finger schlechter durchblutet werden. Zuerst wird die Durchblutung in den Extremitäten, vor allem in den Händen und Füßen, heruntergefahren.
Warum leiden Frauen häufiger an kalten Füßen?
Das Phänomen "kalte Füße" wird oftmals Frauen zugeschrieben. Aber wie ist das möglich? Frauen haben eine dünnere Haut und im Durchschnitt einen geringeren Muskelanteil als Männer. Daher erzeugt der weibliche Organismus typischerweise weniger Wärme als der männliche. Selbst bei gleicher Körpergröße haben Männer zumeist mehr Masse, die sie warm hält. Frauen hingegen kühlen schneller aus. Zusätzlich zentralisiert der weibliche Körper den Kreislauf tendenziell stärker, um möglicherweise ein vorhandenes, ungeborenes Leben zu schützen. Dieses Phänomen tritt jedoch evolutionär bedingt auch bei Frauen auf, die nicht schwanger sind. Somit ist der Rumpf wärmer, Hände und Füße sind kühler.
Aber auch besonders große Menschen, sehr schlanke Personen und alte Menschen sind häufiger von kalten Fußen betroffen. Die Ursache ist hierfür ein etwas niedriger Blutdruck, der ansonsten meist ungefährlich ist. Zu einem niedrigen Blutdruck kommt es zudem häufig bei Mädchen in der Pubertät. Das liegt am Wachstum und an hormonellen Schwankungen.
Sind kalte Füße gefährlich?
Kalte Füße sind grundsätzlich nicht gefährlich und lassen sich in vielen Fällen auf Nässe, einen etwas niedrigen Blutdruck, Kälteempfindlichkeit, enge Schuhe oder Schweißfüße zurückführen. In einigen Fällen können aber auch ernsthafte Erkrankungen ursächlich sein, sodass kalte Füße abgeklärt werden sollten.
Was ist die Ursache für kalte Füße?
Die Ursachen für kalte Füße können vielfältig sein. Die häufigsten Ursachen im Überblick:
- Kälte
- Nässe
- Schweißfüße
- Enge Schuhe
- Niedriger Blutdruck
- Medikamente
Kalte Füße können auch Symptome für eine Krankheit beziehungsweise deren Begleiterscheinung sein:
- Arteriosklerose
- Verengung der Arterien aufgrund von Rauchen
- Diabetes
- Blutarmut
- Herzerkrankungen
- Raynaud-Syndrom
- Akrozyanose
- Reaktion auf Stress oder psychische Belastungen
- Angststörungen (mit Hyperventilation)
- Depressionen
- Magersucht
- Schilddrüsenunterfunktion
- Fibromyalgie
Erklärung der Ursachen
Wie die kalten Füße mit den einzelnen Ursachen zusammenhängen, wird im Folgenden erklärt.
Durchblutung und kalte Füße
Über das Blut gelangt die Körperwärme in die weiter vom Herzen entfernten Teile und an die Haut. Wenn die Blutversorgung aus dem Gleichgewicht gerät oder in den Füßen verringert ist, fängt man schnell an zu frieren. Hält dieser Zustand an, kommt es zu schmerzenden, kalten und kribbelnden Füßen. Die Haut kann sich sogar verfärben und das Gewebe verändern. Verantwortlich dafür sind Störungen im Blutkreislauf oder in den Gefäßen. Dabei kommt es einerseits auf die Strömungsverhältnisse und andererseits auf den Zustand der Blutgefäße an. Bedeutsam ist auch, wie die Regulation der Blutgefäße funktioniert.
Ein niedriger Blutdruck kann die Durchblutung in den Beinen und Füßen schwächen. Oftmals ist das nicht gefährlich, kann aber in extremeren Fällen zu Ohnmachten führen und somit das Risiko von Stürzen und Verletzungen erhöhen. Ist der Blutdruck äußerst niedrig, wird es allerdings riskant, da dann die Organe nicht mehr ausreichend versorgt werden.
Zu einer mangelnden Blutzirkulation können auch chronische Gefäßschäden durch Verkalkung führen. Daher sind Raucher in besonderer Weise gefährdet, an einer arteriellen Verschlusskrankheit der unteren Extremitäten zu leiden. Auch Diabetes kann ein möglicher Risikofaktor sein. Selbst psychische Belastungen wie Stress oder Ängste können die Regulation der Blutgefäße in den Beinen und Füßen beeinflussen.
Wie Sie effektiv Stress abbauen können, erfahren Sie in unserem Beitrag.
Raynaud-Syndrom, Fibromyalgie, Magersucht und psychische Erkrankungen
Beim Raynaud-Syndrom sind primäre Symptome kalte Hände und Füße. Genauer gesagt, werden einige Finger oder Zehen blass oder verfärben sich sogar bläulich, während der Rest der Hand oder des Fußes normal durchblutet bleibt. Das hält Minuten bis einige Stunden lang an, oft begleitet von brennenden Schmerzen. Oft sind nur die drei mittleren Finger betroffen. Besonders häufig tritt das bei Kälte und Stress auf.
Viele Gefäßregulationsstörungen können sich auf obere und untere Extremitäten auswirken. Beispielsweise gibt es die sogenannte Akrozyanose, bei der sich Hände oder Füße dauerhaft blau färben. Die Haut fühlt sich kalt an, ist aber nicht schmerzhaft.
Bei Menschen, die an Magersucht leiden, geraten der Stoffwechsel und der Hormonhaushalt durch den Nährstoffmangel aus dem Gleichgewicht. Betroffene nehmen stetig an Gewicht ab, frieren leicht und haben kalte Füße. Zudem sind sie schlapp und anfällig für Infektionen. Darüber hinaus sind viele weitere Symptome möglich.
Auch komplexe Erkrankungen wie Angststörungen und Fibromyalgie haben feuchte und kalte Hände beziehungsweise Füße als ein mögliches Symptom. Sogar die Einnahme von Medikamenten oder ein Flüssigkeitsmangel können zu einem niedrigen Blutdruck und somit kalten Füßen führen.
Hormone und Nerven
Füße sind mit feinen Sensoren versehen, sodass jeder äußere Reiz sofort dem Körper gemeldet werden kann. Bestimmte Nerven-Bindungen sind daran beteiligt, dass mehr oder weniger Blut in die einzelnen Körperteile fließt – entsprechend dem Bedarf des Organismus. Daher haben vor allem zentrale Nerven im Gehirn und die damit verbundenen Hormone eine wichtige Steuerfunktion. Nervenstörungen können sich auf die Wärme- und Kälteregulation auswirken. Auch hormonelle Probleme wie eine Schilddrüsenunterfunktion oder Erkrankungen des Immunsystems beeinflussen die Temperatur der Gliedmaßen.
Was kann man gegen kalte Füße tun?
Die Behandlung von kalten Füßen richtet sich danach, ob eine Krankheit als Ursache vorliegt oder nicht. Somit steht im Fokus immer die Behandlung der bereits bestehenden Grunderkrankung, um damit das Kälteproblem mit den Füßen zu verbessern. Therapiemaßnahmen verhindern beispielsweise weitere Gefäßstörungen. Bei niedrigem Blutdruck sollte der Kreislauf gezielt gestärkt werden, beispielsweise durch Gymnastik oder Wechselbäder.
Bei Venenproblemen können Kompressionsstrümpfe hilfreich sein, während bei psychischen Erkrankungen Psychotherapeuten und Psychiater die besten Ansprechpartner sind. Auch Entspannungsverfahren wirken sich positiv auf Stress oder psychische Erkrankungen aus. Ein gezieltes Kreislauftraining und Verhaltenstherapien helfen ebenfalls, die seelische und körperliche Balance zu stärken.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Sobald ein Fuß oder Bein stark schmerzt und plötzlich kalt wird, sich die Haut bläulich oder blass verfärbt, sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden. Diese Symptome können Hinweis auf eine Embolie sein. Wenn zu den Verfärbungen und dem Kältegefühl noch Schwellungen des Beines auftreten, könnte es sich um eine Venenthrombose (Phlegmasia coerulea dolens) handeln.
Wenn man häufig unter extrem kalten Füßen leidet und das auch bei normalen Temperaturen, sollte man man bei Gelegenheit einen Hausarzt aufsuchen und sich durchchecken lassen.
Die besten Tipps gegen kalte Füße
Mit diesen Tipps kann man kalten Füßen vorbeugen:
- Füße warmhalten: Warme Socken und feste Schuhe mit dicken Sohlen sorgen dafür, dass die Kälte vom Boden nicht zu den Füßen durchdringt. Am besten eignen sich Wollsocken, die täglich gewechselt werden. Rein synthetisches Material sollte vermieden werden, da es den Schweiß nicht gut ableitet. Somit bleiben die Füße feucht und frieren leichter. Aber auch Mischgewebe sind eine Option. Zwei dünne Paar Socken wärmen oft besser als eine dicke Schicht. Auch in der Wohnung können die Füße kalt werden. Hier helfen Hausschuhe aus Filz oder Socken aus Wolle.
- Nasse Füße vermeiden: Bestenfalls sollte man die Füße immer gut abtrocknen, besonders in den Zehenzwischenräumen. Nasse Strümpfe sollten sofort gegen trockene eingetauscht werden.
- Wechselbäder: Wechselbäder oder -duschen fördern die Durchblutung, auch in den Füßen. Gleichzeitig bringen sie den Kreislauf wieder in Schwung.
- Warmes Fußbad: Ein warmes Fußbad tut nicht nur gut und wärmt die Füße, sondern entspannt auch den gesamten Körper. Danach sollte man die Füße gut abtrocknen.
- Fußpflege: Bei kalten Füßen man regelmäßig Fußpflege betreiben. Denn man ist weniger empfindlich und merkt somit verzögert, wo der Fuß Pflege braucht: ob beispielsweise die Haut entzündet oder rissig ist. Zudem gibt es wärmende Fußcremes für kalte Füße, die man verwenden kann.
- Von unten nach oben duschen: Wer ständig kalte Füße hat, sollte von unten nach oben duschen. Dabei sollte man bei circa 30 Grad beginnen und die Temperatur dann langsam hochdrehen, bis es angenehm heiß ist. Danach sollte man sich gut abtrocknen, warme Socken anziehen und ins Bett legen.
- Fußmassagen: Menschen mit kalten Füßen sollten ihren Partner öfter zu einer Fußmassage animieren oder die eigenen Füße massieren. Diese regt auf wohltuende Art und Weise die Durchblutung an.
- Rauchen aufhören: Mit dem Rauchen aufzuhören, kann die Durchblutung maßgeblich verbessern und die Symptome von kalten Füßen verhindern.
- Fußgymnastik: Wer regelmäßig Fußgymnastik macht, steigert die Beweglichkeit der Füße und verschafft ihnen eine angenehme Wärme. Gleichzeitig kann Schwellungen und anderen Fußproblemen vorgebeugt werden.
- Bequeme Schuhe tragen: In den Schuhen sollten die Füße ausreichend Platz haben und nicht schwitzen. Die Schuhe sollten zudem nicht zu fest geschnürt werden, um die Blutzirkulation nicht zu behindern.
- Regelmäßiger Sport und ausgewogene Ernährung: Eine gesunde Lebensweise vermindert das Risiko von Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes Typ II und wirkt sich auch positiv auf die psychische Gesundheit aus.
- Igelball: In der Apotheke sind sogenannte "Igelbälle" erhältlich. Wer jeden Abend die Füße für zehn Minuten hin und her rollt, fördert die Durchblutung und reguliert den Blutdruck.
Die bereitgestellten Informationen sind allgemeiner Natur und nicht zur Selbst-Diagnose gedacht. Sie können den Besuch beim Arzt nicht ersetzen.