Corona, Behrens, FCN: "An unserem Verhalten hängen Leben"

25.3.2020, 14:17 Uhr
Ansage! Club-Kapitän Hanno Behrens ist und bleibt ein Optimist. Der Elmshorner findet zugleich aber auch mahnende Worte in der Corona-Krise.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr Ansage! Club-Kapitän Hanno Behrens ist und bleibt ein Optimist. Der Elmshorner findet zugleich aber auch mahnende Worte in der Corona-Krise.

Guten Tag, mein Name ist Hanno Behrens. Ich habe eine Anfrage der NN bekommen, einen Gastbeitrag zum Thema "Zusammenhalt in der Coronakrise" zu schreiben. Weitergeleitet wurde mir diese Anfrage von unserem Pressesprecher vom 1. FC Nürnberg. Normalerweise würde ich ihm in einer Sprachmemo über Whatsapp mitteilen, was ich zu diesem Thema zu sagen habe. Den Text würde er dann schreiben und ich wiederum absegnen. Ich habe mich aber dazu entschlossen, diesen Text ganz alleine zu verfassen. Deswegen bitte ich die Leser um Nachsicht, falls folgender Text nicht ganz an die gewohnte literarische Qualität heranreicht.

Wir alle wurden von der Geschwindigkeit, mit der die Coronakrise unser Leben beeinflusst hat, überrascht. Genauso war es in meinem Fall. Es wurde in den Nachrichten über die ersten Infizierten in Deutschland berichtet. Wenige Tage später, am 13. März gegen elf Uhr, bekam ich die Nachricht, dass einer meiner Mitspieler positiv getestet wurde. Das bedeutete Quarantäne für die ganze Mannschaft. Ich las die Nachricht zweimal, bevor ich meiner Freundin davon berichtete.

+++ In Quarantäne: Wie beim Club derzeit gearbeitet wird +++

Der Corona-Club: Dass es uns so schnell trifft, hat keiner gedacht

"14 Tage in der eigenen Wohnung bleiben? Es gibt Schlimmeres!" Das war mein erster Gedanke. In den folgenden Stunden gab es mit meinen Mitspielern viel zu besprechen. Vor kurzem habe ich mich noch mit einigen darüber unterhalten, ob in unserem Leben nochmal etwas völlig Außergewöhnliches passieren wird. Dass es uns so schnell trifft, hat keiner gedacht.

Eine Gefahr, die wir alle unterschätzen 

Im Laufe des Nachmittags flachte die Kommunikation über das Iphone ab und ich begann mich ausführlicher mit dem Thema Corona zu beschäftigen. Die Berichte aus China waren alarmierend. Aber kann es uns auch so treffen? Ich fand einen Artikel (www.perspective-daily.de/article/1181/7UikVAkg), der die Ereignisse aus Wuhan analysierte und mit Statistiken darstellte. Für mich war ab diesem Zeitpunkt klar: Das Coronavirus hat uns erreicht und es wird eine große Gefahr für viele Menschen sein. Eine Gefahr, die wir alle unterschätzen.

Club-Kapitän: Das wirksamste Mittel ist soziale Distanz

Meine Freundin und ich beschlossen, dass sie, soweit es möglich ist, auch zuhause bleibt. Denn eine Message wurde aus dem Artikel klar: Das wirksamste Mittel, um die Infektionszahl flach zu halten, ist soziale Distanz! Und eine flache Infektionskurve brauchen wir, um sicherzustellen, dass die Menschen mit schwerem Krankheitsverlauf ausreichend behandelt werden können. Mir war es wichtig, diesen Artikel an meine Mitmenschen weiterzugeben und auch meine Reichweite in den sozialen Medien zu nutzen. Ich bekam viele Antworten. Die meisten verstanden die Dinge so wie ich. Für wenige war es jedoch Panikmache.

+++ Das Herz blutet: Valentini blickt besorgt nach Italien +++

In den folgenden Tagen erreichten uns schreckliche Nachrichten aus Italien, die von völlig überfüllten Krankenhäusern berichteten. Die italienischen Ärzte müssen entscheiden, wer eine Chance zu Leben bekommt und wer zum Sterben zurückgelassen werden muss.

+++ Bergamo-Profi Gosens: Ein Bericht aus der Corona-Hölle +++

Verstehen diese Menschen den Ernst der Lage nicht?

Unsere Regierung bat die Menschen darum, ihre sozialen Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren. Dennoch waren die Cafés voll, junge Menschen feierten Coronapartys. Verstehen diese Menschen den Ernst der Lage nicht? An unser aller Verhalten hängen Menschenleben.

Doch auch große Solidarität zeigte sich. Junge Menschen bieten Älteren an, ihre Einkäufe zu erledigen, und viele zeigen sich engagiert. Die Coronakrise stellt uns alle auf die Probe. Sind wir bereit, aus Empathie auf Dinge zu verzichten? Können wir das Gemeinwohl über unsere persönlichen Befindlichkeiten stellen? Die meisten schaffen das, und ich hoffe, dass auch noch die letzten es schaffen, ihren Menschenverstand einzuschalten. Etwas mehr Zeit auf dem Sofa zu verbringen, stellt uns vor keine große Aufgabe.

+++ FCN-Familie im Corona-Kampf: (Fast) der ganze Club greift an +++

Die Coronakrise bringt mich auch dazu, über andere Dinge nachzudenken. Brauchen wir zum Beispiel die Massentierhaltung? Können wir Problemen wie dem Klimawandel global als Menschheit entgegentreten? Diese Fragen betreffen die ganze Menschheit, und ich bin überzeugt, dass wir die richtigen Antworten finden. Denn die großen Probleme unserer Zeit erfordern in der vernetzten Welt, in der wir leben, globale Lösungen.

Lasst uns zusammenstehen!

Lasst uns alle unseren Beitrag zur Bewältigung der Krise beisteuern. Lasst uns zusammenstehen, und vielleicht werden wir noch stärker aus dieser Zeit hervorgehen. Empathie und Mitgefühl, gerade von uns Jüngeren, sind jetzt gefragt. Ja, ich zähle mich auch mit fast 30 Jahren zu den Jüngeren. Angst oder Panik habe ich zu keiner Zeit. Vorsicht ist in diesen Tagen jedoch sehr viel besser als Nachsicht.

Ein Dank auch an die Menschen an den Einkaufskassen

Abschließend möchte ich allen Menschen im Gesundheitssystem, den Wissenschaftlern in ihren Laboren, den Menschen an den Einkaufskassen und alle anderen, die ihrer Arbeit für das Gemeinwohl nachkommen, von Herzen danken!

Und den Politikern möchte ich sagen: Geht auch in Zukunft die Probleme mit der Entschlossenheit der heutigen Tage an.

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