Gündogan: "Ja, der Club - was soll man dazu sagen?"

Philipp Roser

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12.3.2021, 05:55 Uhr
Mit ihm bot der FCN auch den Bayern Paroli: Der junge Ilkay Gündogan bejubelt seinen Treffer gegen den Branchenprimus.

© Zink Mit ihm bot der FCN auch den Bayern Paroli: Der junge Ilkay Gündogan bejubelt seinen Treffer gegen den Branchenprimus.

Sie verfolgen Ihre Ex-Vereine aufmerksam - bei einem (Bochum) läuft es richtig gut, zwei (Club, BVB) haben massive Probleme. Wie nehmen Sie deren Entwicklung aus der Ferne wahr? Vor allem die natürlich beim Club?

Für den VfL freut es mich, dass sie wieder an der Tür zur 1. Liga kratzen, auch wenn ich dort persönlich kaum noch Personen kenne. Der BVB hatte zuletzt eine schwierige Phase, aber inzwischen geht es wieder bergauf. Hier habe ich mit dem einen oder anderen Spieler auch noch Kontakt. Ich versuche, die Spiele so oft es geht auch im TV live anzuschauen.

Und ja, der Club - was soll man dazu sagen? Die Relegation letzte Saison war der Wahnsinn. Leider läuft es diese Spielzeit nur minimal besser, dabei dachte ich auch zuerst, dass man zumindest vielleicht in den Top 6 mitspielen kann. Kurz vor der ersten Corona-Welle hatte ich sogar noch meinen Spielplan mit dem des 1. FCN verglichen, weil ich eigentlich mal wieder ein Spiel in meinem alten Wohnzimmer anschauen wollte. Leider hatte sich das dann schnell von selbst erledigt. Würde mich aber freuen, falls es die nächsten ein bis zwei Jahre einmal möglich sein wird.

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"Die Zeit damals war schon sehr besonders"

Haben Sie noch Kontakt zu früheren Mitspielern, beispielsweise hier in Nürnberg?

Mit Thomas Broich war ich zwar nur kurz gemeinsam beim Club, aber er hat mich kurioserweise im Rahmen eines Medieninterviews hier schon in Manchester besucht. Zu Marek Mintal ist noch ein loser Kontakt geblieben. Mehmet Ekici habe ich vor zwei Jahren persönlich in Istanbul getroffen, und der Austausch ist zum Glück bis heute geblieben. Julian Schieber wird immer einer meiner besten Kumpels bleiben, die ich im Fußballgeschäft kennengelernt habe. Die Zeit damals war schon sehr besonders. Ich erinnere mich wirklich extrem gerne daran zurück.Umso schöner ist es, wenn man dann mit dem einen oder anderen noch Kontakt halten kann.

Dankbarkeit und Austausch

Enge Kontakte pflegen Sie immer noch zur Bertolt-Brecht-Schule - wie wichtig war die für Sie, und wie sehen die Beziehungen dorthin heute aus?

Ich bin damals ja vor allem nach Nürnberg gekommen, weil mir der Verein versprochen hat, dass Abitur plus Fußball kein Problem werden wird. Entsprechend dankbar blicke ich heute darauf zurück – auf den Verein, aber auch auf die Schule. Mit dem Schuldirektor Harald Schmidt bin ich heute noch regelmäßig im Austausch, und das freut mich wirklich sehr. Er hat mich 2020 zum Beispiel auch ans Klinikum Nürnberg vermittelt, wo wir dann die eine oder andere Hilfsaktion umsetzen konnten.

Die EM wird im Sommer über die Bühne gehen – wie intensiv verfolgen Sie die Diskussionen beispielsweise über die Form beziehungsweise den Ort der Austragung?

Natürlich interessiert es mich extrem, wie die finale Lösung aussehen wird. Gleichzeitig verfolge ich es aber nicht täglich. Ständig gibt es andere Gerüchte, und man weiß gar nicht mehr, wem man glauben kann.

Wie eng respektive regelmäßig ist der Kontakt zum Bundestrainer und zum DFB?

Olli Bierhoff war kurz vor der ersten Corona-Welle persönlich zu Besuch in Manchester. Damals war Leroy (Sané) auch noch in Manchester. Ansonsten schreibt man sich natürlich immer mal wieder über WhatsApp.

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"Es wird verdammt schwer"

Welche persönlichen Erwartungen verbinden Sie mit dem Turnier?

Die Hoffnungen auf ein typisches Finalturnier-Feeling habe ich natürlich schon ein Stück weit aufgegeben aufgrund der Corona-Situation. Rein sportlich bin ich aber hochmotiviert und gewillt, so weit wie möglich zu kommen – mindestens ins Halbfinale. Es wird aber verdammt schwer. Schon allein unsere Vorrundengruppe ist ein echter Brocken!

In Deutschland wird in diesen Tagen viel über die Rolle des Profifußballs, eine eventuelle Privilegierung diskutiert, auch möglicherweise Benachteiligung, die sie die Bayern-Bosse Hoeneß und Rummenigge jüngst beklagt haben. Wird das in England wahrgenommen, ist es Gesprächsthema? Gibt es solche Diskussionen auch in England?

Die Diskussion aus der Bundesliga findet hier weniger statt. Aber selbstverständlich wird auf den Profifußball mindestens genauso genau und kritisch geschaut. Ich persönlich fühle mich sehr privilegiert, dass ich meinen Job weiter ausüben kann, und weiß, wie viele Millionen anderer Menschen gerade in Schwierigkeiten stecken. Entsprechend sensibel und angespannt sind eben auch die Diskussionen.

"Am Ende ist Fußball ohne Fans wie..."

Sie haben sich inzwischen wohl daran gewöhnt - aber wie fühlen Sie auf dem Platz ohne Zuschauer?

Es ist einfach komisch. Es ist ganz anders. Die Emotionen fehlen. Gerade zu Beginn war es schwieriger, sich zu motivieren. Am Ende ist Fußball ohne Fans wie Pizza ohne Käse - man kann es zwar essen, aber es schmeckt einfach nicht so besonders.

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