Gut reinkommen! Dovedan weiß, wie das beim Club geht

Andreas Pöllinger

Online-Redaktion, Sport

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10.9.2020, 05:42 Uhr
Gut reinkommen! Dovedan weiß, wie das beim Club geht

© Sportfoto Zink / DaMa

Fing doch gar nicht so schlecht an. Im Vorsommer gelang Nikola Dovedans Versuch, auch beim FCN so rasch wie möglich zum Faktor zu werden, sogar ziemlich gut. Der ambitionierte Dibbler, dessen Handlungsschnelligkeit bereits in Heidenheim zu zahlreichen Treffern und Torvorlagen geführt hatte und den die Teamkollegen am Neuen Zabo wegen seines Zungenschlags gerne ein wenig necken, "köpfelte" den Club beim Liga-Auftakt in Dresden zum Sieg. Dovedan verwertete in der ersten Pokalrunde einen Weltklasseball des mittlerweile in Osnabrück aktiven Sebastian Kerk. In Ingolstadt, als er die große Chance antizipierend gewinnbringend in die Spitze stieß. Kurz gesagt: Der technisch versierte, mit Dynamik und großem Spielverständnis ausgestattete Raumdeuter, den sich der im sportlichen Bereich damals noch von Robert Palikuca verantwortete Club einiges hatte kosten lassen, erfüllte die Erwartungen zunächst. Erwartungen, die gut zu denen von Dovedans neuem Arbeitgeber passten.

Licht, Schatten, Wiesinger

Dass er "für Platz fünf oder so" auch in Heidenheim hätte bleiben können, sagte Österreichs ehemaliger Juniorennationalspieler also im letzten Sommer - und ahnte freilich nicht, dass es für ihn und den als Aufstiegsanwärter in die Zweitliga-Runde startenden FCN in der Endabrechnung nicht einmal zum fünftletzten Platz im Unterhaus reichen würde. Dass auf einen ordentlichen bis guten Beginn sehr viel Schatten folgen sollte, hat Dovedan aufgearbeitet. "Von einigen Lichtblicken abgesehen, bin ich nicht zufrieden mit mir", gab dieser den Nürnberger Nachrichten schon vor der aus Club-Sicht glücklich gestalteten Relegation zu Protokoll. Aus einem großen Hoffnungsträger war im Laufe einer aus fränkischer Perspektive fürchterlichen Saison eine große Enttäuschung geworden.

Ein Grund dafür, von Vereinsseite erstmals ausgesprochen von Nothelfer Michael Wiesinger, war wohl darin zu suchen, dass Dovedan seine Stärken in Nürnberg nicht dort ausspielen durfte, wo er sich am wohlsten fühlt - im Zentrum. Statt dort wie in Heidenheim als freier Radikaler zu wirbeln, statt hinter der Spitze postiert den oder die Stürmer einzusetzen oder selbst den Abschluss zu suchen, verhedderte sich der Techniker mit der schnellen Übersetzung auf der rechten Außenbahn, auf der die Club-Trainer Canadi und Keller ihn beorderten. Auf einer Position, auf der Dovedans Engagement mitunter zu Eigensinn verkam, seine Agiliät zu Aktionismus und seine Finesse zu Flapsigkeit. Die Folge: Impulse für das rot-schwarze Offensivspiel blieben in dem Maße aus, in dem die Schwächen in Dovedans Vortrag - beim Zusammenspiel und bei der Zweikampfführung etwa - die Vorzüge des verhinderten Zehners überlagerten.

Dass Dovedan als Bindeglied zwischen Mittelfeld und Angriff potenziell wertvoll ist für den FCN, zeigte der Offensivmann meist dann, wenn er in die Mitte zog. Und dies, wie es einem Gut-Reinkomm-Spezialisten entspricht, nach kurzer Spielzeit nur. Etwa in Bielefeld. Beim Spitzenreiter. Oder beim Re-Start auf St. Pauli, als Dovedan in zentraler Position früh eine zentrale Rolle im Spiel hätte zukommen hätte können.

+++ Endlich zentral? Dovedan orientiert sich beim FCN +++

Baby-Bulldogge und Belohnung

Inzwischen - sogar verordnet von Robert Klaus - darf Nikola Dovedan wieder dort ran, wo er sich am wohlsten fühlt. Etwa beim Test gegen Augsburg. Oder bei Nürnbergs Generalprobe in Berlin, als der Besitzer einer französischen Baby-Bulldogge - nach Wiederbeginn anstelle von Leipzig-Leihgabe Tom Krauß in der FCN-Zentrale aufgeboten - prompt mit gehörigem Biss, spielerischem Geschick und Tempo aufwartete. Als Klauß seinen Club nach der unnötigen 1:2-Niederlage dafür lobte, dass dieser "gerade zwischen den Strafräumen sehr gut" gewesen war und nun daran arbeiten müsse, "sich für so ein Spiel zu belohnen", meinte er sicherlich auch Dovedan. Den Mann, der gleich drin war im Spiel und bei gleichsam nachlassenden Berliner Offensivbemühungen im Vorwärtsgang wie aufgedreht agierte.

Als entsprechender Arbeitsnachweis in der Alten Försterei diente kurz nach der Köpenicker Führung das 1:1! Singhs guter Schnittstellenpass riss die Abwehr der Eisernen auf, Pascal Köpke - für solche Läufe in die Tiefe engagiert - legte das Spielgerät vom linken Strafraumeck klug zurück, wo es Dovedan nach beherztem Spurt mit links und geringfügiger Unterstützung eines den Ball abfälschenden Unioners ins rechte untere Eck des Köpenicker Kastens beförderte. Eine Blaupause für erfolgreiche Nürnberger Angriffe - und nicht die einzige gelungene Aktion des Offensivantreibers.

Dynamische 1,71 Meter

Nach einem erneut vehementen Antritt Dovedans, der aufgrund des niedrigen Schwerpunkts des 1,71 Meter kleinen Niederösterreichers ziemlich großartig aussah, näherte sich dieser in der 70. Minute einem weiteren Torerfolg an. Dovedan nahm nach einem hohen Vertikal-Zuspiel das Leder erst gekonnt mit, dann Berlins Gießelmann mit robustem Körpereinsatz aus dem Zweikampf. Union-Keeper Luthe entschärfte den Flachschuss des agilen Nürnbergers im bedrohten Eck. Berlins Schlussmann war es auch, welcher der quirligen Offensivkraft, die im zweiten Durchgang eine gelungene Arbeitsprobe an die nächste reihte, in der Schlussphase den zweiten Treffer vorenthielt. Etwa, als er bei einem mutigen, aus enormer Entfernung auf den Weg gebrachten Freistoß des 26-Jährigen auf dem Posten war. Oder eine Minute später, als Köpenicks Keeper einen Schuss von Dovedan am linken Pfosten vorbeischaute.

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“Wir können aus der zweiten Halbzeit viele positive Dinge mitnehmen. Wir hatten guten Chancen. Ich hätte auf jeden Fall ein zweites Tor machen müssen“, gab Dovedan nach der Partie auf dem vereinseigenen Video-Kanal zur Kenntnis. Mit seinem Zusatz ("Wir hätten nicht als Verlierer vom Platz gehen müssen") hatte der aus dem Zentrum heraus flexibel agierende Club-Akteur, der den Eisernen an diesem Samstagnachmittag einen echten Härtetest beschert hatte, sicher ebenfalls Recht. Seine Selbstkritik klang dabei jedoch nicht so trostlos wie in der zurückliegenden, für Dovedan besonders trostlosen Saison. Einer Saison, in welcher der ehemalige Heidenheimer oft nicht einer der besten, sondern einer der schlechtesten Nürnberger war.

Beides ist abgehakt, der Pflichtspiel-Auftakt im Pokal - er ist auch für den Österreicher ein Neustart. “Als Spieler freut man sich, wenn der Wettbewerb wieder losgeht. Mit Leipzig erwartet uns natürlich ein sehr schwerer Gegner“, urteilt der Mann, der einst für den Nachwuchs von Red Bull Salzburg, dem im Nachbarland mit Brause-Millionen in die Erfolgsspur gesetzten Pendant der sächsischen Rasenballsportler, spielte, für deren Zweitvertretung und auch das Bullen-Farmteam in Liefering über den Kontrahenten am Samstag (15.30 Uhr, Live-Ticker auf nordbayern.de). Über das Team also, das unlängst noch im Champions-League-Halbfinale stand. Gelungener Club-Start damit ausgeschossen? "Wir werden alles reinwerfen", verspricht Dovedan. Dann werde man - so durfte man vervollständigen - sehen, wie gut er und sein FCN reinkommen in den Pflichtspielbetrieb.

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